Donnerstag, 18. Dezember 2014

Weihnachten, eine abendländische (Konsum-)Tradition

"Überhaupt verschwindet alles Schöne."

Nee, das sehe ich nicht so. Früher war nicht alles schöner ...und schon gar nicht besser. Bekanntermaßen stellt die Erinnerung mit zunehmendem Alter fiese Fallen. Dennoch, im Laufe der Jahre ist das weihnachtliche Getue verkommen zu einer dreitägigen Alibi-Veranstaltung:

Fressen-Saufen-Auspacken. Und Umtauschen.

Einzelhandel und Internetversandhäuser stellen sich auf massenhafte Retouren innerhalb der Rückgabefrist ein. Weitere 40 Prozent des verschenkten Geraffels werden alle Jahre wieder in heimischen Schuh- oder sonstigen Schränken verrotten, sofern sie nicht "fast neu" auf Ebay vertickt werden.
Umweltbilanz? Drauf geschissen, es ist schließlich nur einmal im Jahr Weihnachten.

Sich dem gänzlich zu entziehen, ist alles andere als leicht - sofern man nicht in einer abgelegenen Almhütte überwintert.

Denn: Es weihnachtet, wohin man auch blickt. Durch hell beleuchtete Einkaufsgalerien schlurfen Weihnachtsmänner (jene Werbefiguren weihnachtlichen Schenkens, 1931 von CocaCola aufgegriffen und weltweit vermarktet) vorbei an Schaufenstern voller Rolf-das-rotnasige-Rentier-Socken, den nicht enden wollenden Klang von Zuckowski's „Weihnachtsbäckerei“ in den dröhnenden Ohren. Für die 'kaum' wahrnehmbare Glühweinfahne gewerblich tätiger Nikoläuse habe ich vollstes Verständnis, auch um 13.10h.


Jahresendgeschäft für die Süßwarenhersteller: Die Deutschen können dieses Jahr 146 Millionen Nikoläuse (fr)essen - während sie sich via TV vom Überlebenskampf der Bürgerkriegsflüchtlinge unterhalten lassen.


Brave Kinder schreiben in der Adventszeit Briefe mit Wünschen an's Christkind - Orientierungshilfe für Eltern im vorweihnachtlichen Einkaufs-, Nordmann-Tannen- und Back-Stress. Das Fest der Liebe, der Kalorien und der Rührseligkeit naht unaufhaltsam.


Distanzierte Beobachter - jene Zaungäste, die an allem etwas auszusetzen haben, weil ihnen das Gespür fehlt für die verbindende Kraft abendländischer (Konsum-)Tradition - stellen derweil Indizien unter dem Sammelbegriff "Geschmacklose Weihnachten" zusammen.


Sogar 'Die ZEIT' stellte vor einem Jahr fest: fest „Schenken bringt nichts“, denn Weihnachtsgeschenke seinen in der klassischen Ökonomie purer Quatsch - und führten allein zu Wohlfahrtsverlusten:
"An Weihnachten nimmt die Irrationalität der Menschen ungewöhnliche Ausmaße an. Sie kaufen und kaufen und kaufen: Dinge, die niemand haben will und niemand braucht. Dinge, die einmal teuer produziert wurden und nach Heiligabend im Regal verstauben. Krawatten, Pullover, Sandwichtoaster. 
Sie nennen das Schenken. Für die klassische Ökonomie ist das großer Quatsch. Dem Homo Oeconomicus graut vor Weihnachten. Er denkt: Die Welt wäre eine bessere ohne Weihnachtsgeschenke.
Als Beschreibung der Gegenwartssituation lasse ich diese Beschreibung gelten - obgleich der 'Nutzen' bzw. das Ziel des Schenkens einstmals darin bestanden haben soll, geschätzten Menschen eine Freude zu machen.
Unökonomisch vielleicht. Aber nicht lieblos.

Mit der "Red Bull Weihnachts-
Werbung" aus dem Jahr 2007 schien das denkbar größte Maß an respektloser Geschmacksferne erreicht zu sein:





Dagegen ist das diesjährige CocaCola -Motto zu Weihnachten bemerkenswert ehrlich:
"Make someone happy" - Mache anderen eine Freude ...vor allem der Konsumingüterdustrie, indem du möglichst viel Geld für nutzlosen Tand ausgibst.
Kein Wohlwollen hilft, falls ich es denn aufbrächte: Was ich sehe, sind Anzeichen sinnentleerten, unreflektierten Konsumterrors mit Terminvorgabe. Und doch:

Dieses Fest soll anders werden- dank Jesus:


Mit einer Jesusfigur aus Schokolade fülle der Duisburger F. Oynhausen eine "kulinarisch-religiöse" Marktlücke, stellt Martina Herzog (→ "Jesus ist soo lecker") fest.


Tja, in einer Zeit wie dieser ist Jesus patentiert und aus Schokolade.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Höhlenforschung: Tore zur Unterwelt (aktualisiert)

Dokumentationsreihe über die Entdeckung eines Systems "uralter, unterirdischer Gänge" im Raum Vorau (Steiermark, Österreich)


Bei Umbauarbeiten wird im Dachstuhl eines Bauernhofs eine Jahrhunderte alte Kanonenkugel gefunden. Darin entdeckt man einen Plan, der auf ein Labyrinth von unterirdischen Gängen verweist - Ausgangspunkt zu einer Reihe erstaunlicher Forschungsergebnisse und Entdeckungen aus vorchristlicher Zeit. Die Höhlenforscher Ingrid und Heinrich Kusch begannen mit der Erforschung des viele Kilometer langen und offenbar in größere Tiefe führenden Gangsystems und "stießen dabei immer wieder auf Einzelheiten, für die es keine Erklärung gibt".

Unklar ist bislang, weshalb viele Zugänge 
zu unterirdischen Gangsysteme vermutlich im Mittelalter absichtlich und mit gewaltigem Arbeitsaufwand verschlossen wurden. Dabei wurden man die Einstiege mitunter geflutet und so mit vielen Tonnen Schwemmsand verfüllt. 

"Wollte man das Wissen um eine unbekannte vorchristliche Kultur ein für allemal aus dem Bewusstsein der Menschen löschen? Oder fürchtete man sich gar vor etwas aus den Tiefen der Erde?"
Unter dem alten Kloster Vorau fanden die beiden Archäo-Speläeologen mit einem Bodenradar ein unterirdisches, über mehrere Etagen verlaufendes Netz von Gängen aus ältester (prähistorischer?) Zeit. Hier wird eine Art "Zentrale" vermutet, deren Erforschungen sich aufgrund der Tiefe, Weitläufigkeit und hoher Kosten noch länger hinziehen wird. 

Diese knapp zweistündige Filmdokumentation ist sehr ausführlich und versorgt den Zuschauer nebenher mit mit Wissenswertem über steinzeitliche Bauten (z.B.) Menhire sowie deren Bedeutung für ihre Erbauer. 

Deutlich wird auch, wie zerstörerisch der Katholizismus in früheren Jahrhunderten mit 'heidnischen' Bauten und Relikten verfahren ist.
Interessant ist auch die Bezugnahme auf lokale Sagen und Legenden, in denen die erforschten Höhlensysteme eine Rolle spielen. Ein Beispiel: