Sonntag, 10. November 2013

Erklären historische Klimadaten die Entstehung der Zivilisation?

Kälteschub soll die Entstehung der ersten Hochkulturen erzwungen haben

Das klingt als wollte jemand behaupten, die Entdeckung eines Fussballplatzes habe zum Erlernen des Fußballspiels verholfen - die Anlagen bzw. Voraussetzungen dazu müssen bereits vorhanden gewesen sein...

Eine neue Studie v. Shaun Marcott von der Oregon State Universityüber den Einfluss, den das Klima auf historische Ereignisse nahm, liefert eine erste umfassende 'Weltgeschichte der Temperatur von 9300 v. Chr. bis heute'.

Möglicherweise gab es für den 'Garten Eden' eine reale Vorlage: jedenfalls war es 7000 bis 4000 vor Christus war es im weltweiten Durchschnitt muckelig warm, so die Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin "Science":
Doch dann kühlte das Klima langsam ab, einige Umschwünge sorgten für historische Umwälzungen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird es wieder wärmer, teilweise aufgrund des Ausstoßes von Treibhausgasen durch menschliche Technologie. Am Ende dieses Jahrhunderts dürfte der CO2-Ausstoß die Globaltemperatur den geltenden Prognosen die höchsten Werte seit der letzten Eiszeit erreichen.

Derart genaue Angaben zum Temperaturverlauf - basierend auf einer Zusammenführung von 73 natürlichen Klimaarchive (meist aus Schlammschichten im Meeresboden) sollen den Zusammenhang zwischen Temperaturentwicklung und Entstehung der ersten menschlichen Zivilisationen aufzeigen. Das Bestimmungsverfahren der Temperaturreihen ist hier grob erläutert:
Die neue Studie zeigt, dass sich das Weltklima ziemlich genau um 3000 vor Christus stetig abzukühlen begann. Immer höher auflaufende Sturmfluten wurden zu Vorboten der dramatischen Wende -  die Sintflut-Erzählungen könnten damals entstanden worden sein.
"Aus Zentralasien flohen ganze Völker gen Süden nach Indien und China - und nach Ägypten und Mesopotamien...das miese Klima, das dort die Entstehung der ersten Hochkulturen bewirkte, ...zwang wohl zum Zusammenhalt: Der Mangel an Weideflächen und Wild habe die Vorteile von Kultivierung und Bewässerung offensichtlich gemacht und Menschen veranlasst, Landwirtschaft zu treiben..."
Diese Vermutung des britischen Klimahistorikers Hubert Lamb in den achtziger Jahren wird durch die neuen Daten augenscheinlich bestätigt. 

In Mesopotamien entstand erstmals eine 'moderne': die Sumerer erfanden eine Schrift, schufen eine gewaltige Infrastruktur mit befestigte Städten und Bewässerungsanlagen ... war es Not, die erfinderisch machte?
Die Notlage von Menschen, die aus vertrockneten Ländern verdrängt worden waren, soll jedenfalls den Aufstieg der neuen Städte bewirkt haben. Erst ihre massenhafte Beschäftigung habe Landwirtschaft in großem Stil ermöglicht - und letztlich auch den Bau der Pyramiden, deren Bau etwa 2700 vor Christus begonnen wurde.

Für meinen Geschmack klingt diese These einerseits sehr nach 'kultureller Evolution - d.h. der klimabedingte Selektionsdruck habe aus dem kulturellen Potenzial von Menschen einen Überlebensvorteil gemacht. Doch jede evolutive Veränderung derart komplexen Ausmaßes benötigt Zeit, viel Zeit. 
Dies gilt insbesondere dann, wenn angeborene Fähigkeiten erst durch Lernen und Erfahrung ergänzt und erweitert werden müssen.
Vermutlich haben sich in früheren Jahrtausenden ebenfalls gewaltige Klimasprünge ereignet - trotzdem kam es nicht zu einer 'verfrühten neolithischen Revolution'. deshalb sind klimatische Veränderungen m.E. allenfalls einen Teil der Ursache für die plötzliche Enstehung der frühesten (?) Zivilisationen...

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