Sonntag, 5. Februar 2012

Buchtipp: David Safier - "Mieses Karma"

Es darf auch mal leichte Kost sein, vor allem dann, wenn sie auf liebevolle Weise (und selbstverständlich mit einem Happyend erster Güte) wie "Mieses Karma" die Reinkarnation auf ausgesprochen erfrischende Weise thematisiert. Kein Sachbuch und auch keine Darstellung philosophisch-theologischer Zusammenhänge - sondern ein heiterer Roman, den man leicht nach zwei ungestörten Abenden ausgelesen hat. 

Die Lektüre ist, jedenfalls für mich, ausgesprochen vergnüglich und sie bewirkt letzten Ende doch, dass man sich sich Fragen über das eigene Ableben und ein mögliches Danach stellt. Vielleicht nicht in der Weise, dass man sich vorstellt, nach dem Tode als sprechendes, denkendes Insekt wiedergeboren wird, das alle Erinnerungen an sein vorheriges Dasein als Mensch noch besitzt.  
Das spirituelle Konzept dieses Buches (wenn dieser Begriff überhaupt Anwendung finden kann) ist schön einfach gestrickt: wer schön artig ist, seinen Mitmenschen Gutes widerfahren lässt und dabei nicht unentwegt an den eigenen Nutzen dieser guten Taten denkt, kommt zwar nicht sofort in den Himmel - wird aber auch nicht als Ameise wiedergeboren, wie die gemeine, egozentrische, ignorante ... und doch irgendwie liebenswürdige Protagonistin dieses Buches.  


Jene Kim Lange sich genau dieses Schicksal redlich erarbeitet: sie kehrt als als Ameisen-Arbeiterin wieder, nachdem ihr das Waschbecken einer aus dem All abstürzenden Raumstation präzise auf den Kopf gefallen ist. Der Zeitpunkt für diesen denkwürdigen Abgang hätte nicht besser gewählt sein können: ausgerechnet an dem Tag, an dem die toughe Politmoderatorin den Deutschen Fernsehpreis erhalten und gleich danach ihren Ehemann Alex mit einem charmanten Kollegen intensivst betrogen hat. Kim bleibt zunächst nichts anderes übrig, als in Ameisenzugstärke halbe Gummibärchen in den gemeinsamen Bau zu schleppen.  

Ihr wurde erklärt, dass sie 'gutes Karma sammeln' müsse, damit sie mühsam die Reinkarnationsleiter hoch krabbeln kann - sehr bald macht Kim sich an diese Arbeit und sammelt noch etwas anderes - Lebenserfahrungen aus der Perspektive von Plattenbaubewohnern und Hartz IV -Empfängern, über die sie zuvor distanziert berichtet hat. Die scharfzüngigen, meist boshaften Kommentare von Kim als Ameise.. Meerschweinchen.. Regenwurm.. Kartoffelkäfer.. usw. bringen sie zwar nicht in Teufels Küche, verschaffen ihr aber interessante Lektionen seitens Buddha, der ihren Reinkarnationsweg begleitet. 

Ein schlechtes Vorbild findet sich auch noch - den aufgrund seiner Laster- und Triebhaftigkeit ebenfalls zur Ameise mutierten J. Casanova, der sich immerhin als Kavalier der alten Schule erweist. Nur langsam stellen sich ernsthafte Selbstzweifel ein, die über den Feind ihres Dekolletees (die Schwerkraft) hinausgehen. Es dauert eine ganze Weile (und etliche Leben in verschiedensten Tierkörpern), bis Kim zu verstehen beginnt, dass sie ihrem Ziel ('Nirvana') kaum näher kommen wird, solange sie nichts unversucht lässt, ihrem Mann ein zweites Glück an der Seite ihrer früheren Freundin Nina zu vermiesen.  
Auch als sie endlich als Mensch wiedergeboren wird, hat sie noch einiges an Schuld abzuarbeiten... Kritiker dieses Romans sind sich in einem Punkt einig: dessen Charme werden auch jene erliegen, die Anspruchsvolleres zu lesen gewohnt sind...-

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