Samstag, 21. Mai 2011

Erich von Däniken: "Tomy und ich"

Ziemlich enttäuschende Schilderung einer Begegnung mit einem Außerirdischen

Erich von Däniken ist ein Schweizer Schriftsteller auf dem Themengebiet Prä-Astronautik. Er wurde bekannt durch Bücher und Filme, die sich mit früheren Besuchen von Ausserirdischen auf der Erde beschäftigen. Seine Bücher wurden in 32 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von 62 Millionen verkauften Exemplaren erreicht. 

Die Hauptthese Dänikens, nach der Außerirdische die frühen Kulturen der Menschheit mehrfach besucht und beeinflusst haben und zum Teil als Gottheiten verehrt wurden (oder sich selbst als solche inszenierten), fasziniert mich nach wie vor. Dabei sind mir die Gegenargumente der Naturwissenschaft deutlich bewusst, etwa hinsichtlich der in sinnvollen Zeiträumen kaum überbrückbaren Entfernungen.

In seinem Roman 'Tomy und der Planet der Lüge' berichtet Däniken 2006, er habe (bereits im Jahre 1987) Kontakt mit einem Außerirdischen gehabt, der vor seinen Augen einen menschlichen Körper materialisiert habe ("mein Ebenbild, nur 30 Jahre jünger").
Der Titelzusatz "Planet der Lüge“ kommt nicht von ungefähr: Däniken nutzt die Schilderung dieser vierwöchigen Begegnung auch dazu, einen großen Teil der menschlichen Gesellschaft (mit wenigen Ausnahmen) als verlogen, unehrlich und falsch zu charakterisieren...'Tomy' sei entsetzt gewesen über die Falschheit und Verlogenheit vieler Menschen.

"Der Planet ist wunderbar, ... Ihr Menschen seid grauenhaft."

Wäre eine Welt voller Menschen mit schonungslosem Wahrheitswillen eine bessere? Schwer zu sagen. Auch mag man hinterfragen, wie ehrlich der an Buchverkäufen nach wie vor sehr interessierte Däniken zu sich selbst und zu anderen ist. Immerhin werden frühere Irrtümer von ihm selbst inzwischen freimütig eingeräumt. Für EvD-Kritiker ist das Buch über 'Tomy' der naheliegende Versuch, den Sensationscharakter seiner Sachbücher nun in Romanform nochmals zu steigern.-


'Tomy' wird beschrieben als 'normalerweise körperlos', gewissermaßen eine intelligente Energieform, welche imstande sei, mit Materie zu interagieren und sie zu manipulieren. Wer einen menschlichen Körper materialisieren kann, ist auch in der Lage andere Menschen mit oder gegen deren Einverständnis zeitweilig zu 'übernehmen' ...eine Funktionalität, von der Tomy reichlich Gebrauch macht.

(Warum er knapp 20 Jahre gewartet habe, der Öffentlichkeit von Tomy zu berichten, erklärt EvD so: Als Sachbuchautor habe er sich nicht seinen Kritikern durch seine 'so unglaubliche, phantastische Geschichte' ausliefern und der Lächerlichkeit preisgeben wollen. Inzwischen sei er aber 'steinalt' und das ganze Gerede sei ihm heute gleichgültig. Zudem, erfährt man zum Ende der Erzählung, sei Däniken von den schweizerischen Behörden zur Verschwiegenheit vergattert worden, für 20 Jahre.)

      Und weshalb gerade er, schon damals ein bekannter Bestsellerautor, auserwählt worden sei für diese Begegnung: Mitten in der Wüste habe er nachts den Sternenhimmel betrachtet und tiefe Sehnsucht verspürt, von einem Außerirdischen kontaktiert zu werden. Dieser Gedanke wurde wenig später von Tomy nahe dem Sternensystem Vega ge- und spontan erhört...Nun ja, wenn ein Außerirdischer eine derartige Kontaktaufnahme plante, würde er sicherlich jemand Aufgeschlossenes wählen.)

Mich erinnert 'Tomy' stark an den gleichfalls multidimensional präsenten Seth aus den Büchern von Jane Roberts. (Vgl. Einführung in ihr deutschsprachig übersetztes Buch The Nature of Personal Reality). Die Wesenheit „Seth“, die mit Hilfe von Roberts Körper im Trancezustand kommuniziert, bezeichnet sich demnach selbst als „multidimensionaler Energiepersönlichkeitskern“, der mehrere Inkarnationen als durchlaufen habe sich nun in einer einer geistigen Welt höherer Realität befinde.   
Anders als EvD hat Jane Roberts immer die Möglichkeit in Betracht gezogen, bei Seth handele es sich um die Personifizierung eines überbewussten Teils ihres normalen Selbst, entstamme also ihrem Unterbewusstsein.)  
Die in mehr als 500 Sitzungen aufgezeichneten Ausführungen 'Seths' gehen sehr, sehr viel tiefer als Dänikens 'Erlebnisbericht', der in weiten Teilen die Merkmale eines James-Bond-Abenteuers aufweist. Beim Lesen dieser zwar spannenden, aber ach so 'irdischen' Schilderung wurde ich zunehmend ungeduldig. Zu viele Nebensächlichkeiten für einen Roman, dessen Protagonist eine außerirdische Intelligenz ist. 
Ich bilde mir ein, dass ich ein vierwöchiges Zusammensein mit einem gutmütigen, mental und spirituell überlegenen Außerirdischen anders genutzt hätte - vor allem hätte ich Mühe darauf verwendet, mehr zu erfahren über die Ursprünge des Menschen, das Wesen und die (Un)Endlichkeit von Bewusstsein, Tod und Wiedergeburt und die Multidimensionalität unseres 'Persönlichkeitskerns'...
Einige dieser Fragen werden zwar in EvD's Buch über Tomy thematisiert. Im Vordergrund stehen leider jedoch Geheimdienstattacken und als Unfall getarnte Mordversuche feindseliger Geheimdienste. Dafür hätte ein einziges Kapitel gereicht, halt als Rahmenstory. 

Unpassend auch die langatmigen Beschreibungen von Freskenmalereien byzantinischen Charakters in der Tokali-Kilise-Kirche ...einschließich deren aus Tuffgestein geschlagenen Sitzbänke...seitenlang geht das. 
In einem dem SciFi-Genre zuzuordnenden Roman über einen Außerirdischen auf der Erde interessieren mich die touristisch-archäologischen Eindrücke Dänikens eher am Rande!

Dieser Aspekt des Abschweifens begründet einige Unsicherheit hinsichtlich der Wahrhaftigkeit von Dänikens Alien-Begegnung: Sich detaillierte Ausführungen einer imaginären (hochintelligenten und beinahe allwissenden) Alien-Persönlichkeit auszudenken, ist vergleichsweise mühselig - aber eine gewisse Seitenanzahl war wohl vom Verlag gefordert. Also wird drauf los fabuliert, was das Zeug hält... oder sind meine Erwartungen etwa überzogen?


Immerhin erzählt der Erich seinen Mitreisenden lang und breit über alles, was er über Außerirdische herausgefunden habe - als ein solcher neben ihm sitzt: 
"Schweigend hörte er (Tomy) zu, in seinem Gesichtsausdruck und um seine Lippen jenes undefinierbare Lächeln,das nicht zu durchschauen war..."
Erst daraufhin wird EvD eines besseren belehrt, als Tomy ihn 'übernimmt',  sich mit seinem Bewusstsein vernetzt. Das Erlebte sei unbeschreiblich, selbst für einen Schriftsteller. Wie dem auch sei ... geschildert wird unter anderem 
  • ein unvorstellbar großes und präzises Wissen dieser Lebensform, wie es nur durch den Zugriff auf eine große Anzahl vernetzter Bewusstseinseinheiten denkbar sei,
  • Wogen von Glück, die mit menschlichen Sinnen nicht nachfühlbar sind,
  • körperlose Fortbewegung (unendliche Weiten und Geschwindigkeit), telepathische Kommunikation und Unverletzlichkeit gegenüber Temperaturen, Strahlung etc.
  • sinnliche Wahrnehmung (bildhafte Eindrücke, Musik, Gerüche) ohne den Gebrauch physischer Sinnesorgane, 
  • die visionshafte Beobachtung bizarrer Raumschiffe von unvorstellbaren Ausmaßen, 
  • ungeahnt große Zuneigung durch außerirdische Lebensformen, die alles andere als humanoid sind,

  • die 'absolute Relativität' von Raum und Zeit...
Däniken erzählt auch von der Passage durch ein Schwarzes Loch (ohne Zeitverzug?) und dem Erkennen, dass alle Sonnensysteme, die von Schwarzen Löchern aufgesogen werden, an einem anderen Ort in Raum und Zeit ausgespuckt werden und dort einen neuen Urknall bewirken. "Somit es gibt nicht den einen Urknall, der zur Entstehung des Universums führte, sondern millionenfache Urknalle, die dauernd irgendwo im Universum ablaufen. Galaxien vergehen und entstehen ununterbrochen..."


Multidimensionalität und Pantheismus

All diese Eindrücke münden in eine zentrale Erkenntnis (wie man sie auch auf Webseiten und in Büchern belesener Esoteriker findet): 
Wir alle sind universelle (nicht an eine bestimmtes Erscheinungsbild gebundene) Lebensformen, die jenseits von Raum und Zeit miteinander und untereinander verbunden sind und ungeachtet ihrer Individualität eine Einheit bilden. ('Alles ist mit Allem verbunden'). Jedes Individuum verfügt über Zugang zum Wissen und  zu den Erinnerungen aller universalen Lebensformen - lediglich in unserer körperlichen Lebensspanne ist dieser Zugang unterbunden oder zumindest stark eingeschränkt, weil wir sonst 'überschnappen würden'.
Nun endlich (etwa im letzten Viertel des Buches) stellt Däniken einige der wirklich interessanten Fragen an Tomy und erhält folgende Antworten:
  • Reinkarnation sei eine Tatsache: allen Menschen, zu denen intensive Empfindungen wie Liebe oder Haß verspürt werden, sei man in einem früheren Leben begegnet.
    Jede Lebensform besitze ihren eigenen, unverwechselbaren Nukleus (Persönlichkeitskern - vergleiche Jane Roberts bzw. 'Seth'), der von Leben zu Leben weiterlaufe. Man sei gut beraten, für alle Menschen, durch die einem selbst Schlechtes widerfahren sei, zu beten und den "grandiosen Geist des Universums" um Vergebung für ihre Taten zu bitten.
  • Das gesamte Universum sei wie eine ineinander verschachtelte Holografie; alles sei mit allem verbunden,und die Zeit existiere nur für die Materie und die Schwingung aus ihr. Während jeder Mensch und jede andere bewusste Lebensform lediglich einen mikroskopischen Bestandteil eines ('unseres') Universums darstelle, umfasse Gott (der 'grandiose Geist der Schöpfung', der immer da gewesen sei und ewig existiere) die Gesamtheit aller jemals entstandenen Universen und somit und die immerwährende Schöpfung. 
  • "Gott existierte längst, als es uns zu geben begann." Dieser Gott besitzt freilich eine anderes Kaliber als jene für 'Gottheiten' gehaltene Aliens, die unsere Erde nach Erichs Auffassung mehrfach besucht hatten. Eine Übereinstimmung mit mosaischen Gottesvorstellungen bestehe nur in der Vorstellung von einem allmächtigen Schöpfer als Urheber von Allem was ist, ausgehen.
    Die Erbsünde und die Erschaffung (sowie die spätere Erlösung) einer 'mit Fehlern behafteten Menschheit' wird in dieser, dem außerirdischen Tomy zugeschriebenen Gottesvorstellung als unlogisch verneint, denn: "Hier verwechselt Ihr Ursache und Wirkung. Daß die Stammeltern eine Sünde begehen würden, mußte Gott in seiner Zeitlosigkeit von vornherein wissen."
Angesichts des unendlichen Universums, das sich dauernd erneuert, stelle sich die Frage nach einem persönlichen Gott überhaupt nicht. "Diese Schöpfung ist nun mal da, wir und alles um uns herum sind Bestandteil der Schöpfung. An diese Stelle setzten wir den 'grandiosen Geist der Schöpfung' ".   
[Diesen Terminus verwendet EvD auch außerhalb dieses Romangschehens relativ häufig. Und Tomys Ausführungen hätte sich ein mäßig gebildeter Leser mit ein wenig Rechercheaufwand selbst erarbeiten können. Nun finde ich den schriftstellerischen Ansatz, die eigene Weltsicht in einer fiktiven Rahmenhandlung zu verpacken nicht so schlecht - so hält man Leser bei der Stange und hilft ihnen über trockene, aber für notwendig erachtete Passagen hinweg. Bei dieser Gelegenheit lassen sich auch noch eigene Erfahrungen mit den lieben Mitmenschen ein- und abarbeiten. Dass EvD von diesen oft mies behandelt und (zu Unrecht) herabgewürdigt wurde, daran besteht kein Zweifel...seine Ufo-Recherchen und das gesamte Präastronautik-Thema passen bestimmten Kreisen so gar nicht in den Kram. Bei alledem sollte halt kein Zweifel aufkommen können, ob es bei dieser Rahmenhandlung sich um Fiktion oder eine persönlich-reale Erinnerung des Autors handelt..]
Im Gegensatz zur christlichen Theologie und weit verbreitetem Volksglauben sei dieser grandiose Geist keinesfalls zuständig für menschliches Leid, Kriege und Naturkatastrophen - folglich sei es ein Fehler, das Phänomen 'Gott' mit einer Person zu identifizieren. Der 'grandiose Geist der Schöpfung' sei vielmehr der Ursprung von Allem in der Zeitlosigkeit des Universums.
Inzwischen sollten Intellekt und Geschichtskenntnis uns befähigen, die Geschichte mit der Erbsünde und der Erlösung als unzutreffend zu erkennen. Doch bei vielen Menschen werde der Verstand vom Glauben überrumpelt, denn Glaube akzeptiert eine unbewiesene Gewissheit gegen jede Vernunft. So könne man sich leicht belügen und sich selbst einreden, im Reiche Gottes sei selbst das Unmögliche möglich.-
(So ähnlich könnte es auch mit der Existenz von Aliens laufen, insoweit diese ebenfalls auf einer unbewiesenen Gewissheit beruht.)
  • Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie wird von Tomy dahingehend ergänzt bzw. präzisiert, dass um den Raum herum unendlich viele Dimensionen (also nicht nur 11 wie in der M-Theorie vorgeschlagen) existieren, die alle gleichzeitig vorhanden sind. Daher seien auch Zeitreisen möglich, ohne ein Paradoxon auszulösen - denn eine Zeitmaschine wechsele auf ihrer 'Reise' in einer andere Dimension:
"Neben diesem Raum, in dem wir uns gerade unterhalten, liegen Trillionen anderer Räume, nur den Bruchteil eines Nano-Millimeters von uns entfernt. Dort existieren Menschen wir Ihr, sie diskutieren wir Ihr, sind aber dennoch nicht die genau gleichen. In der anderen Dimension könntest Du Deinen Urgroßvater umbringen, doch dieser Urgroßvater ist nicht derselbe Ur-großvater wie derjenige aus Deiner Dimension..."
Im Universum existiert also eine unvorstellbar große Anzahl von Realitäten dicht nebeneinander, d.h. gleichzeitig. Ein Hologramm könne eine ungefähre Vorstellung davon vermitteln. 


Wenn es sich gelohnt hat, dieses Buch zu lesen, dann allein wegen der Ausführungen in dieser Passage - ob diese Worte nun von einem Außerirdischen oder aus Dänikens eigener Gedankenwelt stammen. 
Alsbald wird es wieder 'profan':

Und der Erich hat doch Recht...

Danikens präastronautische Thesen werden durch seinen einzigartigen Besucher bestätigt und präzisiert (keine wirkliche Überraschung): 16 Besuche in den vergangenen 500.000 Jahren - für zwei dieser Besuche könne man noch heute objektive Beweise finden. WO? Welcher Art?? Das würde mich am meisten interessieren.
Die letztgültige, unwiderlegbare Evidenz der außerirdischen Kontakte und Einflüsse resultiere aus der heutigen Beschaffenheit des menschlichen Genoms.

Damit bestätigt Tomy natürlich die These aus EvD-Büchern, unser Genom sei nicht bloß durch Evolution verändert worden, sondern in bedeutender Weise auch durch zielgerichtete Eingriffe von Außerirdischen. Diese sollen vor Jahrtausenden der DNA primitiver Hominiden ein Upgrade verpasst haben. Hinweise darauf fänden sich in vielen alten Mythen, den altindischen Veden sowie auch im A.T. - 'Götter schufen den Menschen ihrem Bilde nach'. Etwa im Jahr 2012 werde es den Genetikern wohl möglich sei, diese Manipulation nachzuweisen. (Zecharia Sitchen und seine 'menschliche Sklavenrasse' lassen grüßen...)


Leider ist damit fürs erste Schluss mit Alien-Wissen und die Alle-Welt-verfolgt-uns-Story geht weiter. Rückkehr in die Schweiz und die Problematik, Tomy seiner Frau vorzustellen.


Die Tomy zugeschriebene Bewertung unseres sozialen Systems trifft sicherlich zu: die menschliche Gesellschaft sei in einem System gefangen, das nicht erlaube, Dinge öffentlich auszusprechen, solange sie unvernünftig scheinen, d.h. solange die Zeit dafür noch nicht reif ist. (Auch dieser 'Zeitgeist der Verlogenheit' wird von Däniken in vielen Büchern und Filmen kritisiert.)
Es existiere zwar eine gewisse Meinungsfreiheit - doch solange die Mehrheit (oder die Meinungsführer) einen Gedankengang nicht nachvollziehen können, besteht kein Interesse an neuen Erkenntnissen, welche im Widerspruch zum gängigen Wahrnehmungsfilter stehen. Wer dennoch die Kraft besitzt, das eigene, unkonventionelle Wissen öffentlich zu machen, landet sehr bald im Abseits - indem er der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Der Bezug liegt nahe:

"UFOs haben gefälligst nicht zuexistieren und wer sich für sie stark macht, muß a priori ein Trottel sein." Dasselbe gelte für archäologische Funde, soweit diese der gängigen Geschichtsinterpretation widersprechen, welche nun mal keine Aliens in der Antike vorsieht.
"Diese "Vernünftigen", wenn auch durch und durch pseudowissenschaftlich, hängen sich stets das Mäntelchen der Wissenschaftlichkeit um,bedienen sich der Methoden der Verunglimpfung und Ausgrenzung und beteuern bei jeder unpassenden Gelegenheit ihre Seriosität."
Neues, vermeintlich unvernünftiges Wissen wird erst akzeptiert, wenn es unwiderlegbar geworden ist. Kollektive Verdrängung geht einher mit gelenkter Desinformation - Chancen zu einer Trendwende ergeben sich denkbar selten. Braucht es eine überlegene Intelligenz von außerhalb, um dies zu realisieren? 

Die andere Seite der Medaille: Ein fortschrittlicher Wissenschaftler, als der EvD sich sieht, nimmt schon mal die Opferrolle ein und verwechselt berechtigte Kritik mit einer Verschwörung gegen ihn persönlich und sein vom Geiste der Aufklärung beseeltes Lebenswerk...


Tomy's Abschied

Während des gemeinsamen Aufenthaltes in der Schweiz habe Tomy insgesamt 34 'wichtige' Personen weltweit aufgesucht (mental 'übernommen')... allesamt Wissenschaftler, Politiker, Kleriker. Einige von ihnen seien nach telepathischen Experimenten erschrocken und hätten an ihrem Verstand gezweifelt. 
Während sich im Laufe dieser unfreiwilligen Kontakte sein Menschenbild ('ein Haufen verlogener, scheinheiliger Rechthaber') bestätigt habe, habe Tomy bei den erwählten Exemplaren einen Sinneswandel herbeigeführt: 

In den folgenden Jahren sei daraus eine intensive Korrespondenz mit Däniken hervor gegangen, die zur Gründung eines informellen Clubs "der nicht-lügenden Menschen" führte. 
Eine weitere Wirkung dieser 'freundlichen Übernahmen': Wissenschaftler und Journalisten, nahmen den Erich endlich ernst und verteidigten sogar seine Ansichten sogar. Rückblickend habe er eine deutlich wohlwollendere Haltung in Gelehrten- und Journalistenkreisen erfahren. Schade, dass keine Namen genannt werden, ohne die es erneut bei einem subjektiven Eindruck bleibt. BundeskanzlerInnen und US-Präsidenten scheinen sich nicht darunter zu befinden, obwohl Politgrößen sich als Multiplikatoren bestens geeignet hätten...

Tomy hält an seinem Fazit über das menschliche Wesen weiterhin fest:
"Wir Menschen, so Tomy, mögen zwar auf unsere Weise interessant sein, doch insgesamt unehrlich. 
'Ein Planet der Lüge, der mir jede Freude an diesen Wesen stiehlt. Immerhin habe ich auch wunderbare Menschen kennenlernen dürfen'."
Die quälende Geheimdienststory findet ihr jähes Ende, als eine Agentin - die typisch unbelehrbar-böse Romanfigur -den Körper des Außerirdischen mit einem Elektroshocker tötet und dabei auch selbst ihr Ende findet. 
Doch die Kommunikation zwischen Erich und Tomy wird erwartungsgemäß fortgesetzt: beide Individuen befinden sich einstweilen in Erichs Körper.
Tomy's auf 'künstlichem' Wege materialisierter Körper zerfällt binnen weniger Stunden in seine chemischen Elemente - fast unspektakulär. 

Der endgültige Abschied steht bevor - denn ein erneuter Besuch auf der Erde sei ausgeschlossen, wie der Außerirdische in einer Zwiesprache mit Erichs Bewusstsein erklärt: "Ich würde diesen Planeten unter den Myriaden von Sonnensystemen nie mehr finden. Denke an das holographische Universum." Ach so.

Dass Tomy's 'Geist' (also seine eigentliche Erscheinungsform als intelligentes, körperloses Energiewesen) vom physischem Tod unbeeindruckt bleibt und weiterexistiert, könnte als Hinweis darauf verstanden werden, was uns Menschen erwarten mag, wenn wir sterben.
Hier bestehen sicherlich Parallelen zu 'David Bowman' aus der ab 1968 verfilmten Trilogie 'Odyssee im Weltraum' (die Filme mit dem Supercomputer HAL9000 und den schwarzen Monolithen...) von Arthur Clarke, jedenfalls sind die Fähigkeiten und der Wissensvorsprung der späteren Energieform ("David Bowman ist ein Teil von dem, was ich jetzt bin") mit Tomy durchaus zu vergleichen.
Aus dieser Analogie allein lässt sich natürlich nicht schließen, bei Dänikens Bericht handele es sich gleichfalls um eine aus der Ich-Position erzählten Science Fiction-Story. Beide Bücher weisen lediglich ähnliche Vorstellungen ihrer Verfasser über Gott, die Existenz von außerirdischen Lebensformen sowie dem Ursprung und Beschaffenheit des Universums auf.-

Es liegt auf der Hand, dass vieles von Tomy's Ausführungen nicht völlig neu ist, nicht mal für mich. Inwieweit Erich von Däniken den Besuch von Tomy auf der Erde sowie dessen Auswirkungen - insbesondere auf das Leben des Bestsellerautors - als subjektive Erinnerung ehrlich wiedergegeben hat, vermag ich nicht zu beurteilen.
Stellenweise schimmert durch, wie sehr Däniken sich durch seine tumben und verlogenen Zeitgenossen verletzt und gedemütigt sieht. Rechnet der Autor so mit seinen Kritikern und Gegnern ab - gestützt und projizierend auf die unempfindlichere Persönlichkeit eines Außerirdischen?

Alles nur erfunden? Das sagt sich so leicht in der Absicht, persönliche Erlebnisse abzuwerten, die nun einmal nicht objektivierbar sind. Ein umstrittener Schriftsteller, der zeitlebens um Glaubwürdigkeit und Akzeptanz kämpft, bindet seine Ehefrau, seine Familie und seinen engsten Freundeskreis in eine erfundene Story ein? Viel Aufwand für eine Rechtfertigungs- und Vermarktungsstrategie, deren Bedarf nach millionenfach verkauften Büchern kaum mehr besteht.

Belassen wir es dabei, dass die Wahrheit im Auge des menschlichen oder nicht-menschlichen Betrachters liegt.

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Unser Leben gleicht der Reise
Eines Wandrers in der Nacht;
Jeder hat in seinem Gleise
Etwas, das ihm Kummer macht.

Aber unerwartet schwindet
Vor uns Nacht und Dunkelheit,
Und der Schwergedrückte findet
Linderung in seinem Leid.

Mutig, mutig, liebe Brüder,
Gebt das bange Sorgen auf;
Morgen steigt die Sonne wieder
Freundlich an dem Himmel auf.
Darum laßt uns weitergehen;
Weichet nicht verzagt zurück!
Hinter jenen fernen Höhen
Wartet unser noch ein Glück.

(Beresina-Lied v. Thomas Legler, 1782-1835)


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Wen die grundsätzliche Vereinbarkeit von Relativitätstheorie und Zeitreisen im Detail interessiert, mag darüber bei Kurt Gödel nachlesen. Der Gödelsche Unvollständigkeitssatz Dessen Habilitationsarbeit 'Über formal unentscheidbare Sätze der Prinzipia Mathematica und verwandter Systeme', wird in diesem Kontext von EvD bzw. Tomy erwähnt.