Insoweit liegt es nahe, wenn NASA, ESA et.al. ihre Suche auf das eigene Sonnensystem fokussieren. Der Titel "Phänomenale Entdeckungen" ist irreführend; eher zeichnet die u.a. Dokumentation ein klares Bild gegenwärtiger Forschungsmissionen und davon erhoffter Erkenntnisse. "Phänomenal" ist das weniger, aber meiner Ansicht nach doch interessant.-
Dokumentation zur Suche im Sonnensystem nach Leben
Man umgeht das Entfernungsproblem (für uns) natürlich, indem man unterstellt, die Aliens seien schon hier...mitten unter uns, gut getarnt oder verborgen. Oder sie hätten die Erde vor Jahrtausenden besucht und seien von unseren Vorfahren als Gottheiten verehrt worden. Unermüdlich ist Erich v. Däniken bemüht, uns ihre Hinterlassenschaften zu präsentieren. Und die Entfernung von daheim? Naja, sie hätten halt riesige Generationen-Raumschiffe eingesetzt, was sie habe unabhängig von der Lebensdauer einer einzelnen Besatzung werden lassen: In solchen Raumschiffen sei das vollständige Leben fortgesetzt worden, einschließlich der Zeugung und Aufzucht von Folgegenerationen.
Ganz auszuschließen ist diese Möglichkeit nicht - neben etlichen Science-Fiction-Autoren haben auch Wissenschaftler darüber spekuliert - und mehrere Detailfragen noch zu beantworten sind: Wie viele Individuen müssten die Reise antreten, um über einen ausreichend großen Genpool zu verfügen und eine genetische Verarmung ("Inzucht") über mehrere Generationen zu vermeiden? Für uns Menschen würden sich hierfür mindestens eintausend Besatzungsmitglieder entscheiden müssen, den Rest ihres Lebens in einem Raumschiff zu verbringen.
Abgesehen von der Motivationsfrage (vielleicht ticken die Aliens da aber völlig anders?) würde das Jahrhunderte währende Vorhaben gewaltige Mengen an Ressourcen und Treibstoff erfordern - hier kann unterstellt werden, die fortgeschrittenere Alien-Technologie biete geeignete Lösungen. Für uns unvollkommene ist eine Reise mit einem Generationen-Raumschiff allenfalls "als Freiwilligenprojekt von Idealisten denkbar". Deren Kinder wären freilich gezwungen, den eingeschränkten Lebensentwurf ihrer Eltern zu teilen. (Vgl. "Interstellare Reise: Pentagon plant Jahrhundert-Raumschiff", SPIEGEL 06/2011)
Ein Handbuch für Außerirdische
Es könnte jedoch der Fall eintreten, dass wir Erdlinge gefunden werden ...von Aliens, die technologisch weiter sind und es dabei geschafft haben, sich nicht selber zugrunde zu richten.
Stellen Sie sich folgendes vor: Als intergalaktischer Reisender sind auf einem kleinen Planeten irgendwo in einer entfernten Galaxie gelandet. "Dieser Planet hat eine Sonne, einen Mond ...und ist im ganzen Kosmos als Wiege der Bürokratie bekannt. Außerdem ist dort der Fernseher Mittelpunkt jeglichen Geschehens."
Für solche Ausnahmesituationen hat Serena Gray ihr unbedingt lesenswertes "Handbuch für Außerirdische" verfasst. Da einige besonders helle(?) Geister nicht nur nach E.T. suchen, sondern die Aliens unbedingt auf uns Erdlinge aufmerksam werden lassen wollen, ist ein Blick in dieses Handbuch vielleicht keine so schlechte Idee.
„Der augenfälligste Unterschied zwischen der Erde und anderen Planeten liegt nicht in ihrer physischen Struktur. Was hat es schon zu sagen, wenn man nur eine Sonne und einen Mond hat?“
Nun ja, eigentlich hat diese Konstellation wesentliche Bedeutung (für uns):
Wie der Naturwissenschaftler und Verfasser normalbürger-gerechter Bücher Ben Moore ("Da draußen - Leben auf der Erde und anderswo") darlegt, verdanken die Erde und sämtliche auf ihr befindlichen Lebewesen der engen Verbindung zum Mond so einiges: vor allem Stabilität. Okay, eine Ausnahme bilden vielleicht die Bärtierchen: diesen Überlebenskünstlern1) wäre es vermutlich egal, wenn die Erdachse alle paar Millionen Jahre in eine andere Richtung zeigen würde.-
Das Bärtierchen Hypsibius dujardini (kein Alien!)
Hätte ein leidlich intelligentes Alien vor 5 Millionen Jahren diesen wundervollen Planeten besucht und käme er heute nochmals vorbei, gingen seine Überlegungen wohl in diese Richtung:
"Welches Potential die Erde doch hatte! Welche atemberaubenden Möglichkeiten!"
Alles war gut. Fast alles passte zusammen. Und war ziemlich elegant aufeinander abgestimmt: In der guten alten Zeit herrschte auf diesem Planeten eine gewisse Symmetrie und ein gewisses Gleichgewicht.
Doch leider habe "der Schöpfer" den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören nicht erkannt: Allzu rasch nach seinem erstmaligen Auftauchen wandelte sich der Mensch zur dominierenden Spezies.
Das alleine wäre noch nichts außergewöhnlich Schlechtes; irgendwer muss schließlich an der Spitze der Nahrungskette stehen ...und die Dinosaurier hatten dies nur für wenige Millionen Jahre geschafft (also nur zig mal länger als wir bislang). Die neue, absonderliche 'Krone der Schöpfung' gebärdet sich weitaus destruktiver, als dies zum Überleben in einer gewissen Behaglichkeitszone nötig wäre:
Nun "hängt das Schicksal der Erde davon ab, was der Mensch will oder glaubt zu wollen, davon, wann er es will und wie er seinen Willen durchsetzt."
Dieses unverständliche Chaos habe zum Rückgang der touristischen Beliebtheit der Erde (für reisefreudige Aliens) geführt. Trotzdem, die unwissenden Menschen sind nach wie vor "besessen von dem Gedanken, alle Bewohner des Universums wünschten seit Billionen von Jahren nichts sehnlicher, als sie zu besuchen".
Auch sonst erfreuen sich diese Menschen an den von ihnen erschaffenen Legenden, mit denen sie sich die Welt erklären. Einige dieser Mythen halten sich erstaunlich lange - ein Beispiel:
„Im Anfang war das Nichts; es gab nur eine der üblichen kosmischen Landschaften mit den üblichen Quantenangelegenheiten, und dann hörte dieses Nichts auf. Das Leben begann. Es ...passierte einfach.“
Wenig später bekamen diese Menschen das Problem ihres Überlebens in den Griff und schalteten sofort um auf Machtanspruch – gegenüber dem minderwertigen Rest der Biosphäre sowie untereinander. Von da an war es nur "noch ein kleiner Schritt zur ungezügelten Gier und ihren engen Verwandten Gewalt, Korruption, Verrat, Heuchelei und Schrecken. Soweit die Geschichte." -
"Und das ist alles?" - "Kurz zusammengefasst – ja."
Es ist wirklich erstaunlich: Ausgerechnet jene Spezies, welche (zumindest im ihr bekannten Universum) den Völkermord erfand (und ihn als einzige jemals in die Tat umsetzte),vermag beim Anblick von alten Gebäuden oder eines einzelnen Katzenbabys in irrationale Sentimentalität zu verfallen.
Ähnlich irrational fürchten wir uns vor dem Alleinsein. Weshalb sonst sollten einige von uns mit aller Gewalt (z.B. riesigen Radioteleskopen, s.u.) Signale an vermutete außerirdische Spezies senden?
Gegen seriöse Forschung und plausible Science Fiction habe ich nichts einzuwenden - im Gegenteil: mich interessiert brennend, ob in den kommenden Jahrzehnten Anzeichen für Leben außerhalb der Erde gefunden werden. Eher kurz- als mittelfristig wird das Hauptziel der menschlichen Zivilisation darin bestehen müssen, die gesamte Galaxie zu erforschen und mindestens einen Ausweichplaneten zu finden. Nach uns die (ökologische) Sintflut? So scheint es...es sei denn, die gute alte Erde würde sich noch von uns erholen können, nachdem wir heuschreckenartig über den nächsten bemitleidenswerten Planeten hergefallen sind. Immerhin legen Hochrechnungen nahe, dass allein in unserer Galaxie tausende für uns bewohnbare Planeten zu finden sein müssten.
Klingt doch gut? Vielleicht...nur wurde noch kein Ausweichplanet entdeckt. Und selbst wenn, hätten wir keinen blassen Schimmer, wie wir die Entfernung zu ihm überwinden sollten... oder der Umzug zu bewerkstelligen wäre. Allzu sorgloses Gebaren ist also etwas verfrüht - eigentlich.
Von alleine schaffen wir das vorläufig nicht - also rufen wir mal laut um Hilfe, darin haben wir Übung.
Earth calling E.T. - eine moderne Form des Gebets?
Im Jahr 2013 startete ein Crowdfunding-Projekt, um mit einem 30-Meter-Teleskop in Amerika eine kontinuierliche Nachricht auszustrahlen. Das Signal ist auf den Stern Gliese 526 in 18 Lichtjahren Entfernung von der Erde gerichtet. Man kann sogar gegen Bezahlung eine kurze Textnachricht verschicken. Auf eine Antwort müsste man allerdings mindestens 36 Jahre warten. (Vgl. "Earth Calling E.T.: New Project Begins Beaming Your Messages Into Deep Space", Space.com)
Auch andere Radioteleskope wurden schon dazu benutzt, den Aliens zielgerichtete Signale zukommen zu lassen. Manche Wissenschaftler halten solche Aktionen für äußerst leichtsinnig, da mögliche Risiken unkalkulierbar sind. Außerdem: hat auch nur einer der Initiatoren den Rest des Planeten um Erlaubnis gefragt, möglicherweise feindlichen Außerirdischen unsere Existenz zu verkünden?
Wirklich neu ist solches Ansinnen auch nicht, wie die "List of interstellar radio messages" (ab 1962) zeigt. Bereits vor mehr als 40 Jahren schickten Forscher eine Nachricht an Außerirdische in den Weltraum. Das spektakuläre Projekt sorgte für Begeisterung - trotz der Warnungen eines Nobelpreisträgers vor Menschenfressern aus dem All.
Zur damaligen Zeit ging die Mehrheitsmeinung der Naturwissenschaft dahin, das Leben auf der Erder für einzigartig und exklusiv zu betrachten. Folglich wurden solche Unternehmungen eher milde belächelt. Seitdem aber mehr als 2000 Exoplaneten verifiziert werden konnten, hat sich die Betrachtungsweise gewandelt. -
Warum sollte eine außerirdische Spezies anders agieren als wir?
„Warum sollte eine außerirdische Spezies anders sein als wir? Sie könnte den Killerinstinkt eines Hyänenrudels haben, das auf der Suche nach neuen exotischen Nahrungsquellen von einem Planeten zum nächsten zieht. (...) Unser Fortschritt könnte für Außerirdische so banal sein wie für uns eine Krähe, die mit einem Stöckchen nach Nahrung sucht.“
Beweise für unsere Existenz an Außerirdische zu übermitteln könnte sich wirklich als unser letzter großer Fehler erweisen. Wir können weder die technologischen Möglichkeiten noch die Absichten einer außerirdischen Zivilisation abschätzen, die Millionen Jahre älter sein könnte als die unsere.
So ziemlich das Dümmste, was man sich ausdenken kann: Wir sind sind gerade der Steinzeit entkommen und kreischen den potenziell weit überlegenen Aliens zu: „Huhu, wir sind hiiiiier...kommt uns büdde besuchen, ja?“. Mit welchem Zweck? Dass die alle herkommen und uns noch bessere Waffen schenken? Nein, sie sollen uns alternative Energiekonzepte beibringen, damit unsere 'Führer' die freiwerdenden Investitionen schleunigst in neue glitzernde Waffenprojekte stecken können.
Etwas mehr Grips und ein umfassendes Verständnis der Fragen „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ wäre mir lieber.
Falls es sich bei den erhofften Besuchern um wirklich "nette Aliens mit ganz viel Weisheit" handeln, werden sie auch diesem Wunsch nicht entsprechen: Weil sie wissen, dergleichen kann man sich nur selbst erarbeiten ...als Individuum ebenso wie als Spezies.
Wird übersehen oder verdrängt, dass "die Aliens" vielleicht doch nicht so altruistisch drauf sind, sondern etwas wollen, das wir haben? Zum Beispiel einen Planeten, der zwar ziemlich verdreckt, aber immer noch wunderschön ist.
Aber, aber - so argumentieren jedenfalls die Wir-kreischen-allen-Aliens-die-Ohren-voll -Befürworter - eine Spezies, die Millionen Jahre überlebt hat und über eine Technologie verfügt, mit der sie die Sterne bereist, müsste doch irgendein Konzept für Stabilität und friedliche Koexistenz verwirklicht haben. Müsste! Hätte, könnte ...wollen wir uns in einer existenziellen Frage und angesichts unkalkulierbarer Risiken auf einen Mix aus Konjunktiven und idealistischen Fantasien verlassen? Denkbar ist die Existenz einer stabilen Alien-Zivilisation da draußen – womöglich ohne jegliche Emotion und nach dem Schwarmprinzip organisiert, im Prinzip mit einigen unserer Insekten (z.B. Termiten) vergleichbar. Klar, diese Annahme ist spekulativ – aber nicht weniger zulässig als der Glaube an Flowerpower-Aliens mit bunten Blümchen im Kamm oder einem Palmzweig zwischen den Klauen.
Falls aber nun doch die richtigen Aliens unser Signal aufschnappen - weshalb sollten sie den Aufwand einer interstellaren Reise zu uns auf sich nehmen? Um uns von ihrer Religion zu überzeugen? Zuvor würden sie uns eine ganze Weile von weitem beobachten - und eventuell zu einem Resultat gelangen, das eine Fernreise kaum lohnend erscheinen ließe:
"potenziell gefährlich, aber ziemlich nutzlos und vielleicht lecker"...
...oder sie hätten schlicht keine Lust, sich auf dem Seziertisch eines übereifrigen Biologen wiederzufinden. Allein das Wissen darum, die der Mensch mit anderen fühlenden Lebewesen seiner Biosphäre verfährt (Massentierhaltung, Tierversuche für Kosmetika oder genetische Experimente etc.), würde die nette Sorte von Aliens meiner Einschätzung nach verschrecken.
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Nachdem David Bowie 1968 Stanley Kubricks Film 2001: Odyssee im Weltraum gesehen hatte, schrieb er den Song Space Oddity (ein Wortspiel mit dem engl. Filmtitel A Space Odyssey). Der Text berichtet von Major Tom, einem fiktiven Raumfahrer, der die Kommunikation mit der Erde beendet und sich ziellos durch das Weltall treiben lässt.
Here am I floating round my tin can
Far above the Moon
Planet Earth is blue
And there's nothing I can do