Sonntag, 28. Oktober 2012

Kann sich das Universum selbst erschaffen?

“Wenn wir jedoch eine vollständige Theorie entdecken, dürfte sie nach einer gewissen Zeit ... für jedermann verständlich sein, nicht nur für eine Handvoll Spezialisten.
Dann werden wir uns alle – Philosophen, Naturwissenschaftler und Laien – mit der Frage auseinandersetzen können, warum es uns und das Universum gibt. Wenn wir die Antwort auf diese Frage fänden, wäre das der endgültige Triumph der menschlichen Vernunft – denn dann würden wir Gottes Plan kennen.”

Steven Hawking - Schlußsatz von 'Eine kurze Geschichte der Zeit'
Erstaunlich: im Gegensatz zu seiner heutigen Position scheute sich Hawking im Jahr 19881) noch nicht, von einem Plan Gottes zu sprechen.
Der Umstand, dass Astronomen fast täglich neue Exoplaneten entdecken und die Anzahl potenziell bewohnbarer Planeten inzwischen mit “unzählige” angegeben wird, wirft ein neues Licht auf die Frage nach der Entstehung von Leben.

Für Naturwissenschaftler, die ihrer Methodik folgend auf die Einbeziehung übernatürlicher Phänomene bei der Suche nach den Anfängen des Lebens verzichten (müssen), reicht ein “unwahrscheinlicher chemischer Zufall” als Modell für die Abiogenese oft aus. Natürlich sind sie bemüht, Einzelheiten über die Wirkungsweise dieses Zufallsgeschehens herauszufinden.


Doch selbst wenn Leben sich als Zufallsergebnis erweisen sollte (was ich schon für ausgeschlossen halte), bleibt die Frage nach dem Anfang von Allem (=des Universums) bestehen. Als Leben entstand, waren die Bausteine (Atome, Moleküle usw.) und Umgebungsvariablen (ein bewohnbarer Planet oder Mond, Wärme-und Strahlungsquellen usw..) schon lange existent.

Woher aber stammt die Materie, ohne die gemäß naturwissenschaftlicher Betrachtung auch kein Leben entstehen könnte? Noch so ein “unwahrscheinlicher Zufall”, versehen mit nebulösen Bezeichnungen wie Urknall oder "Anfangs-Singularität"?

So hätten jene es gerne, die beinahe gewaltsam eine Schöpfung ohne Schöpfer aufzeigen wollen.

Auf der Suche nach Erklärungen halte ich es für zweckmäßig, den Weg des verstandesmäßigen Ergründens bis an seine Grenzen zu verfolgen. An den Grenzen von Vernunft und Denken stoßen wir sicherlich auf Geheimnisse und Ungewissheiten; mit großer Wahrscheinlichkeit wird vernünftiges Denken von einem bestimmten Stadium an entweder durch irrationalen Glauben oder reinen Agnostizismus ersetzt werden.

Diese Überlegungen fasst Stephen Hawking in seinem Buch ‘Der große Entwurf’ zusammen. Er geht dabei von der Annahme aus, dass das Universum sich selbst erschaffen konnte – genauer gesagt eine ungeheuer große Vielzahl von Universen, unter denen eines war, dass einen lebensfreundlichen Satz Naturgesetze und -konstanten besaß.

Die Frage “Was war vor dem Urknall?” hat durchaus ihre Berechtigung, auch wenn der Mensch dieses Davor gegenwärtig noch nicht berechnen kann. Doch schon in der Antike konnten die alten Philosophen erörtern, ob ein Universum sich selbst erschaffen kann – aus dem Nichts sozusagen.


Ursachen, Wirkungen und ein Universum aus dem Nichts?

Wie erfolgreich unsere wissenschaftlichen Modelle auch sein mögen, stets enthalten sie gewisse Anfangsbedingungen. Beispielsweise setzt die Erklärung eines Phänomens im Rahmen der Physik die Gültigkeit der als gegeben angenommenen Naturgesetze voraus. Doch woher stammen diese Gesetze?

Um die Struktur zu erkennen, nach der Alles – Kosmos, Natur, Mensch, Bewusstsein… – funktioniert, wird man nach ihrem Ursprung suchen. Der so gennannte ‘Urknall’ ist dabei nicht mehr als ein vorläufiger Offenbarungseid, also das Eingeständnis, dass die Naturwissenschaft mit ihren bisher verfügbaren Modellen und Berechnungsweisen nicht über diesen Punkt hinauskommt.
Tatsächlich ist die Forschung noch nicht bis zu diesem Punkt vorgedrungen, sondern nur bis dicht davor…


Der Versuch, das Universum anhand ‘früherer kosmischer Zeiten’ zu erklären, führe in eine Sackgasse, wie u.a. Paul Davies feststellt: Selbst wenn der gegenwärtige Zustand des Weltalls durch seinen Zustand vor einer Milliarde Jahren erklärt werden könnte, werde das unbeantwortete Geheimnis nur um eine Milliarde Jahre in die Vergangenheit verschoben:
Dieser Zustand müsste durch einen noch früheren Zustand erklärt werden… und so weiter. Es bleibt bei dem Gedanken an eine ursprüngliche Ursache, die viele Menschen bis heute als wissenschaftlich nicht erklärbar, also übernatürlich erachten.
Dieses kosmologische Argument wurde oft als Beweis für die Existenz Gottes angeführt. Dabei wurde stillschweigend vorausgesetzt, dass das Universum einen Anfang hatte.


Fraglich ist, ob ein übernatürlicher Akt (“die erste aller Ursachen”) nötig ist, damit das Weltall beginnt. Alternativ müsste ein schon immer existierendes Universum sich zyklisch wiederholen…und zwar endlos (und wohl ohne substanziellen Fortschritt, der in umgekehrter Richtung einen Anfangspunkt bedingen würde). Oder es existiert ein Multiversum, dessen Gesamtsubstanz fortwährend neue Universen hervorbringt und alte Welten vergehen lässt wie zerplatzende Blasen auf einem Lava-See, nur 'um einiges' langsamer.


Für Davies geht die absolute Zyklizität mit einem deutlichen Fatalismus einher, der sich besonders in dem hinduistische System sehr langer Zyklen zeige, aber auch in den Kosmologien der Babylonier, Ägypter und Maja.
Dem stehe die jüdisch-christlichen Tradition gegenüber, nach der Gott die Welt zu einem bestimmten Augenblick willentlich erschaffen hat und diese sich seitdem entfaltet
(einschließlich einem feurig brodelnden Strafort namens Hölle, warum nur wird dieser unerfreuliche Part bei solch wertenden Vergleichen so gerne geschlabbert?).
“Diese Religionen sind deshalb durchdrungen von einem Gefühl für einen sinnvollen geschichtlichen Ablauf – Sündenfall, Bundesschluß, Fleischwerdung und Auferstehung, Wiederkehr –, der in krassem Gegensatz zur griechischen Vorstellung der ewigen Wiederkehr steht.”
Der jüdisch-christliche Schöpfungsglauben etwa geht von einer vollständigen Trennung und Unabhängigkeit des Schöpfers von seiner Schöpfung (=Transzendenz) aus. Unklar bleibt die Motivation Gottes im A.T., aus der heraus er die Schöpfung in Gang setzte. Ebenso lassen die beiden ersten Verse im Buch Genesis Raum für die Annahme, dass dem Tohu wabohu (‘Irrsal und Wirrsal’) ein anderer, geordneter Zustand vorausgegangen sei.
Ohne jetzt sehr weit in die theologischen Aspekte der Ursprungsfrage abzugleiten, teile ich die den Religionen gemeinsame Auffassung, dass Ursprung und Entwicklung von Allem ausdrücklich nicht (allein) dem Zufallsprinzip folgt, sondern einer bestimmten Ordnung und Zielgebung unterliegt.
Am Vorhandensein der Makrovolution ist kaum mehr zu rütteln, doch damit werden die Ursprungsfragen mE nicht 'ohne Gott' beantwortet... diese ganze Ursuppenschleim-Thesen als Grundlage einer der biologischen Evolution vorgeschalteten chemischen Evolution halte ich für so phantastisch wie die SciFi-Bücher von Arthur C. Ckark (die übrigens auf diesen Thesen von der spontanen Urzeugung bei geeigneten Bedingungen zurückgreifen).


Stephen Hawking hingegen erachtet spontane Erzeugung als Grund für das Universum als wahrscheinlich. Die Frage, was vor dem Urknall war, werde damit ebenso unsinnig wie die Frage, was südlich des Südpols liegt.
Mir erscheint diese Sichtweise wie die eines Einzellers, der niemals die Begrenztheit z.B. des Aquariums erfassen wird, in welchem er sich aufhält. Was sich außerhalb dessen befindet, ist für eine Mikrobe auch nicht relevant, sie wird nie dort hingelangen. Weil sie einen begrenzten Teil des Ganzen aus ihrer Perspektive für das All(es-was-ist) hält, wird sie das Wesen von Allem niemals erfassen, weder räumlich noch zeitlich noch sonstwie.

Uns Menschen, auch den Naturwissenschaftlern, ergeht es im Grunde doch nicht anders. Wir können nicht hinter die Grenzen des uns umgebenden Universums blicken. Resultierend sind alle menschlichen Schlussfolgerungen, Theorien und Modelle so perspektivisch begrenzt wie die des Einzellers – nur die Skala ist eine andere.

Macht man sich diesen Umstand bewusst, gelangt man m.E. zwangsläufig zu der Erkenntnis: wir können die Frage nach dem Ursprung von allem weder beantworten noch zeitlich einordnen. Die Wissenschaftsgeschichte erweist sich folgerichtig als Geschichte von Irrtümern und Neubewertungen – ich vermag keine Anzeichen zu erkennen, dass die gegenwärtige Physik mit Einstein, Hubble und Hawking erstmals letztgültige, unverrückbare Wahrheiten gefunden hat.
Hawking vertritt dagegen die Ansicht, dass Gott bei der Entstehung der Welt nicht beteiligt war. Sie habe sich nach den Gesetzen der Physik selbst erschaffen:
“Weil es die Gesetze der Schwerkraft gibt, hat sich das Universum aus dem Nichts selbst geschaffen.”
Wie wirkte sich die Schwerkraft auf das Nichts aus? Und Woher aber diese Gesetze stammen, verrät auch das ‘Genie unserer Zeit’ nicht. Lese ich Schlagzeilen wie Hawking versetzt Gott den Gnadenstoß”, dann wachsen meine Bedenken, dass Selbstüberschätzung und Vermessenheit ein Grund dafür sein könnten, dass uns ‘wirkliche Wahrheiten’ weiterhin verborgen bleiben.
Jedem bewussten Individuum bleiben persönliche Überzeugungen unbenommen, die letztlich erfahrungsbedingt sind. Meine Erfahrung und das wenige an erworbenem Wissen zeigen mir, dass nicht Nichts aus Nichts entsteht:
“Setzt man die Logik und die bekannten Naturgesetze voraus, dann gibt es keinen Grund, anzunehmen, dass im Universum aus Nichts etwas entstehen kann.” V. Dittmar
‘Übernatürliches’ war in der Vergangenheit oft das Resultat einer Projektion des Unverstandenen - der Erkenntnisgewinn der letzten 100 Jahre sollte uns inzwischen eigentlich davor bewahren, alles als ‘übernatürlich’ zu klassifizieren, was wir immer noch nicht verstanden haben. Ein stetiges Vermischen natürlicher und übernatürlicher Ursachen führt zu Verwirrung und Unsicherheit – auch wird man damit m.E. dem Schöpfer von Allem nicht gerecht, so es ihn denn gibt.
Die Installation des Prinzips von Ursache und Wirkung legt nahe, dass keine Gottheit dann und wann in die Naturgesetze eingreift. Solche Eingriffe würden dieses ‘System’ an sich infrage stellen – und sie hätten den Beigeschmack von Willkür (auch wenn dies von strenggläubigen Menschen anders aufgefasst wird).


Von der Kausalität mit vermeintlich absoluter Gewissheit auf einen Schöpfergott zu schließen, wäre gleichfalls inkonsequent und ’unlogisch’. Wir dürfen m.E. lediglich annehmen, dass es immer eine oder mehrere Ursachen gibt, die ihrerseits Kausalketten auslöst.-- 


Nun möchte ich versuchen, mich der Frage nach dem Ursprung von allem von einer anderen Seite etwas mehr anzunähern. Beantworten kann ich sie natürlich nicht, aber das war ja wohl klar. 😉


Die Natur der persönlichen Realität

…ein Themenwechsel, der keiner ist. Die naturwissenschaftliche Sicht schließt von ‘außen nach innen’, d.h. der naturalistisch denkende Mensch betrachtet sich als Produkt der ihn umgebenden Welt.
“Wir hegen eine mechanistische, deterministische Weltensicht, bestimmt und bestätigt durch uns umgebende Geschehnisse des Alltags.” S. Camejo

Was aber, wenn es genau umgekehrt wäre, d.h. wenn die äußere Welt ‘in Wahrheit’ als das Produkt unseres Geistes entstünde?


Alle Realitätsaspekte - Urknall, Universum, biologisches Leben und deren Ursprünge - ordnen sich dem Filterprinzip unter, durch das wir 'unsere' Wirklichkeit wahrnehmen bzw. projizieren. Wie also ist unsere persönlichen Realität beschaffen, wie kommt sie zustande?
Ein objektives Erkennen scheint diesbezüglich ausgeschlossen, auch wenn ‘äußere’ Wirklichkeitselemente mit wissenschaftlicher Akkuratesse beschrieben werden können.


Darüber hinaus kann es lediglich Wirklichkeitsmodelle geben, die eine unterschiedlich große Schnittmenge zu dem aufweisen, was jeder von uns als die eigene Wirklichkeit auffasst.


Eines dieser Modelle,für mich persönlich wohl das plausibelste und am ersten kohärente Realitätsmodell2), wird von Jane Roberts in ihren Büchern über SETH dargelegt. Als Einstieg sei das Buch "Gespräche mit Seth- von der ewigen Gültigkeit der Seele" empfohlen.

„Seth“ bezeichnet sich als „multidimensionaler Energiepersönlichkeitskern“, der die Folge menschlicher Inkarnationen durchlaufen habe und nun den Menschen von einer höhere Realität aus als Lehrer zur Verfügung stehe. Er, Seth, habe durch Jane Roberts als Medium mit anderen Menschen kommuniziert; er selbst sei nicht länger in der physischen Form zentriert. Im Gegensatz zu uns besitzt Seth keine physische Existenzform (d.h. keinen Körper) mehr, was er klar als Vorteil herausstellt. Doch auch wir Menschen seien nicht unser Körper, sondern komplexes Bewusstsein, das mittels mehrerer Körper verschiedene Erfahrung durchlaufe.


Ob man 'Seth' als eigenständiges Individuum oder vielleicht doch eher als Selbst- Projektion der Autorin betrachtet, ist von untergeordneter Bedeutung. Ich halte beides für denkbar. 

Von besonderem Interesse (für mich) ist dagegen die Beschaffenheit und Entstehung der persönlichen Realität, die 'Seth' als die seine beschreibt und von der er uns hoffnungsvoll ankündigt, jeder von uns befinde sich in einer Entwicklung, die uns auf seinen ‘Level’ führe. Laut Seth existiert eine Vielzahl von belebten Dimensionen (Parallelwelten?) nebeneinander:

“Es gibt ebensowenig nur eine Dimension, die von nichtphysischem Bewusstsein bewohnt ist, wie es auf eurem Planeten nur ein Land gibt oder nur einen Planeten in eurem Sonnensystem."
Wesentlich für das Verständnis von Seth’s Sichtweise ist der Ausgangspunkt, dass es keine objektive Realität gibt - außer der durch das Bewusstsein geschaffenen. Stets erzeuge das Bewusstsein die Form - und niemals umgekehrt.
Somit lasse sich Realität sehr wohl als ein bildhaftes Produkt des eigenen Geistes auffassen. Auch die Quantenmechanik liefert Ansätze zumindest dafür, dass ein Beobachter seine Realität (mit-)gestaltet. Bei näherem Interesse einfach mal im Web nach Quantenmechanik und Doppelspalt-Experiment suchen...

Falls wir Menschen unsere Realität tatsächlich selbst erschaffen, geschieht dies außerhalb dessen, was wir bewusst wahrnehmen und steuern. Wie das funktioniert? Seth liefert hierzu eine erstaunlich anschauliche Vorstellung:
"Unsere Gedankenmuster bringen unsere subjektive Realität hervor, indem unsere die materielle Wirklichkeit um uns herum als ein vollkommenes Abbild unserer inneren Wünsche und Gedanken erzeugt wird, freilich auf einer unbewussten Ebene. Gegenstände existieren danach nicht unabhängig von uns, sondern sie sind die Manifestationen (d.h. Materialisierungen) unseres eigenen Selbst."
Folglich ist es entgegen unserem üblichen Eindruck nicht die materielle Form, welche den Rahmen für Dauer und Beständigkeit vorgibt.
Der menschliche, physische Leib werde in jedem Augenblick von uns selber geschaffen – als direktes Ergebnis unser inneren Vorstellung von uns selbst. Bleibt die Vorstellung unverändert, was bei den meisten Menschen der Fall ist, entstehe auch kein Impuls zur Veränderung der Körperlichkeit. 
 

Wenn das wahr wäre…

Es ist offensichtlich, wie sehr diese Sicht der Wirklichkeit von unserer alltäglichen Wahrnehmung divergiert, laut der wir in eine äußere Wirklichkeit hineingeboren wurden, die wir weitgehend so hinnehmen müssen, wie sie nun mal ist. Leid und Freude, Krankheit und Tod, vielleicht sogar 'Glück oder Pech' fassen wir als Konstanten unserer Realität auf, in der uns nur ein keiner Gestaltungsspielraum zu bleiben scheint.


Die Konsequenzen wären weitreichend, würde sich herausstellen, dass Seth mit seiner Beschreibung der persönlichen Realität richtig liegt. In diesem Fall wären wir für alles, was uns widerfährt, in hohem Maße selbst verantwortlich.

Die eingangs erörterten Fragen nach dem Ursprung der materiellen Welt ließen sich innerhalb dieses Paradigmas beantworten – wenn auch auf völlig unerwartete Weise: ‘Seth’ formt die Bilder 
selbst (im schöpferischen Zusammenwirken mit anderen seiner Spezies), mit denen er sich jeweils zu umgeben wünscht - kann dies auch für uns Menschen zutreffen?
Das Bewusstsein als Ausgangspunkt von Allem würde in unserem Falle jedenfalls nicht zutreffen: falls wir unsere Realität selbst erschaffen, geschieht dies außerhalb dessen, was wir bewusst wahrnehmen und steuern.

Das schließt jedoch nicht aus, dass die gesamte von uns wahrgenommene Realität das Produkt eines Geistes ist – und genau hier kommt für mich persönlich wiederum Gott ins Spiel. Kann es sein, dass Gott – als Begriff eines schöpferischen und lehrenden Geistes – uns eine Sandbox zur Verfügung stellt, also Spielwiese, auf der wir lernen, reifen und uns weiterentwickeln sollen – bis wir vielleicht selbst imstande sind, unsere eigene Realität in unserem Bewusstsein entstehen zu lassen…?

Siehe auch

Mit den Ausführungen von Roberts bzw. ‘Seth’ habe ich mich an anderer Stelle etwas ausführlicher befasst:

Anmerkungen

  1. 1988 ist jedenfalls das Auflagejahr meines Exemplars des o.a. Buches
  2. Auch die Intention, die Roberts bzw. Seths Ausführungen erkennbar zugrunde liegt, ist für mich mitentscheidend, weshalb ich sie in mancher Hinsicht für richtungsweisend erachte:
"Ihr braucht daher den Tod nicht zu fürchten. Und ich, der ich mehr Tode gestorben bin, als mir zu erwähnen lieb ist, schreibe dieses Buch, um euch das zu sagen."

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Die Suche nach außerirdischem Leben

Arte Doku (2012)

Bei ihrer Suche nach möglichen Lebensformen außerhalb unserer Erde haben die beteiligten Organisationen gleich mehrere Eisen im Feuer: Nicht nur Mars wird derzeit intensiv untersucht.


Die nachfolgende Dokumentation liefert einen recht umfassenden Überblick über den Stand der Suche und erste Erkenntnisse bzw. Interpretationsversuche.





Sonntag, 21. Oktober 2012

"Warum Religion überflüssig ist"

"Das Ende des Bösen", ein Buch von Rolf Degen

Wer sich als Journalist oder Buchautor für so eine Überschrift entscheidet, kann sich eines Teilerfolges gewiss sein: er wird in hohem Maße polarisieren. Manchmal beschleicht mich der Eindruck, dass damit auch schon die Hauptintention des betreffenden Machwerks erfüllt ist.

Ein sachlicher Titel hätte schlicht "Die Naturwissenschaft entdeckt das Gute im Menschen" lauten können - zu langweilig? Kommt wohl auf die Zielgruppe an. "Die Menschen haben das Gute geerbt und nicht erlernt – das ist die These des Buches "Das Ende des Bösen" von Rolf Degen. 

Das Werk enthalte mindestens soviel atheistischen Sprengstoff wie die Bücher von Dawkins oder Christopher Hitchens, so die Beschreibung einer gleichnamigen Rezension auf Welt Online.
Um es kurz zu machen: die Rezension wird dem Buch nicht gerecht, weil sie mit platten Überschriften einen verzerrten Eindruck vermittelt: "Denn wenn der Mensch gut ist, wovon soll er erlöst werden?" Jeder Affe weiß, welcher Artgenosse ihm half Hmm...eine einzige Nachrichten-Sendung scheint mir als Beweis oder Indiz mehr als ausreichend zu sein für die Feststellung bzw. Wahrnehmung, dass der Mensch sicher nicht pauschal 'gut' ist. 

Ebenso wenig ist er per se 'böse' - daher halte ich verallgemeinernde Aussagen für unzutreffend, wie etwa
"Alle Lebewesen sind Egoisten, gesteuert von Genen, die sich reproduzieren wollen"

Verallgemeinerungen zeugen zudem selten von einem klaren Blick... Von der Fauna auf ethische Verhaltensnormen beim Menschen zu schließen, halte ich für denkbar unangebracht. Im Tierreich sind Verhaltensabläufe in weitaus höherem Maße instinktgesteuert als beim Menschen. Allenfalls einige Primaten und vielleicht noch Wale und Elefanten verfügen über rudimentäre Ansätze bewusster Verhaltensäußerungen. 
Dass ich mir dieses Buch dann doch spontan als ebook (ISBN 978-3492050319, für unter 5 € bei einschlägigen Anbietern zum Download erhältlich), ist ganz sicher nicht auf die o.a. Rezension zurück zu führen, sondern auf weitere Hinweise im Web, z.B. hier).

Die Thematik des Buches ist viel zu weitläufig, als dass sie sich hier umfassend abhandeln ließe. Einige Vorüberlegungen stelle ich dennoch an:
  • Ausgehend von ethisch-moralischen Kategorien bin ich der Auffassung, dass genetische Determination allenfalls einen von mehreren Bestimmungsfaktoren für das moralische Leitbild eines Menschen darstellt. Die Komplexität zeigt sich schon bei der subjektiven und m.E. unvollkommenen Definition dessen, was als richtig oder falsch bewertet wird.
Auch wenn hier sicherlich ein Grundkonsens bestehen kann (selbst Gewaltfreiheit wird leider nicht von allen Menschen als erstrebenswert erachtet), gelangt doch ein jeder zu seiner persönlich-individuellen Verhltens- und Bewertungssystematik.
  • Diese moralische Skala unterliegt einem stetigen Wandel: was ich mit 18 oder 20 für richtig oder wenigstens 'annehmbar' gehalten habe, sehe ich heute mitunter ausgesprochen kritisch. Diese Veränderung entspringt jedoch nicht ausschließlich meinem Inneren, sondern sie wird zugleich von gesellschaftlichen Entwicklungen mit beeinflusst. Zum Beispiel hat sich die Sexualmoral nachweislich seit den 80er und 90er Jahren drastisch verändert, u.a. infolge der Erkrankungen HIV bzw. AIDS.
Allein daran scheint sich zu zeigen, dass nicht allein die genetische Festlegung für moralisches Handeln zuständig ist.-

  • Legt man den Fokus auf eine ganze Spezies, gelangt man zu einer völlig anderen Einschätzung, als wenn man die zu einer Gattung zählenden Individuen vergleichend betrachtet. Folglich sehe ich wenig Sinn darin, eine uralte Kontroverse zu zementieren. Der o.a. Artikel greift die beiden Positionen so auf:
Die Pro-Religion-Fraktion: Ohne Gott würde Mord und Totschlag herrschen, tönt es von den Kanzeln. Erst durch Moses mit den 10 Geboten sowie einer Fülle von Gesetzen und später durch Jesus seien aus Wilden humane Wesen geworden. Deren Bereitschaft zur Nächstenliebe wurde ihnen lt. dieser Annahme zunächst mehr oder weniger aufgezwungen ... diesbezügliche Einsichten kamen ihnen erst später. (Was ist eigentlich mit den anderen Religionen?)
Die 'Nix Gott, Alles ist Zufall'-Fraktion: Das Gute gab es schon vor Moses - Sozialverhalten und 'Güte' sind in unseren Genen angelegt. Zweifel am segensreichen Wirken der Gottesverehrung sind Zweifel angebracht, zumal in mehreren Gegenden religiöse Auseinandersetzungen in gewaltbetonte Konflikten eskalieren.

Weiterlesen:


Universum - Grenzen des Lichts

Dokumentation (ORF)


Samstag, 13. Oktober 2012

Ewige Hölle oder Allversöhnung?


“Höllenpredigten! Da schauert es uns. Und Gott sei Dank, es gibt sie ja auch kaum noch. Ich selbst kann mich nicht erinnern, jemals über die Hölle gepredigt zu haben.”
…heißt es hier in einer christlichen Predigt. Haben sich denn die großen Kirchen von ihrem einzigen Drohinstrument, das Aufklärung und Säkularisierung überstanden hat, verabschiedet?





Sonntag, 7. Oktober 2012

Schattenleben in der Mikrobensphäre: wie oft entstand Leben?

Ausgehend von der Frage, wie wahrscheinlich extraterrestrisches Leben im Sonnensystem wohl sein mag, bin ich auch bei der Überlegung gelandet, dass unsere Erde schließlich auch zu diesem Sonnensystem gehört (ach…).
Der Nachweis eines biologischen Determinismus (s.o.) lässt sich womöglich hier auf der Erde führen werden: Wenn Leben unter terrestrischen Bedingungen wirklich ‘automatisch’ entsteht, geschah das hier vielleicht mehrfach – völlig unabhängig voneinander.


Bisher hat der Stammbaum aller Arten eine gemeinsame Wurzeln – wir kennen eine ‘Grundform’ des Lebens, sie basiert auf dem in der DNS fixierten genetischen Code und verwendet ein einheitliches System zum universellen Energietransfer.
Doch falls Leben mehrmals entstand, gäbe es mehrere Stammbäume.

Spektrum der Wissenschaft befasste sich im April 2008 (vollständiger Artikel als PDF) mit den Thesen von Paul Davies. 
Kein Planet ist schließlich erdähnlicher als die Erde selbst.
Unter ‘Aliens’ versteht Davies also alle fremdartige Lebensformen unabhängig von ihrer Herkunft – d.h. Organismen, die sich von allem Bekannten grundlegend unterscheiden. Kann man dann aber noch von Leben sprechen?
Eine allgemein anerkannte Definition von Leben ist nicht unproblematisch (was ist z.B. mit Viren? Mein Bio-Lehrer vertrat damals die Auffassung, dass Viren ‘gelebt werden’). Einigkeit besteht darin, dass zwei Kriterien unabdingbar sind: Stoffwechsel und Fortpflanzung. Hinzu kommt eine selbstständige Lebensfähigkeit.

‘"Braucht das Leben wirklich Proteine?", lautete eine von Benners1) provokanten Fragen. Es gebe Hinweise, dass Urzeit-Mikroben nur mit Hilfe von Ribonukleinsäure (RNA) und ohne Proteine ausgekommen seien. Auch die Suche nach Leben auf dem Mars könnte laut Benner bisher an solchen Definitionsfragen gescheitert sein.’ (aus ‘Forscher suchen Überlebende kosmischer Crashs, SPIIEGEL online, Feb. 2009)
Als 1976 die Mars-Sonde "Viking"-Sonde nach Leben suchte, hatte man sich lediglich auf Leben auf Basis von Kohlenstoffbasis konzentriert – durch derartige Begrenzungen nimmt die Forschung eventuell einen zu selektiven Standpunkt ein.
Es bestehe die Gefahr eines "Kohlenstoff-Chauvinismus".
In jedem Fall müssten auch die Exoten – vermutlich wären sie mikroskopisch klein – sich ernähren (mit Energie versorgen) und Nachkommen erzeugen. Mögliche Indikatoren für solche ‘Aliens’:
  • Gesteinsmodifikationen oder mineralische Ablagerungen, die sich nicht auf bekannte Organismen zurückführen lassen.
  • Uralte Mikrofossilien könnten zudem ungewöhnliche organische Moleküle enthalten, wie sie vertraute Lebensformen nie herstellen.
  • Chiralität: Alle bekannten Organismen haben linksdrehende Aminosäuren und eine rechtsdrehende DNA-Doppelhelix. Das könnte bei alternativen Formen, eine eigenständigen Evolution durchlaufen haben, umgekehrt sein.
  • Extrem anders wäre fremdes Leben, wenn Silizium statt Kohlenstoff als Grundbaustein verwenden würde. Auch Silizium-Atome können sich zu Ringen und langen Ketten zusammenzuschließen, die als Grundgerüste für Biomoleküle taugen (vgl. Isomerie). Ein gemeinsamer Ursprung silizium- und kohlenstoff basierter Organismen erscheint aus heutiger Sicht ausgeschlossen.
  • Auch die aufblühende Forschung über künstliches Leben kann Hinweise auf mögliche Eigenschaften fremder  Lebensformen liefern.Aliens Anregungen bieten

Existiert bis heute eine eine ‘Schattenbiosphäre’?
Der Begriff der Schattenbiosphäre bezieht sich auf die These, dass alternative Lebensformen bis heute im Verborgenen überlebt haben. So abwegig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, ist dies nicht: Dass die Exoten  bis heute unentdeckt geblieben sein könnten, hängt mit dem Umstand zusammen, dass die meisten Organismen auf der Erde Mikroben sind – also für das menschliche Auge nicht sichtbar.
Selbst mikroskopische Untersuchungen verraten nur wenige spezielle Eigenheiten der Winzlinge.

Um zweifelsfrei zu ermitteln, ob ein Organismus zu ‘unserem’ Stammbaum, muss dessen Erbgut untersucht und wenigstens zum Teil sequenziert werden.
Bei der DNA-Sequenzierung wird die Nukleotid-Abfolge in einem DNS-Molekül bestimmt. Von 1995 bis 2010 wurde das Genom von gut 1000 verschiedenen Organismen analysiert werden…damit wird die Dimension der Aufgabenstellung etwas klarer…
Bislang war noch kein Organismus fremden Ursprungs dabei (bezogen auf die o.a. biochemischen Hauptmerkmale aller bekannten Lebensformen). Allerdings sind die bis heute entwickelten Methoden und Instrumente zur Analyse neu entdeckter Organismen
darauf ausgelegt, ‘herkömmliches’ Leben zu erkennen und zu untersuchen. Für eine fremdartige Biochemie sind sie potenziell ungeeignet.

Sind Mikroben vorstellbar, deren Erbinformation nicht durch die ATCG-basierten Nukleinsäuren DNS/RNS codiert sind?
Das Red Rain –Phänomen, der “Rote Regen von Kerala” (2001 und im Juli 2012, siehe hier in deutscher Sprache gefunden, von grenzwissenschaftlichen Themenseiten abgesehen) soll zwar im Zusammenhang mit unerkannten Molekularkompositionen, die keine DNS enthalten, stehen. Auch CNN berichtete kurz darüber: Mysterious red cells might be aliens
"If it's true that life was introduced by comets four billion years ago," the astronomer says, "one would expect that microorganisms are still injected into our environment from time to time. This could be one of those events."Doch aus dem wenigen, was als seriös bezeichnete Quellen darüber geschrieben haben, tippe ich einstweilen auf ein biologisches Abfallprodukt.
 Untersucht werden Ökosysteme, die vom Rest der Biosphäre weit gehend isoliert erscheinen – dort lassen sich Mikroben aufspüren, die ohne Licht, Sauerstoff und organische Produkte anderer Organismen überleben. Nun verändert man die Lebensbedingungen so, dass irdische Organismen sie nicht mehr aushalten. Sollte anschließend noch biologische Aktivität nachzuweisen sein, könnte dies ein Hinweis auf fremdes Leben sein.
Dass Einzeller extreme Lebensbedingungen bevorzugen, ist alleine noch kein solcher Hinweis. Denn auch diese Extremophilen haben dieselbe Biochemie.

"Allein eine fremde Biochemie würde uns die andere Lebensform verraten."
Nicht wenige Wissenschaftler vertreten die Ansicht, das Leben habe mehrmals begonnen und wurde durch Meteoriteneinschläge immer wieder ausgelöscht. Doch ist ebenso denkbar, das einige dieser Meteoriten erst das Leben mitbrachten – in Gestalt eingefrorener Einzeller, die sich auf der Erde vermehrten und im Laufe der Zeit weiter entwickelten.
Die Entdeckung solcher Mikroben (aus jeder der beiden Entstehungsvarianten) würde “auf einen Schlag die Frage beantworten, ob wir allein im All sind", sagt Paul Davies, "Wir hätten damit praktisch bewiesen, dass es im All von Leben wimmeln muss."

Zwei grundverschiedene Ansätze…
…konkurrieren darum, wie der Beginn von Leben erfolgt.
  • Der einen Theorie zufolge vermag Leben mit einer plötzlichen Transformation einzusetzen – “vergleichbar mit einer einem physikalischen Phasenübergang”. Der Auslöser bestehe darin, dass in einem System die chemische Komplexität eine bestimmte Schwelle übersteigt.
    Das System muss keineswegs um eine einzelne Zelle handeln: ein primitives Leben mag einst aus einer Zellgemeinschaft erwachsen sein, die Stoffe und Informationen austauschte. Autonomie
    gewannen entstand erst später.
  • Nach der zweiten Theorie verläuft der Übergang von reiner Chemie zur Biologie allmählich und so kontinuierlich, dass keine scharfe Grenze zwischen Leben und unbelebter Chemie gezogen werden kann. Damit hätte es auch keinen speziellen Moment als Anfang des Lebens gegeben.
Und damit landen wir erneut bei der Definitionsproblematik: Ist es zweckmäßig, wenn dem Phänomen Leben mindestens eine exklusive Eigenschaft zugesprochen wird? Im Interesse einer klaren Abgrenzung von rein chemischen Vorgängen jedweder Komplexität ließe sich z.B. festlegen, dass Leben bestimmte Arten von Information speichert und verarbeitet.
“Definiert man Leben aber eher vage über so etwas wie organisierte Komplexität, dann verlieren sich die Wurzeln leicht in der Sphäre reiner komplexer Chemie.” Paul Davies
Letztlich dreht sich alles um die Ausgangsfrage: War die Entstehung von Leben auf der Erde ein einzigartiger, kaum wiederholbarer Zufall2) ? Oder entsteht Leben zwangsläufig, sobald eine lebensfreundliche Umgebung zur Verfügung steht?
Die schnellste Antwort auf diese Frage könnten Versuche liefern, synthetisches Leben im Labor zu erschaffen.
"Dann", meint Davies3) , "wissen wir, ob man nur die richtigen Zutaten zusammenrühren muss, damit Leben entsteht".
Siehe auch:
  • Chemische Evolution – kurzer Überblick und Literaturangaben v. Christian Neukirchen
  • ‘Mikrobiologie’ aus der Reihe ‘Taschenlehrbuch Biologie’ , Katharina Munk (sehr detailliert und ohne Vorkenntnisse nicht durchgängig auf Anhieb zu verstehen)
---
Anmerkungen
1)Steven Benner von der Foundation for Applied and Molecular Evolution
2)Als Argument gegen jede Zufallsthese reicht m.E. schon eine Grafik aus, die sozusagen als Rückgriff auf die Vielzahl der Einzelschritte einer chemischen Evolution auf Kohlenstoffbasis visualisiert:


Entstehung und Funktion von Biomolekülen (Quelle: Wikipedia)

3) Zentrale Überlegungen wurden, soweit keine abweichende Quellenangabe existiert, dem Artikel “Aliens auf der Erde?” von Paul Davies entnommen, erschienen in der SdW-Ausgabe 04/2008.
Der Artikel kann kostenfrei als PDF abgerufen werden.

Extraterrestrisches Leben im Sonnensystem “immer wahrscheinlicher”

Zu meiner Schulzeit, also in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, waren sich alle ‘Exporten’ ganz sicher: In unserem Sonnensystem gibt es Leben, klar. Und zwar auf der Erde und sonst wonirgends.

Damals glaubten die meisten der Biologen, das Leben hätte seine Existenz einem chemischen Zufall zu verdanken – dieser sei jedoch von so geringer Wahrscheinlichkeit, dass es sich im gesamten Universum nicht wiederholt haben dürfte.

Spätestens um die Jahrtausendwende setzte dann ein weitreichendes Umdenken ein – vor knapp 15 zehn Jahren bezeichnete der Biochemiker und Nobelpreisträger Christian de Duve Leben eine “kosmische Zwangsläufigkeit” und der Chemiker Robert Shapiro spricht sogar von einem biologischen Determinismus!

  • Harald Zaun nannte im Oktober 2002 auf Heise.de gleich mehrere Kandidaten, für die einzelne US-Forscher Umweltbedingungen vermuteten, welche die Entstehung von Organismen begünstigen können.

Auf dem Mars, auf dem Saturnmond Titan, in der Atmosphäre der Venus sowie auf dem Jupitermond Europa hielten Astrobiologen es nicht mehr für ausgeschlossen, dass primitive Lebensformen eine extraterrestrische Nische gefunden hatten. So verglich Richard Greenberg von der University of Arizona in Tucson das Europa-Eismeer mit dem irdischen Arktischen Ozean und vermutete darin Organismen.

  • Sogar der als ‘Alien-Skeptiker’ bekannte TV-Professor und Kosmologe Prof. Harald Lesch kommt angesichts der zwischenzeitlichen Entdeckung von mehr als 500 Exoplaneten zu einer Neubewertung:

"Ja, es gibt sie, und wir werden sie finden. Dass es im All Leben gibt, dafür sind wir Menschen das allerbeste Beispiel, denn unser Planet ist ein Teil des Universums."

“Grenzenloser Optimismus und bizarre Theorien”

Plötzlich galt es nicht mehr als Spinnerei, von mikrobiotischem Leben auf anderen Planeten und Trabanten des Sonnensystems zu sprechen. Allerdings machten solche Vermutungen nicht an rationalen Grenzen halt: auch über intelligentes Leben auf Mars, Europa und Co. wurde laut nachgedacht. Andere rechneten ein wenig und kamen auf mögliche “30 Milliarden Erden in unserer Milchstraße”.

Als die beiden Astronomen Tegler und Romanishin 1998 feststellten im Kuiper-Gürtel  zwei sehr unterschiedliche Typen von Asteroiden nachwiesen und zeigten, dass eine Klasse davon extrem rötlich gefärbt ist, wurde bald die These laut, diese Färbung sei eine Folge von biologischer Aktivität.

Ähnlich argumentiert der Astro-Geophysiker Brad Dalton in Bezug auf rötliche Risse auf der Oberfläche des Jupitermonds Europas Kruste - ‘gefrorene Bakterienkolonien’,vermutet er.

Vor einem Jahr (2011) kam eine neue Nasa-Studie zu der Einschätzung, dass unterirdisches Leben auf dem Mars nicht auszuschließen sei: Lebensformen auf dem Mars könnte bis in bestimmten Schichten unter der Oberfläche bis heute überlebt haben. Dies ergibt sich aus der Analyse von Bildern von Marssonden.
(Vgl.
Rinnsale im roten Sand, SPIEGEL online,2011)

Und nun (2012) entdeckt der Marsrover „Curiosity“ hat ein ausgetrocknetes Flussbett und vom Wasser geformte Kiesel gefunden:

 

Auch gemessene Wetterdaten – durchschnittlich bis zu sechs Grad Celsius am frühen Nachmittag zur Mars-Zeit sind interessant – der Mars-Winter ist offenbar viel wärmer als bisher angenommen wurde.

Vorläufiges Fazit der NASA: Der Rote Planet könnte einst bewohnbar gewesen sein.

 

Extraterrestrisches Leben im Sonnensystem
(BBC exklusiv, 28 min)

 

Zu hohe Erwartungen?

Wo Wasser ist, da ist auch Leben”, behauptet nicht nur Uri Geller, sondern auch mancher Enthusiast in Sachen Exobiologie. Ich halte diese Annahme in dieser absoluten Form für nicht zu treffend, denn Leben nach unseren Vorstellungen braucht bestimmte anorganische Basismoleküle, die neben mehr als Sauerstoff und Wasserstoff, vor allem aber weitaus komplexere Molekülstrukturen als H2O. Allerdings ist Leben ohne das Vorhandensein von Wasser nur schwer vorstellbar.

Und an welche Lebensformen denken jene Forscher, wenn sie Leben auf dem Mars als ‘nicht auszuschließen’  bis ‘relativ wahrscheinlich’ bezeichnen?

Jedenfalls keine mehrzelligen Lebewesen, soweit ist man sich noch einig. Es wäre schon eine Sensation, auf dem Mars oder einem der anderen Kandidaten auch nur Mikrosphären oder Protein-Protozellen vorzufinden. Das sind kleine, kugelförmige Molekülaggregate, die als bedeutender Entwicklungsschritt während der Entwicklung des Lebens gelten.

Schon dafür müsste eine chemische Evolution stattgefunden haben wie vermutlich vor etwa 4,2 bis 3,8 Milliarden Jahren auf der Erde. Die “Entstehung sich selbst replizierender und variierender chemischer Informations-Systeme” setzt wiederum voraus, dass die günstigen Bedingungen, die vielleicht mal auf dem Mars existiert haben, lange genug anhielten.

Spontan entstehen lediglich einfache Biomoleküle, die dann Vorstufen komplexerer Biomoleküle bilden könnten (vgl. Miller-Urey-Experiment, 1953). Schon dafür muss weit mehr vorhanden sein als ‘nur’ Wasser: Temperatur, Atmosphäre, Strahlung (UV-Licht) usw.

Sidney W. Fox zeigte 1957, dass Aminosäuren bei gleichzeitiger Erwärmung dazu gebracht werden konnten, sich miteinander zu sog. Polypeptiden zu verbinden. Diese formten kugelförmige Hohlkörper und durch Selbstaggregation bildeten sich durch membranartige Hüllen und es entstanden Mikrosphären. Diese bilden unter geeigneten Bedingungen neue Mikrosphären auf ihrer Oberfläche. Obwohl sie in ihrem Erscheinungsbild Zellen ähneln, handelt es sich nicht um lebende Systeme: sie können sich nicht exakt reproduzieren und enthalten kein genetisches Material, dass sie an ihre ‘Nachkommen’ weitergeben könnten.

Entscheidend für die Entwicklung des Lebens waren sie vermutlich insofern, als sie ein membranumschlossenes Volumen zur Verfügung stellten, das sich in Vorformen einer Zelle entwickeln konnte.

Allein für diese Anfangsetappen, die keineswegs schon einfachste Lebensformen hervorbrachten, müssen also weitaus mehr Voraussetzungen zusammen kommen als fließendes Wasser und eine rudimentäre Atmosphäre.
Ob diese Bedingungen bzw. welche von ihnen jemals auf dem Mars gegeben waren, ist bis heute nicht erforscht.

Von daher erscheinen Aussagen, die Leben auf dem Mars mit Blick auf früheres / heutiges Wasservorkommen als “wahrscheinlich” bezeichnen, sehr gewagt. Vielmehr kam es hier vorerst zu einem Rückschlag: Nachgewiesene Methan auf dem Mars stammt nicht von marsianischen Bakterien – sondern zu einem großen Teil von Meteoriten.

Von exotischen Schwefelbakterien in Höhlen auf der Erde nun zu schließen, auch dort wäre Leben in kürzlich entdeckten Höhlen auf dem Mars möglich”, ist irreführend, gelinde gesagt. Die Frage lautet schließlich nicht, ob Mikroben dort überleben könnten, sondern ob sie dort entstanden ein können – das ist bei weitem nicht dasselbe. Auch die Ergebnisse aus der Erforschung sog. Schwarzer Raucher1) und Weißer Raucher deuten nicht darauf hin, dass sich Leben auf der Erde mehrmals unabhängig voneinander entstanden ist2).

Alle bekannten Lebewesen nutzen gleichen genetischen Code zur Informations-weitergabe und auch dasselbe System universellen Energieaustauschs (ATP/ADP). Dies ist als Beleg dafür zu werten, dass alles heutige Leben auf gemeinsame Vorfahren zurückgeht. Zwar könnte Leben auch mehrfach entstanden sein, aber in diesem Fall hätte nur eine Linie bis heute überlebt).


Schwarzer Raucher im Atlantik

Von ernstzunehmenden Wissenschaftlern der rote Planet auch nicht zu den aussichtsreichsten Kandidaten für extraterrestrisches Leben in unserem Sonnensystem gezählt, sondern vor allem die Monde von Jupiter und Saturn. Die lebensfreundlichsten Bedingungen im Sonnensystem außerhalb der Erde scheint nach derzeitigem Kenntnisstand der nur 500 km große Saturnmond Enceladus zu bieten:

 

Möglichkeiten für Leben auf Enceladus
  • Zumindest in der Südpolregion von Enceladus wird die Existenz von flüssigem Wasser vermutet:

 “Es könnte sich in Kammern befinden, die möglicherweise nur einige Meter unter der Oberfläche liegen und bräche dann ähnlich einem Geysir an die Oberfläche aus. Die geysirartigen Fontänen in der Südpolarregion waren bis in eine Höhe von 500 Kilometern zu beobachten.”

  • Messergebnisse der Raumsonde Cassini bei ihrem Vorbeiflug vom 12. März 2008 in nur 52 km Entfernung zeigten eine viel höhere Dichte von flüchtigen Gasen wie Wasserdampf, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid als bislang angenommen. Aber auch organische Materialien waren etwa 20-mal häufiger als erwartet. Die unerwartete chemische Zusammensetzung der ausgestoßenen Partikel ähnelt der eines Kometen.
  • Im Gegensatz zu einem Kometen wird Enceladus aber durch vulkanische Aktivität von innen erwärmt.

Enceladus besitzt somit Eigenwärme, Wasser und organische Moleküle, einige der wesentlichen Voraussetzungen für die Entwicklung von Leben.

 

‘Aliens auf der Erde’?

Keine Sorge, es geht jetzt nicht um bizarre Reptiloide, die die Menschheit insgeheim beherrschen…
Sondern um die bereits kurz angesprochene Überlegung, dass auch auf unserem Planeten das Leben mehrmals entstanden sein könnte.

Spektrum der Wissenschaft befasste sich im April 2008 (vollständiger Artikel als PDF) mit den Thesen von Paul Davies andere Forscher suchen nach Mikroorganismen, die sich grundlegend von der uns bekannten Lebensform unterscheiden.

To be continued

 

Siehe auch:

 

Anmerkungen

1) Rätselhaft sind die Biotope um Felder hydrothermaler Tiefseequellen, weil diese nur ca. 20 Jahre aktiv sind. Dann verstopfen die Röhren, die Quellen versiegen und die Fauna stirbt auch in der nun für sie lebensfeindlich gewordenen Umgebung. Wie das Leben an neue Felder hydrothermaler Quellen kommt, ist bisher nicht erforscht.

Es gibt derzeit zwei verschiedene Theorien, die allerdings beide noch nicht hinreichend bewiesen sind:

  1. Die Tiere geben ihre Eier in das Umgebungswasser ab, durch das sie dann über weite Strecken durch Meeresströmungen weiter getrieben werden. Sobald ein Ei eine hydrothermale Quelle mit optimalen Lebensbedingungen erreicht, wächst daraus eine Larve.
  2. Die erwachsenen Tiere sind in der Lage, von Quelle zu Quelle zu „springen“. Wal-Kadaver könnten als „Trittsteinbiotope“ von einem Schwarzen Raucher zum nächsten fungieren. Wie dieser Vorgang genau vonstattengeht, darüber sind sich die Forscher nicht einig. Es wurden auch noch keine beweglichen Stadien gefunden.

2) Dennoch gehen Wissenschaftler wie z.B. Paul Davies der Frage nach, ob auf der Erde das Leben mehrmals entstanden ist. Sie suchen nach Mikroorganismen, die sich grundlegend von der uns bekannten Lebensform unterscheiden...