Montag, 4. März 2013

Quantenphysik: "Bewusstsein könnte den Tod überdauern"

Obwohl der Artikel "Brückenschlag zwischen Quantenphysik und Religion?" des Online-Magazins 'Wissenschaftsecho' aus dem Jahr 2009 stammt, ist die Thematik für mich in dieser Form gänzlich neu:
Erstmals (soweit mir bekannt) treffen Naturwissenschaftler konkrete Aussagen darüber, dass menschliches Bewusstsein auch außerhalb des Körpers möglich sei und den Tod überwinden könnte. Von einem historischen Brückenschlag ist die Rede.

Für die meisten religiösen Menschen ist dies freilich keine Neuheit, gemäß ihrer Glaubenslehre vertrauen sie auf eine Form des Weiterlebens nach dem Tode. Doch naturwissenschaftliche Hinweis auf eine unsterbliche Seele kamen bislang noch nicht zustande. Zwar hatte Prof. Hans-Peter Dürr seit längerem Thesen zugunsten einer holistischen Sicht der 'neuen Physik' vertreten die Versöhnung von Wissenschaft und Religion als notwendig bezeichnet. 

Doch nun habe sich der amerikanische Physiker Jack Sarfatti zu Wort gemeldet:

Jack Sarfatti in November, 2007
"Seiner Meinung nach enthält die moderne Quantenphysik den Schlüssel für den Dualismus von Leib und Seele".
Nach dem Prinzip der Quanten-Verschränkung sind Teile bzw. Elemente des Universums auf subtile Weise miteinander verbunden. 
Zwei oder mehr Teilchen auf subatomarer Ebene können eine Verbindung miteinander eingehen, die man als „Verschränkung“ bezeichnet. Diese miteinander „verschränkten“ Teilchen haben dabei immer dieselben physikalischen Eigenschaften; das heißt, verändert man eine solche Eigenschaft bei Teilchen A, kann man diese Änderung ohne Verzögerung auch bei Teilchen B beobachten. 
Die  „Übertragung“ von Informationen bezüglich der Teilcheneigenschaften ist nicht an die Lichtgeschwindigkeit gebunden – auch wenn das zu einem Teilchen A verschränkte Teilchen B mehrere Lichtjahre weit entfernt ist, wirkt sich eine Änderung der Eigenschaften von einem der Teilchen sofort auf beide gleichzeitig aus. (Vgl. Wikipedia)
Ein Physikerteam aus Genf unter der Leitung von Prof. Nicolas Gisin hatte 2008 den experimentellen Beweis geliefert, dass der Informationsaustausch zweier miteinander verschränkter Teilchen mit unendlich hoher Geschwindigkeit stattfindet.
Diese Verschränkung bleibt auch dann erhalten, wenn die Wechselwirkung weit in der Vergangenheit stattgefunden hat. So kam die Annahme zustande, dass große Teile des Universums seit dem Urknall miteinander verschränkt sind. 

Diese fundamentale Eigenschaft habe dramatische Auswirkungen auf jedes menschliche Individuum, dessen Organe und Körperzellen letztlich auch aus atomaren Teilchen bestehen. Deren Teilchen-/ Welle-Charakter lasse die Schlussfolgerung zu, dass auch unser Gehirn über Welleneigenschaften verfüge. Zudem liege nahe, dass Teile der belebten und der unbelebten Welt miteinander verschränkt sind und auf subtile Weise miteinander kommunizieren.

Eine auf dem Verschränkungsprinzip beruhende Verbundenheit soll auch auf unsere Gedanken zutreffen, denn die Vorgänge im menschlichen Gehirn unterliegen ebenfalls den Gesetzen der Quantenphysik:
"Bisher wurde das Phänomen der Verschränkung nur für subatomare kleine Partikel für möglich gehalten. Einige Wissenschaftler halten es jedoch für möglich, dass auch die Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn, die auf der untersten Ebene über kleinste Partikel erfolgt, den Regeln der Quantenphysik gehorcht." (Froböse, s.u.)
Für Sarfatti liefert die Quantenverschränkung Hinweise, dass Geist und Seele den Körper überdauern könnten. Er zeigte sich davon überzeugt, dass "das Paradigma, welches Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften trennt, in Kürze zusammenbrechen wird":
 "Nichts geschieht im menschlichen Bewusstsein, ohne dass irgendetwas im Universum darauf reagiert..."
Klingt für mich eher nach Esoterik als nach Naturwissenschaft, jedenfalls im Moment noch. Und worauf genau die Annahme beruht, dass unser Bewusstsein den physischen Tod überdauere, ist mir auch noch nicht klar. 
Allenfalls im Kontext mit den Überlegungen zu einem holografischen Universum ergibt sich m.E. hier ein Sinnzusammenhang: Verschränkung in einer holografischen Struktur würde bedeuten, dass auch von unserem Gehirn (und unseren Bewusstseinsinhalten?) eine Art Abbild in höherer oder geringerer Komplexität entsteht. Dieses Abbild interagiert mit anderen Teilchen, sodass man vielleicht wirklich sagen kann, dass unser Gehirn bzw. die bewusstseinserzeugenden Vorgänge darin in gewisser Weise mit dem Universum verbunden sind.
Allerdings stützt Religion, zumindest die christliche, nicht die Sichtweise, dass unser Geist und unser Bewusstsein vom Gehirn 'produziert' werden. Vielmehr betrachtet sie den menschlichen Geist als ein Geschenk des Schöpfers. 

So spannend die Frage nach der Unsterblichkeit des Bewusstseins auch ist - gerade in einer so kontroversen Frage wird man abwarten müssen, ob diesen Überlegungen ein experimenteller Beweis oder eine wissenschaftlich fundierte Theorie folgt. Im Falle einer gelungenen 'naturwissenschaftlichen Beweisführung der Unsterblichkeit von Bewusstsein' wäre eine weltweite Resonanz zu erwarten, die kaum einstimmig ausfallen dürfte ...soweit feststellbar, ist das Echo der Wissenschaftsgemeinde auf die These Sarfattis aber nicht außerordentlich groß.


Siehe auch: 

  • Prof. Anton Zeilinger: 'Quantenphysik: Doppelspaltexperiment und Verschränkung':

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