Mittwoch, 26. Dezember 2012

Rom - Niedergang einer Weltmacht

Das (west-)römische Reich endete nicht plötzlich am 28. August 476 mit der Absetzung des jungen römischen Kaisers Romulus Augustus durch den Vandalen-König Odoaker. Vielmehr war der Niedergang Roms ein komplexer Prozess, für den mehrere Faktoren ursächlich waren.
Guido Westerwelle verglich unsere heutige Gesellschaft keineswegs der erster mit mit der sprichwörtlich gewordenen ‘spätrömischen Dekadenz’. 

Ebenfalls bis in unsere Zeit erhalten ist der Begriff “Brot und Spiele” – ein Synonym für die Ablenkung der Bevölkerung von politischen Vorgängen durch verschiedenste Spektakel – damals dienten Gladiatorenkämpfe und massenweise Ermordung von Menschen in Arenen, heute wird in den meisten von über 100 TV-Programmen gemordet und die Erteilung von Rüstungsaufträgen während sportlicher Großereignisse erfreut sich einiger Beliebtheit. Doch solche Ereignisse reichen für sich genommen nicht, um ein Imperium vom Zuschnitt Roms zu Fall zu bringen.
Gustav Seibt fasst seine Sicht der Ursachen für den Untergang Roms auf dem Online-Portal der Süddeutschen Zeitung zusammen:



  • Immer Ärger mit der Unterschicht

  • Seibt stellt fest, der Untergang Roms sei größer ist als die Taten und Unterlassungen einzelner – der “erste Kollektivprozess, der sich im Licht der Geschichte des Westens abspielte”. Diesem Prozess werde die Bezeichnung ‘Übergang von der Antike zum Mittelalter’ besser gerecht werde. Sie impliziere ein ganzes Bündel von Ursachen - entgegen der klassischen ‘Barbarenthese’, welche das Ende Roms als Folge eines Zusammenpralls zweier ungleichwertiger Kulturen erscheinen lassen.
    Primärer Auslöser des Zusammenbruchs war die Völkerwanderung: Die Hunnen drangen aus Asien nach Ost- und Mitteleuropa vor. Daraufhin zogen andere Völker nach Westen und Süden und bedrängten wiederum das römische Territorium.
    Bereits seit 395 bestand die Reichsteilung in West- und Ost-Rom mit je einem Kaiser. Ost-Rom war mit seiner stark befestigten und in Kleinasien strategisch entscheidende Hauptstadt Konstantinopel zwar imstande, den Angreifern standzuhalten. Darüberhinaus war eine militärische Unterstützung des Westreiches aber nicht zu bewerkstelligen – und die weströmischen Legionen waren in der spätrömischen Epoche besonders nicht mehr in der Lage, die Grenzen effektiv zu schützen.
    West-Rom hatte den angreifenden Stämmen kaum noch etwas entgegenzusetzen. Der Verlust wichtiger Provinzen wie ‘Africa’ erschwerte die Aushebung immer neuer Truppen; daher mussten mehr und mehr Hilfstruppen aus den Rom angegliederten germanischen Gebieten angeworben werden. Diese ‘unterwanderten’ die Legionen, sahen sich nie als ‘Römer’ und verfolgten zunehmend eigene Interessen – bis mehrere Stämme schließlich eigene Reiche auf dem früheren Gebiet des Imperiums errichteten. Dass sie im 5. Jahrhundert dann die Herrschaft in Italien an sich rissen, erscheint angesichts des von innen her geschwächten Imperiums fast logisch.

    Obwohl im römischen Reich ein Wohlstand in zuvor nie erreichtem Ausmaß herrschte, partizipierten nur wenige davon. Die Verteilungsungerechtigkeit spricht Bände: Nicht einmal 1 Prozent von über 50 Millionen Menschen teilten den Reichtum unter sich auf. Die Elite lebte dank hoher Steuereinnahmen im Überfluss und leistete sich durchaus Exzesse, welche die Verteidigungsbereitschaft Roms unterminierten. Zugleich wurde das politische System durch Korruption geschwächt.
    Die neuere Geschichtsforschung betrachtet allerdings den anhaltenden Druck durch äußere Feinde sowie ökonomische Schwierigkeiten als Hauptursachen des Zusammenbruchs, der durch innere Verfallserscheinungen jedoch begünstigt wurde.
    Die Rolle des Christentums wird heute differenziert betrachtet: Zwar wandten sich viele Männer von hoher Integrität dem Christentum dem Dienst in der Kirche zu; damit gingen so aber dem Staat verloren. Doch andererseits stabilisierte die neue Staatsreligion das Kaisertum, dass sich zuvor mit ständigen religiösen Konflikten konfrontiert sah.
    Dass nicht primär innere Faktoren (die vielbeschworene "spätrömische Dekadenz") für den Untergang des Reiches verantwortlich war, zeigt sich auch daran, dass Ostrom weitere tausend Jahre Bestand hatte.-
    Es ist sicherlich sinnvoll, aus dem Übergang von der Antike zum Mittelalter Lehren für unsere Zeit zu ziehen. Jedoch sind monokausale Betrachtungen nicht hilfreich; werden diese zusätzlich noch auf platteste Thesen wie ‘sexuelle Ausschweifungen machen jeden Staat kaputt’ oder ‘das Christentum hat Rom von innen zerfressen’ reduziert, so geht jeder Geschichtsbezug verloren.--

    Ausführlicher und mit weitaus mehr Details befasst sich die ARTE-Dokumentation ‘Rom - Niedergang einer Weltmacht’ mit diesen Vorgängen:


    Montag, 24. Dezember 2012

    Es gibt keine Materie - Hans-Peter Dürr

    • “Es gibt keine Materie, es gibt nur das Dazwischen…”
    • “Nichts ist prognostizierbar.”
    Er habe sein ganzes Forscherleben damit verbracht, zu erforschen was hinter der Materie steckt, berichtet Professor Hans-P. Dürr. Sein Fazit, dass Materie nicht existiert dürfte weitreichende Konsequenzen für unser Weltanschauung und unser Menschenbild entfalten.

    1999 gab Professor Dürr in der Juli-Ausgabe der Reihe SPIEGEL spezial ein Interview, das mit der Überschrift 'Das Geistige hat keine Ränder' versehen wurde.

    Darin erklärt er unter anderem, unsere Naturgesetze seien nicht mehr als langweilige 'Ausmittelungen', die lediglich eine Annäherung an die Wirklichkeit vermittelten – ein 'langweiliges Ergebnis' in dem Sinne, dass sich nichts Unerwartetes ereignet.
    In diesem Kontext wird der Schriftsteller Arthur Koestler zitiert:
    “Wo der Sirius stehen wird in 2000 Jahren, das können wir auf die Bogensekunde genau vorhersagen; aber was meine Köchin in fünf Minuten machen wird, das kann ich überhaupt nicht sagen.”
    In dieser Priorisierung, das Beständige wichtiger zu nehmen als das Veränderliche. liege ein Fehler, antwortet Dürr. Der Mensch habe Schwierigkeiten zu akzeptieren, das gerade das Veränderliche das Wesen des Lebendigen sei. Wir haben allerdings Schwierigkeiten, das zu akzeptieren. Die Ursache dafür liege in unserer Wahrnehmung der Realität “als eine Welt, die aus Dingen besteht” – anders gesagt, nehmen wir nur eine überzeugende Illusion der Wirklichkeit bewusst wahr .
    Auf der subatomaren Ebene der Elementarteilchenphysik ist diese Realität ohnehin nicht existent, erklärt Dürr weiter. Unser Konzept der Materie ergibt auf dieser Ebene keinen Sinn:
    “Alles löst sich auf, es sind nur noch Beziehungsstrukturen. Nur im Schnitt wird uns eine Art Kausalstruktur vorgegaukelt, aber es gibt weder Ursache noch Wirkung. Etwas entsteht, etwas vergeht, wild durcheinander. Aber dann gibt es ab und zu Gerinnsel darin. Unsere Körper, die Materie. Die Sonne ist auch so ein Gerinnsel.”
    Im weiteren Verlauf dieses zwar älteren, aber lesenswerten Interviews erläutert Prof. Dürr die weitreichenden Implikationen seiner Forschungsergebnisse und Erkenntnissen daraus. Erfreulicherweise fehlen ihm dabei jene Scheuklappen, die Wissenschaftler häufig veranlassen, die philosophische und sogar die spirituelle Dimension der Realität auszublenden oder der Einfachheit halber als nicht existent zu betrachten.

    Bedeutsam erscheint mir auch seine Feststellung, dass wir einen Sinn ‘von Allem’ jedenfalls nicht (allein) aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur erfassen können. Warum? Weil wir uns zwecks Beantwortung dieser Sinnfrage als ein Untersystem von etwas Größerem auffassen und nun die Beziehung von uns selbst zu dem Größeren zu beschreiben suchen.

    “…wenn die Wirklichkeit größer ist als meine Denke, dann gibt es für diese Fragen in dieser Denke keine Antwort.”
    Das ist wohl so, denn mit unserem Bewusstsein können wir jeweils nur einen kleinen Teil der gesamten Wirklichkeit erfassen. ‘Der berühmte alte Herr der Quantenphysik’ vergleicht diesen Umstand mit dem Lichtkegel einer Taschenlampe, die in der Dunkelheit ebenfalls nur einen kleinen Ausschnitt der Umgebung beleuchtet.
    “Eine Taschenlampe verunsichert einen sehr, weil sie nur das beleuchtet, wo man hinscheint, und das Dunkle drumherum ist noch dunkler. Erst, wenn wir das Licht ausmachen, können wir wieder die ganze Landschaft erkennen. Das ist es, was den Leuten fehlt: das Licht ausmachen, nicht genau wissen. Dann findet man sich mit Ungenauigkeiten wunderbar zurecht.”


    Alles hängt mit Allem zusammen

    Sicherheit erwachse also nicht daraus, einzelne Dinge zu begreifen - sondern daraus, sich in der Komplexität der gesamten Wirklichkeit zurechtzufinden. Nach Dürr basiert Wirklichkeit auf ‘reinem Beziehungsgefüge’ unterhalb der Atome – eben das ‘Dazwischen’.
    Wenn es stimmt, dass Materie überhaupt nicht existiert, dann wird unser Verstehen der Welt nicht dadurch befördert, dass man die Wirklichkeit auf ein auf Materie basierendes Modell reduziert und dann nur noch dieses Modell betrachtet –aber nicht mehr die gesamte Wirklichkeit.
    Entspricht ein solches Paradigma unserem Naturell? Vermutlich nicht so ohne weiteres, aber auch die Denkweise von Menschen ist nicht unveränderlich, auch wenn es mitunter den Anschein hat.
    Für ‘normale Menschen’ geht es vielleicht darum, die Denkweise der klassischen Physik nicht in unserem Leben durch unser Denken und Handeln zu imitieren – indem wir uns fälschlicherweise als ‘getrennt von den anderen’ auffassen. Wenn die Quantenmechanik erkennen lässt, dass ‘Alles mit Allem zusammenhängt’, dann gilt dies für weit mehr als bloß unsichtbare Prozesse zwischen irgendwelchen unsichtbaren Teilchen.)
    Analytisches Konkurrenzdenken ist insoweit kein geeignetes Lebenskonzept (auch hier spielt die eigene Wahrnehmung offensichtlich vielen Menschen einen Streich, die das ganz anders sehen). 

    Was Professor Dürr vermitteln möchte, ist nicht grundlegend neu, denn wir kennen integrative Ansätze aus den Geisteswissenschaften und nicht zuletzt auch von Religionen. Neu oder zumindest angenehm überraschend ist, dass ein Naturwissenschaftler aufgrund seiner Arbeit ebenfalls zu dieser Erkenntnis gelangt.

    Folgende Worte von Dürr (hier gefunden) verdeutlichen zusammenfassend den Teil seiner Botschaft, der Anwendung in unserer Alltagswelt finden sollte:
    “Das Lebendige entfaltet sich durch kooperative Integration, das ist eine Symbiose1).”
    „Wir sind durch Liebe verbunden, nicht durch Geist"
    “Ein Baum, der fällt, macht mehr Krach als ein Wald, der wächst. Unsere Geschichte ist voll von Katastrophen. Aber die Kooperation war immer stärker als die Konkurrenz, die Symbiose größer als die Kriege, sonst wären wir gar nicht hier.”


    • Zum Vortrag von  Hans-P. Dürr "Es gibt keine Materie" 

    Teil 1 / Teil 2




    Anmerkung
    1) Symbiose bezeichnet die Vergesellschaftung von Individuen bzw.das Zusammenwirken zweier Systeme zum beiderseitigen Vorteil. In der Biologie findet sich oft eine Symbiose zwischen verschiedenen Organismen. Der Erfolg solcher Beziehungen bemisst sich daran, inwieweit sich dadurch die Überlebens­chancen beider Partner erhöhen. (Hat nur ein ‘Partner’ einen wirklichen Vorteil, spricht man wohl eher von einer parasitären Verbindung)

    Samstag, 22. Dezember 2012

    22.Dezember 2012: Wir sind 'noch da'. Ein Aufschub?

    “Es ist doch den ganzen Tag gar nichts passiert."

    Schön, dass wir alle noch da sind – es kam gestern (21.12.2012) zu keinen spektakulären Katastrophen und auch nicht zu rituellen Selbsttötungen als Folge der Untergangs- oder Aufstiegs-Erwartungen vieler Menschen. Also auch keine self fullfilling prophecy, eigentlich der einzige Aspekt, der zu realen Befürchtungen hätte Anlass bieten können.
    SPIEGEL online titelt “Apokalypse-Wahn - Davon ging die Welt nicht unter”. Also alles nur heiße Luft? Ich meine, um hier eine zutreffende Antwort zu finden, muss man differenzieren:
    • Das Gerede von auf den Tag genau vorhersagbaren kosmischen Katastrophen, für welche aber kein Astronom etwaige Anzeichen festgestellt hatte, war in meinen Augen wirklich sinnbefreite Panikmache.
      Nicht, weil solche Ereignisse per se auszuschließen sind (es gibt durchaus Gefahren aus dem Weltall), sondern weil man davon nicht durch Mystik und Prophetie erfährt, sondern durch solide naturwissenschaftliche Arbeit.
      Nahezu alle Fachleute hatten in Bezug auf Kometeneinschläge, sich bislang versteckende Planten in unserem Sonnensystem sowie im All umherirrende Geisterplaneten etc. für den 21.12. Entwarnung gegeben, wie zu den vorherigen Weltuntergangsterminen auch. 
      Wie kommt es eigentlich, dass 'denen' so viele kein Wort glaubten? Schließlich handelt es sich nicht um Politiker, sondern um seriöse Naturwissenschaftler aus etlichen Nationen. Wozu sich einreden, alle Physiker seien NWO-Sklaven oder gleich fremdgesteuert? Das ist wirklich hanebüchenes Verschwörungsgeschwafel.


      Ein ‘Aufschub’ des Weltuntergangs-Termins kommt insoweit nicht in Betracht: die Menschheit wird auch an keinem anderen zuvor ‘festgelegten’ Tag ausgelöscht werden. Das Genre ‘Endzeitwahn’ benötigt also eine neue Geschäftsidee.
      Alien-Profi Erich v. Däniken (“Das mit dem Weltuntergang ist wirklich dummes Geschwätz. Ich weiß nicht woher das kommt.”) war sich dessen schon im Vorfeld bewusst und stellte frühzeitig klar, es könne sehr wohl noch bis zu 20 Jahre dauern, bis Bolon Yokte auf die Erde zurückkehre.
    • Andererseits sind solche Ängste und Befürchtungen nicht ganz aus der Luft gegriffen: Auch rational denkende Personen verspüren angesichts des Zustandes der Natur wie auch unserer politischen, ökonomischen und sozialen Verfassung ein wachsendes Unbehagen.
      Die besorgte Fragestellung ‘Wie soll das alles nur weitergehen – und wie lange noch?’ hat durchaus ihre Berechtigung. Es geht schließlich nicht allein um ökologische Themen; meine eigene Gedanken und Sorgen hierzu habe ich auf der Seite ‘Apokalypse selbstgemacht oder entschlossenes Handeln?’ darzulegen versucht. Am gestrigen Tag haben sich die Überlebensbedingungen der Menschheit zwar nicht verschlechtert – aber sie sind auch kein Stück besser geworden!
    In diesem Zusammenhang halte ich eine Überlegung für entscheidend: Lohnt es sich, einen eigenen Beitrag für den Erhalt dessen zu leisten, was wir allgemein als ‘unsere Welt’ umschreiben’? Oder ist es so, dass “die Scheiße einfach passiert” und wir sowie so nichts an der Zukunft ändern können, außer in netten Illusionen zu schwelgen – woraus sich dann ein perfektes Alibi zur dumpfen Konsummaximierung bis ans Lebensende konstruieren lässt?


    Determinismus oder Zufallsprinzip?


    Im Film Knowing, den ich gestern mehr oder weniger passend zum angekündigten Ereignis angeschaut habe, geht es u.a. um diese Schlüsselfrage. Die kurze Szene, in der Prof. John Koestler alias Nicolas Cage mit einen Studenten einige Sätze über die Frage ‘Zufall oder Determinismus?1) wechselt, ist alles andere als unwichtig: Gerade nach persönlichen Unglücksfällen (im Film der Tod von Koestlers Ehefrau) und einschneidenden Erlebnissen stellen sich viele Menschen genau diese Frage.
    Deren Tragweite geht über die persönliche Dimension hinaus: Entstand das Universum spontan durch einen ‘lautlosen Knall’ im Vakuum und entwickelte sich eine Vielzahl komplexer Systeme (Proteine, Zelle, DNS, Stoffwechsel usw.) zufällig aus anorganischen Bausteinen?

    Fest steht: wären die Naturgesetze und -konstanten exakt nicht genauso angelegt, wie es der Fall ist, so wäre kein Leben auf der Erde möglich bzw. ‘dieses’ Universum wäre so nicht entstanden.
    Daraus zu schließen, in allen Bereichen der Realität sei jedes Ereignis vorherbestimmt, halte ich für einen großen Fehler. Zum einen gibt es wissenschaftliche Theorien, welche die Naturgesetze unseres Universums ohne Determination erklären (so wie ich das verstanden habe, wird z.B. die Existenz einer sehr großen Anzahl verschiedenster Universen angenommen; das unsrige hat nun mal die für menschliches Leben geeignete Konfiguration an Naturgesetzen und –konstanten…nur darum sind wir hier).
    Ausführlicher dargelegt wird Determinismus-Thematik von Boris Kotchoubey (‘Vorbestimmungsglaube: „Mythos Determinismus“ von Brigitte Falkenburg’)
    In Bezug auf das Kausalitätsprinzip stellt sich die Frage: Sollen wir den guten alten Glauben, dass wir “Kausalität als normativen Grundsatz betrachten sollten, also eine Verfahrensregel: Der Naturwissenschaftler tue gut, wenn er bei jedem Phänomen nach dessen Ursachen suche. Eine Verfahrensregel kann weder wahr noch falsch sein, sondern je nach Problemstellung nur nützlich oder nutzlos. […] Man kann auch in der postmodernen Ära an die absolute Wahrheit glauben; aber Nutzen ist auf jeden Fall nur relativ, und was mir gestern nutzte, nutzt mir morgen vielleicht nicht mehr.”
    Determinismus sei völlig okay, solange er als vorwissenschaftlicher Glaubenssatz angesehen werde, der für den Fortschritt in vielen, aber nicht zwingend allen Wissensbranchen vom Nutzen sei. Als solcher stehe er dem freien Handeln der Menschen im privaten wie im politischen Bereich nicht im Wege. Als wissenschaftlich nachgewiesene, zwingenden „Wahrheit“ aber sei er überholt.
    “Das 20.Jh. hat uns bereits gezeigt, zu welch ernsthaften sozialen Konsequenzen es führen kann, wenn sich eine Ideologie als Wissenschaft darzustellen versucht. Einen weiteren derartigen Fall brauchen wir wahrlich nicht.”--
    Hier besteht m.E. auch ein Bezug zu der Auffassung, die Zukunft lasse sich ohne Kenntnis beweisbarer Fakten auf den Tag genau vorhersagen. Natürlich lassen sich viele Prophetien aufstellen, die so allgemein formuliert sind, dass sie sich im Nachhinein auf jeden beliebigen Zeitraum anwenden lassen – irgendwas ist ja immer. Bei eindeutigen Formulierungen (‘Ankunft von Aliens’, ‘Auslöschung der Menschheit’) ist dies aber definitiv nicht der Fall.
    Sinnvollerweise sollten wir auf die Erfahrungsmomente vertrauen, welche uns vermitteln, dass entschlossenes Handeln die einzige Chance darstellt, auf eine kritische Situation positiven Einfluss zu nehmen. Verdrängung, Gleichgültigkeit und Fatalismus sind gleichbedeutend damit, sich dem unterstellten ‘Schicksal’ zu unterwerfen – anstatt eigene Gestaltungsoptionen wahrzunehmen (so unbedeutend sie im globalen Maßstab auch anmuten mögen).
    Eine pauschale Verschwörungsgläubigkeit nach dem Motto ‘Wir werden von Politik und Wissenschaft sowie den Medien (und natürlich dem Vatikan) immer und in allen wichtigen Aspekten belogen’ bewirkt also kaum einen verbesserten Kenntnisstand in Bezug auf das, was als real zu erachten ist. Vielleicht ist dies eine wichtige Konsequenz, die all jene ziehen können, die wegen dem vermeintlichen Weltende Monate oder Jahre lang Ängste ausgestanden haben.
    Eine solcher Dauerstress kann freilich auch eine ‘nützliche’ Strategie2) sein.
    “God, give us grace to accept with serenity the things that cannot be changed, courage to change the things which should be changed,
    and the wisdom to distinguish the one from the other.

    Gott gebe uns
    die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können,
    den Mut, Dinge zu ändern, die wir verändern können,
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”

    Anmerkungen
    1) In diesem Kontext ein paar kurz gehaltene Begriffsklärungen (vgl. Wikipedia, da steht einiges mehr dazu):
    • Determinismus bezeichnet die Auffassung, dass alle, also auch zukünftige Ereignisse durch Vorbedingungen eindeutig festgelegt sind.
    • Prädestination (ein Konzept), also ‘Vorherbestimmung’ und ist ein anderes theologisches Konzept, demzufolge Gott von Anfang an das Schicksal des Universums und aller Menschen vorherbestimmt hat. Dabei geht es vor allem um die Erwählung einzelner Seelen zu ewiger Gnade oder ewiger Verdammnis im Leben nach dem Tod.
    • Die Gegenthese (Indeterminismus) vertritt, dass es überhaupt oder in einem bestimmten Bereich der Realität Ereignisse gibt, die auch hätten anders eintreten können.
    • Von Zufall spricht man dann, wenn für ein einzelnes Ereignis oder das Zusammentreffen von mehreren Ereignissen keine kausale Erklärung gegeben werden kann. Als kausale Erklärungen für Ereignisse kommen in erster Linie allgemeine Gesetzmäßigkeiten oder Absichten handelnder Personen in Frage. Die Erklärung Zufall ist also gerade der Verzicht auf eine (kausale) Erklärung.
    2) Ich habe aus meinem eigenen Umfeld den Eindruck gewonnen, dass nicht wenige ‘Verunsicherte’ – weder materialistisch eingestellt noch auf eine ‘esoterische’ Schiene festgelegt, sondern von diesem Hype regelrecht infiziert – gar nicht vom Gegenteil (=kein unmittelbare bevorstehendes Ende der Menschheit) überzeugt werden wollten. Erklärungen und Hinweise auf verständliche Lektüre von Fachleuten fruchten allenfalls so lange, bis diese Leute durch emsiges Suchen eine neue These oder Argumentationskette gefunden hatten, weshalb die Welt doch untergehe.
    In so einem Fall besteht jetzt vielleicht die Gelegenheit, für sich selbst zu hinterfragen, welchen Nutzen diese Strategie denn hatte – vielleicht handelt es sich ja um einen unbewussten(?) Abwehrmechanismus, um sich bestimmten Aspekten des eigenen Lebens nicht zu stellen (‘es geht ja eh’ alles zuende, wozu dann noch unangenehme Wahrheiten an sich heranlassen’)…

    Wie dem auch sei, jede fortgesetzte Häme gegenüber den Menschen, die sich fest vom Stichtags-Ende der Zivilisation hatten überzeugen lassen, ist völlig unangebracht. Wer sein Leben wirklich auf die Erwartung des nahenden Weltuntergangs eingerichtet hat, dürfte nun genug Schwierigkeiten haben, auch ohne Gegenstand ständigen Spotts zu sein.

    Freitag, 21. Dezember 2012

    Weltuntergang 21.12. - Vollständiger Programmablauf

    "Um 21 Uhr fliegen alle Erzengel und Engel ab, es gibt Freibier und es werden 3D-Brillen verteilt."

    Die Internetgemeinde scheint den x-ten Weltuntergang in Folge nicht sonderlich ernst zu nehmen, während die stolzen Besitzer von Bunkern vermutlich gerade 'probewohnen'...oder schon alle Verbindungen zur Außenwelt gekappt haben.

    Und das alles wegen dem 'Maja-Kalender':


    Bevor aber Programmzettel verteilt werden - ein Event mit den gerade einfliegenden Außerirdischen und den Präsidenten der G8-Länder - wird in nur zum Spötteln und Lästern über den Weltuntergang eingerichteten Webforen darüber spekuliert, ob man sich 'Ganze' auch bei YT anschauen könne - oder ob die GEMA einmal mehr dazwischen gefunkt habe. 

    F.Freistetter zeigte sich auf seinem Live-Ticker zum Weltuntergang etwas verwirrt:
    "Hab gerade ein Interview für Radio Funkhaus Europa gegeben. Der Moderator hat da die ganze Zeit von 11:11 geredet, der Uhrzeit, an dem angeblich die Welt untergehen soll. Was ist denn das wieder für ein neuer Mist? Wo kommt das denn her? Haben Apokalypse und Karneval fusioniert?"
    Seine Wahrnehmung teile ich ansonsten - Es ist besser, sich maximal einen Fernsehsender auf einmal anzutun. Die Öffentlich-Rechtlichen schwimmen auf der Endzeit Welle mit neugierig-distanzierten 2012-Berichte mit und Privatsender sind heute ganz tabu.

    Auch SPEGEL online 'tickert' den Weltuntergang:
    "Bisher unbestätigtes Branchengeflüster aus Hollywood besagt, dass Regisseur Roland Emmerich, ein ausgewiesener Katastrophen-Experte, die Rechte an einer biblisch inspirierten Verfilmung der heutigen Erd -Bestattung erworben haben soll. Für die Darstellung der vier apokalyptischen Reiter ist unter anderem offenbar die Reiterstaffel der Stuttgarter Polizei im Gespräch."
    Und manche haben augenscheinlich nichts besseres zu tun, als eine fiktive Aftershowparty ("die größte Facebook-Party der Welt) sogar mit einem recht aufwendig produzierten Video anzukündigen:



    Egal ...Hauptsache, es gibt viele Klicks und Likes und was weiß ich noch.

    An ironisch-bissigen Kommentaren herrscht wahrlich kein Mangel:
    "Ich habe so ein Summen im Ohr - ist das schon der Broers-Strahl?
    "Bricht eine soeben eine apokalyptische Finsternis über uns herein?" - "Öhm, ...nein, es ist normal, dass im Dezember so ab 17:00h dunkel wird."
    Offensichtlich braucht es ein Ventil, gerade für die Leute,die sich nicht eingestehen, dass dieser Hype auch bei vielen rational denkenden Leuten ein gewisses Unbehagen hinterlässt. 
    Bei allem Verständnis dafür darf nicht übersehen werden, dass manche Menschen heute tatsächlich große Ängste durchstehen - irreale Angstgründe ändern wenig an deren Ausmaß. Dass Angstattacken und sogar Suizidgedanken durch profitorientierte Panikmache ausgelöst werden, löst bei nicht nur mir Verärgerung aus.
    Nachdenklicheren Netzteilnehmer räsonieren darüber, dass man seit etlichen Jahren auf diesen Tag vorbereitet worden sei, es fühle sich schon komisch an, dass es heute soweit ist.
    Derweil sind andere wirklich fleißig. Falls das heute doch nix wird, muss der Spannungsbogen ja irgendwie fortgesetzt werden. Vermutlich wird das  bald das 'Apophis'-Merchandising (Countdown-Uhren, T-Shirts mit dem Aufdruck 'Impact - ich bin dabei', interaktiv steuerbare 3D-Simulation, etc.) einsetzen.


    Fortsetzung folgt...?

    Wer auf den zweifelhaften Es-geht-zuende-Nervenkitzel nicht mehr verzichten mag, sollte sich beispielsweise mit dem Doomsday-Argument beschäftigen...das ist nämlich echt schwer zu widerlegen...

    Sonntag, 16. Dezember 2012

    Kl. Historie des Zweifels (am Urknall / der Existenz Dunkler Energie)

    Eigentlich glaubte, die gesamte Welt der Naturwissenschaften begeistere sich für den Urknall (als Singularität und daraus gefolgert als Anfang von Allem) - bis auf ein paar isolierte 'Abtrünnige' wie Martin Bojowald.
    Tatsächlich sind die Befürworter einer anderen Kosmologie weitaus zahlreicher als von mir vermutet. Eines ist dabei zu beachten: dass unser Universum in seiner Entstehungsphase sehr viel kleiner war als heute und aus einem unvorstellbar winzigen Volumen heraus immer schneller expandiert ist, wird im allgemeinen nicht oft bezweifelt. Dagegen richten sich Einwände häufig gegen die Idee eines Anfangs von Raum und Zeit (die nach der Urknalltheorie 'vorher' nicht existiert haben sollen).

    Mehr noch: eine Geschichte des Zweifels lässt sich verfolgen - nachfolgend einige Stationen daraus sind in nachfolgend aller Kürze aufgeführt.
    Doch scheint das Ende der Urknall-Debatte in greifbare Nähe zu rücken, wenn seit kurzem sogar Stephen Hawking einräumt, dass die Mutmaßung eines singulären Anfangsereignisses nicht viel mehr als ein Hilfskonstrukt von Astrophysikern ist, die mit ihren bisherigen Berechnungsmethoden nicht über diesen Punkt hinausgelangen…

    1950: Fred Hoyle entwickelt die „Steady-State-Theorie“

    "Steady state“ bedeutet so viel wie gleichbleibender Zustand. Der Privatgelehrte Hoyle akzeptierte die Expansion des Universums. Zugleich glaubte er, es bestehe ewig - ohne Anfang. Infolge der fortwährenden Expansion müsste sich die Materie 'darin' jedoch extrem verdünnt haben, was offensichtlich aber nicht der Fall ist. Hoyle's These zufolge entsteht im All fortlaufend neue Materie aus sich selbst heraus - in genau der richtigen Menge, um die Expansion des Alls voranzutreiben und zugleich die Materiedichte darin in konstanter Dichte zu erhalten.
    Übrigens stammt der Begriff „big bang“ ausgerechnet von Hoyle, der ihn 1950 in einer BBC-Radiosendung verwendete, um die These von der 'Urexplosion lächerlich' zu machen. Der Materialist Hoyle modifizierte seine eigene These zwar mehrfach, doch behielt er seine Grundhaltung gegen die Urknall-Theorie konsequent bei - aus philosophischen Erwägungen: Falls das Universum einen Anfang habe, dann setze dieser eine Ursache voraus, s.h. einen Schöpfer. Doch fundamentale Christen sind mit der Urknall-Theorie auch nicht besonders glücklich, denn die biblische Schöpfungsgeschichte schildert bekanntermaßen eine andere Abfolge der Anfänge von Erde und Menschen, auch was den zeitlichen Verlauf anbetrifft.


    90er Jahre

    Die Astronomen Wolfgang Priester und Hans-Joachim Blome ersetzten den Urknall in einem neuartigen Modell durch einen sanfteren Schöpfungsakt ('Urschwung'): Das Universum, habe als unendlich großer Raum seit ewigen Zeiten existiert. Materie gab es darin nicht, stattdessen war er von Quantenfeldern erfüllt. Sie bestehen aus reiner Energie und erreichen eine hohe Energiedichte.
    Weil auch Energie eine Gravitationswirkung besitzt, ließ die Schwerkraft der Quantenfelder diesen Kosmos auf eine minimale Ausdehnung schrumpfen. Danach, in einer Art Rückprall, dehnte er sich jäh wieder aus. Dieser Moment war der Urschwung. Er leitete in das expandierende Universum über, in dem wir heute leben, wobei aus den ursprünglichen Quantenfeldern die Materie entstand.

    2004: "Kein Urknall erschütterte das Universum":

    Mit einem einem offenen Brief begründen Eric J. Lerner, der Mathematiker Michael Ibison, der Astrophysiker Halton Arp und 20 weitere Wissenschaftler im britischen Magazin „New Scientist“ ihre Forderung nach einer vorurteilsfreien Diskussionen und Forschung über die Geschichte des Universums und zu beobachtende Widersprüche der Urknalltheorie. Deren Dominanz beruhe eher auf einer Konventionen als auf wissenschaftlichen Methodik. Die Urknalltheorie basiert auf einer großen Anzahl hypothetischer Annahmen, die niemals beobachtet wurden - Aufblähung, geheimnisvolle Materie und dunkle Energie - Grund genug, in alle Richtungen weiter zu forschen.
    Der Urknall selbst, jenes einzigartige Anfangsereignis, wurde auch nicht berechnet – dies ist auch nicht möglich, wenn man von einer Berechnung ein eindeutiges Resultat erwartet.

    2006: Studie zur Hintergrundstrahlung wirft Zweifel auf Urknall-Theorie

    Den bisherigen Annahmen zufolge ist die Hintergrundstrahlung Art Echo des Urknalls. Die russischen Wissenschaftler R. Sunyaev und Y. Zel'dovich hatten bereits 1969 vorausgesagt, dass freie Elektronen im Zentrum großer Galaxienhaufen die Hintergrundstrahlung ablenken würden. Dies sollte sich durch einen Energieverlust der letzteren bemerkbar machen - gewissermaßen ein Schatten in der allgegenwärtigen Hintergrundstrahlung. Die Untersuchung von 31 nahen Galaxienhaufen zeigte nur bei einigen von ihnen einen solchen Schatten, bei anderen war nichts dergleichen feststellbar - mögliches Fazit: Große Galaxienhaufen verzerren die Hintergrundstrahlung nicht – anders als es von der Urknalltheorie vorhergesagt wird.

     

    2010: Zweifel an der Existenz Dunkler Materie ...

    • "Studie weckt massive Zweifel an Existenz Dunkler Materie
      Beobachtungen weisen darauf hin, dass es die rätselhafte Substanz nicht gibt. Die Autoren haben Beobachtungsdaten der Milchstraße und des  Andromedanebels mit den Vorhersagen der Theorie verglichen. Dabei sind sie auf fünf schwer zu erklärende Widersprüche gestoßen. Ihre Ergebnisse erscheinen in der kommenden Ausgabe der Zeitschrift „Astronomy and Astrophysics“
      (-> Link) - mit möglicherweise weit reichende Implikationen: Eventuell müssen sowohl Newtons Gravitationstheorie als auch Einsteins allgemeine Relativitätstheorie modifiziert werden
    Im derzeit allgemein vertretenen kosmologischen Modell bewirkte die Dunkle Materie, dass sich nach dem Urknall die 'normale' Materie verdichtet und Galaxien und Galaxienhaufen bildeten - eine Voraussetzung für die Entstehung von Sternen, Planeten, Monde usw.
    Offenbar stimmt die Verteilung der Dunklen Materie - die nicht direkt sichtbar ist, sondern sich nur über ihre Schwerkraft verrät - in der Lokalen Gruppe nicht mit diesen Vorhersagen überein. Zwar hatten die Kosmologen gute Gründe für die hypothetische Einführung der Dunklen Materie, doch war es bislang weder möglich, deren Existenz noch ihre nachzuweisen. 

    Debatte: dark matter in the spotlight
    Am 18. November 2010 stand in Bonn das Konzept der "Dunklen Materie" zur Debatte. Die Astronomie-Professoren Simon White (Garching) und Pavel Kroupa (Bonn) trugen ihre Positionen vor. Prof. Dr. Hans Peter Nilles, Direktor des Bethe-Centers, moderierte die Veranstaltung. Hier erhalten Sie die Präsentationen der Disputanten. Argumente für und wider die Dunkle Materie wurden vorgetragen 
    Kroupa hat die Existenz Dunkler Materie für das lokale Universum - also die Milchstraße und die hunderte von Galaxien in ihrer Nähe - ihrer Nähe untersucht. Er argumentiert, die dort gemachten Beobachtungen seien mit der Standardtheorie weitgehend unvereinbar. Das aktuelle kosmologische Weltbild - das Standardmodell der Kosmologie (→ Lambda-CDM-Modell; CDM steht für Cold Dark Matter) - sei damit nicht mehr haltbar, und die Physik stehe nun vor der großen Herausforderung, eine neue kosmologische Theorie zu entwickeln.Simon White hält dagegen, Dunkle Materie erkläre die weitaus meisten Beobachtungen im Universum hervorragend - angefangen von der struktur der Galaxienhaufen und Galaxien bis zu Temperaturschwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung. Die Ablehnung des Konzeptes - und die dazu notwendige Modifikation der Newton'schen Gravitationsgesetze - ziehe dagegen viele Folgeprobleme nach sich.


    "In this article we propose cosmological models that can explain the cosmic acceleration without introducing a cosmological constant into the standard Einstein field equation, negating the necessity for the existence of dark energy.
    Das Universum hätte demnach weder Anfang noch Ende: Der Astrophysiker Wun-Yi Shu von der Tsing Hua Nationaluniversität in Taiwan hat soeben eine neue Beschreibung des Universums entwickelt, in dem Raum, Zeit sowie Masse und Länge auf kuriose Art verschränkt sind:
    Raum und Zeit können ineinander umgewandelt werden, ebenso Masse und Länge. Beide Prozesse hängen von der Gravitationskonstante und der Lichtgeschwindigkeit ab - beide Naturkonstanten werden von Shus zu Variablen degradiert. Ein Universum mit diesem Eigenschaften würde ewig bestehen, hätte jedoch abwechselnde Perioden der Expansion und Kontraktion. Eine Urknallsingularität kommt in diesem mathematischen Modell nicht vor. Shus Theorie sagt voraus, dass das Licht von Sternenexplosionen mit einer bestimmten Rotverschiebung auf der Erde messbar sei - was den tatsächlichen Beobachtungen entspricht und als Hinweis gewertet wird, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt.

     

    2011: Roger Penrose - Nach dem Urknall ist vor dem Urknall

    Zunehmend steuern aufgeschlossene Naturwissenschaftler auf einen Kompromiss zu: in Modellen eines zyklisch expandierenden und implodierenden Universums bestreiten sie nicht mehr das Urknall-Ereignis an sich. Sie legen statt dessen dar, dieser Kollaps sei nicht der ultimative Anfang gewesen - denn davor habe bereits ein anderes Universum existiert, das ebenfalls einen Vorgänger gehabt haben soll...
    Inzwischen ist die ursprüngliche Urknall-Theorie kein unantastbares Dogma mehr, denn eine wachsende Anzahl von Astrophysikern und Kosmologen betrachtet den Urknall nicht länger als Punkt Null der kosmischen Geschichte war, sondern als Durchgangsstadium...

    2012 Sogar Stephen Hawking zweifelt am Urknall

    (Ich bin nicht sicher, ob 2012 als Zeitangabe des Sinneswandels bei Stephen Hawking zutrifft.) Der Beitrag ‘Urknall -  Beginn der Welten’ von Wolgang Silvanus auf dem Onlineportal der Frankfurter Rundschau stammt aus Juni 2012; darin wird deutlich, wie auch die Rudelführer der Physiker-Gemeinde allmählich zu der Einsicht gelangen, dass sich auch der Urknall an physikalischen Gesetze halten müsse: Den Berechnungen nach müssten im Punkt Null jedoch Temperatur und Dichte unendlich hoch gewesen sein. Unendliche Größen im materiellen Universum ergeben keinen Sinn, weshalb die Wissenschaftler diese Singularität möglichst umgehen. Und wieder wurden neue Modelle in Erwägung gezogen:
    “…daran beteiligte sich auch der britische Physiker und Kosmologe Stephen Hawking. Er lehnt die Urknall-Singularität ab, weil er glaubt, dass die Naturgesetze auch bei der Entstehung des Universums gegolten haben sollten. Eine Urexplosion ohne Ursache könne aber nur durch übernatürliche Kräfte ausgelöst worden sein. „Ein Schöpfungspunkt wäre ein Ort, an dem die Wissenschaft kollabiert. Man müsste die Religion und die Hand Gottes zu Hilfe nehmen“, konstatierte Hawking bei einem kosmologischen Kongress, den die Universität Cambridge Mitte Januar zu seinem 70. Geburtstag veranstaltete…”

    2012–Final Countdown?

    Countdown-Webseiten für den vermeintlichen Weltuntergang in weniger als drei Wochen gibt es tatsächlich. Beispielsweise hier werden Wochen, Tage, Stunden und Sekunden angezeigt, bis es dann Wumm! oder Fumb! macht – oder ist das Ende vielleicht geräuschlos?

    Die im Vorwort zu Florian Freistetter’s Werk “2012-Keine Panik”1) leicht plakativ beschriebene Party-Stimmung (Kann ich jetzt endlich ungeschützten Sex haben? … Verhütung hat sich doch nun erübrigt, oder?) habe ich in meinem eigenen Umfeld noch nicht wahrgenommen.
    Auch nehme ich bislang kaum soziale Auflösungserscheinungen wahr: die meisten Leute gehen nach wie vor zur Arbeit (oder haben rechtzeitig Urlaub eingereicht), sie kaufen noch Möbel bei Ikea, schließen Sparverträge ab und regen sich über Steinbrücks Nebeneinkünfte auf.

    Kommt in Unterhaltungen das Thema 2012 zur Sprache, wird die Thesensammlung zum Ende freilich selten ins Lächerliche gezogen…und über manche Gesichter huscht ein sorgenvoller Schatten. Die meisten sind ehrlich genug zuzugeben, dass man ja nicht genau wisse, was auf die Menschheit zukomme.
    Aber darauf verlassen, dass genau am 21. Dezember das Ende kommt, will sich niemand, jedenfalls nicht öffentlich.

    Manchmal ertappe ich mich selbst oder jemanden anders bei etwas altklug wirkenden Kurzvorträgen – mit dem Tenor, dass einige Szenarien der Untergangsgläubigen durchaus einen realen Kern besitzen, jedoch seien Ereignisse von derartiger Tragweite unbestimmt in Bezug auf ihren Zeitpunkt.

    Die Älteren im Freundes- und Kollegenkreise erinnern sich noch an die düsteren Ahnungen vor dem Eintritt ins Jahr 2000. Als sie damals feststellten, das die Welt über das Jahr 2000 Bestand haben würde, wurde eine neue rote Ziellinie abgesteckt: der 21. Dezember 2012. Damit gelang es den haupt- und nebenberuflichen Profiteuren der Angst, die Abhängigkeit der Verunsicherten von ihren “Analysen” und Vorhersagen zu prolongieren. Man darf gespannt sein, wie sie dies ab 2013 gestalten werden, denn in Bezug auf den 21. Dezember hat sich manch einer doch weit aus dem Fenster gelehnt. Das alles lässt sich nicht beliebig oft wiederholen – hoffentlich!

    Auch an Trittbrettfahren herrschte wahrlich kein Mangel – sogar die biblische Apokalypse und eine Wiederkehr Jesu wurden vereinzelt in einen Kontext mit diesem Datum gestellt. Manches davon war neu für mich (z.B. die Timewave Zero), während alte Bekannte unter den Szenarien (‘Nibiru’) erstaunliche Langlebigkeit entwickeln.

    So lautet Freistetters Feststellung:

    “Der 2012-Mythos ist ein Sammelbecken für die unterschiedlichsten esoterischen und pseudo-wissenschaftlichen Vorstellungen geworden, egal ob sie mit dem Thema etwas zu tun haben oder nicht.”

    In seinem Kommentar zu endzeitlichen Tipps auf BILD.de1) (Tenor: ‘Schreiben dort dressierte Hunde oder schlecht programmierte Computeralgorithmen? Aber doch sicher keine echten Journalisten, oder?’) benennt Freistetter die Weltuntergangs-‘Fakten’ und führt sie allesamt ad absurdum – und das in  einer Wortwahl und Ausdrucksweise, die selbst ich als Laie ohne weiteres verstehe.
    Zum Beispiel:

    • Das Zentrum der Milchstraße ist 25.000 Lichtjahre entfernt. Von dort kann uns nichts gefährlich werden, weder das supermassive Schwarze Loch noch irgendwelche Strahlen der Objekte in dessen Umgebung.
    • Der Maya-Kalender endet zwar am 21.12. diesen Jahres, doch bedeutet dies lediglich, dass eine Anpassung erforderlich wäre, falls dieser Kalender derzeit noch verwendet würde. Etwa so, als wenn am 31.12.9999 eine Umstellung notwendig wird – beispielsweise durch Anfügen einer 5. Stelle für die Jahreszahlen 10.000ff.
    • Es gibt keine besondere Konstellation am Himmel, die uns gefährlich werden könnte. Und die „Ebene der Milchstraße“ ist nur eine gedachte Fläche – nicht etwa eine reale Struktur, mit der wir kollidieren könnten. Auch durchquert unser Sonnensystem diese Ebene nicht in drei Wochen, sondern in ca. 30 Millionen Jahren.

    Solche Artikelserien auf BILD sind leider symptomatisch für große Teile der absatzorientierten Medienlandschaft: Irgendwie muss es doch möglich sein, an diesem Hype zu partizipieren…und journalistische Ethik ist überbewertet oder eine Killerphrase der Einfallslosen…

    Siehe auch: Mit Eigenurin und Mayonnaise gegen den Weltuntergang

     

    Wie die Zeit bis Freitag, den 21. überbrücken?

    Eine solche Herangehensweise ignoriert eines völlig: Viele Menschen haben tatsächlich Ängste entwickelt oder machen sich ‘moderate Sorgen’, was denn in weniger als einer Woche auf uns zukommen mag. Völlig spurlos geht die momentan spürbare Anspannung an wenigen vorbei.

    Rationale Analysen helfen da nicht, wo vor allem Gefühlsregungen dominieren – doch sie sind immer noch besser als substanzlose “Ratschläge”. Auch für so genannte Weltuntergangspartys fehlt mir das Verständnis – wozu braucht man ein Alibi, um sich bis zur ‘Schmerzbefreiung’ zu betrinken?

    Andererseits, wie kann man die Zeit des Wartens (auf was genau eigentlich?) sinnvoll überbrücken, wenn die Angst übermächtig wird? Auch wenn ich persönlich einem ‘angesagten’ Weltuntergang mit großer Skepsis gegenüberstehe, kann ich die Ängste vor einschneidenden Veränderungen, Leid und Tod gut nachvollziehen.

    Das TV-Programm, für mich inzwischen ein Synonym für Verflachung, ist keine echte Hilfe – sogar 3SAT glänzt mit 45-Minuten-Dokus über Endzeitliches und Verschwörungen, vor allem die dramaturgisch anscheinend unverzichtbare Musik-Untermalung nervt. Dann schon lieber ein eigenes Video, um die 2012-Neurose aufzuarbeiten… ;)

    Vielleicht liegt ein gewisser Nutzen darin, eine Weile nicht mehr über das globale Weltgeschehen zu grübeln (es dürfte eh’ alles zerdacht und zerredet sein) – und statt dessen über den ganz persönlichen Mikrokosmos nachzudenken, also das eigene Leben.
    Was wollte man schon längst in Angriff nehmen? Wie wäre es mit ein paar guten Vorsätzen – für den Fall, dass am 22.12. und danach keine schlagartige Veränderung eintritt?

    Probleme und Herausforderungen hat die Menschheit mehr als genug – lohnt es sich darüber zu reflektieren, ob all dies wirklich nichts mit einem selbst zu tun hat? Es gibt durchaus seriöse Medien- und Internet-Angebote, um sich über reale Szenarien der nächsten Jahrzehnte zu informieren – möglichst mit dem Fokus auf Chancen und Optionen, die jedem von uns zur Wahl stehen.
    Wenn die 2012 – Hysterie und ein sich evtl. anschließender ‘Hurra, ich lebe noch’-Effekt einige Leute zum Umdenken bewegt, hatte das ganze wenigstens etwas Gutes.

    Anmerkungen:

    1. Das Buch 2012 - Keine Panik ist mit 2,99 € (als ebook) durchaus erschwinglich
    2. Auch mir bereitet dergleichen Unbehagen wegen der möglichen Auswirkungen, die derart verquirltes Geschreibsel bei Teilen der BILD-Klientel auslösen könnte. Dabei bin ich noch unentschieden, ob diese Ratschläge von abgrundtiefem Zynismus oder ebenso unfassbarer Dummheit zeugen – oder nur von einer Art Humor, die ich nicht verstehen möchte: Silvester und Weihnachten vorziehen, damit man noch etwas davon hat…dem Chef mal so richtig die Meinung sagen, Lebensversicherung kündigen, komplett leer räumen etc.
      Und dann noch der Link auf einen ähnlichen Artikel: Ein flotter Dreier, bevor die Welt untergeht (Warum eigentlich solange warten?;). Ein “prominenter Gespiele” solle lt. einer Umfrage möglichst involviert sein – etwa  Jessica Alba oder Johnny Depp, je nach Präferenz Hugh Jackman oder George Clooney…

                Wie war das doch gleich…Niveau ist keine Creme!

      Es folgen noch ebenso nützliche Hinweise für den Fall, dass die Welt am 22. Dezember noch existiert? „What a wonderful World“ auflegen, schnell den Chef anrufen – und gleich auch die Bank.
      Da fehlt noch der HIV-Test und/oder ‘Plan B’, falls man wg. des besonderen Datums auch auf Safer Sex verzichtet hatte.

    Mittwoch, 5. Dezember 2012

    "Physik – ein baufälliger Turm von Babel"

    ...lautet die Überschrift eines SdW-Artikels von Tony Rothman aus dem Februar-Heft 2012 (PDF-Download). Darin wird aufgezeigt, dass - entgegen der Aussage etlicher renommierter Physiker - noch längst nicht alles Wesentliche auf dem Gebiet der "fundamentalsten aller Naturwissenschaften" erforscht ist.


    Dass noch keine Theorie of Everything oder Vereinheitlichte Theorie zur Beschreibung aller Grundkräfte der Natur in einem zusammenhängenden Rahmen aufgestellt wurde, ist allgemein geläufig. Viele weitere grundlegende
    Fragen sind ebenfalls unbeantwortet: 
    Gab es einen Anfang von Allem ('Urknall') bzw. ist ein zyklischer Werdegang des Universums eher als Beschreibung zutreffend? Wie genau kommt die Trägheit der Masse zustande? Wie viele Dimensionen hat der Raum tatsächlich als drei Dimensionen?  
    "Doch schon weit diesseits der Forschungsfront, auf dem Niveau von Vordiplom und Bachelorarbeit, klaffen große Lücken oder gar Abgründe."
    Dieser Umstand hindere die Lehrenden der Physik-Fakultäten freilich nicht, in ihren Einführungsvorlesungen ein gänzlich anderes Bild ihrer Disziplin zu vermitteln: Es werde so getan, als sei das gedankliche Gebäude der Naturbeschreibung, der Hauptgegenstand der Physik, "allumfassend, frei von inneren Widersprüchen, konzeptionell zwingend und über all das hinaus auch noch überwältigend schön".

    Wer sich mit dieser Erwartungshaltung für ein Physik-Studium entscheidet, wird im Laufe seiner universitären Karriere mehr als eine Enttäuschung erleben, meint Rothman und liefert eine Reihe von Argumenten für seine Auffassung.


    Der große Schwindel der physikalischen Anfängerkurse bestehe in der Behauptung, dass jedes Problem eine exakte Lösung besäße. Von  den Studierenden werde sogar erwartet, dass sie diese Lösung finden so werde eine Erwartungshaltung fern jeder Realität aufgebaut. Denn nur verschwindend
    wenige physikalische Probleme besitzen wirklich exakte Lösungen, verglichen mit dem großen Rest. Physiker sehen sich meist gezwungen, idealisierte Anfangsbedingungen anzunehmen und mit Hilfe dieser lassen sich meist Näherungslösungen finden - von denen man hofft, dass sie einigermaßen stimmen.
    (Jedes physikalische Modell ist eine Idealisierung, d.h. ein vereinfachtes Abbild der Realität, welches bekannte Tatsachen unberücksichtigt lässt: um eine Fragestellung überhaupt beantworten zu können, werden bestimmte Fakten absichtlich nicht in das Modell einbezogen.)
    Einstein habe diesen potenziell verzerrten Realitätsbezug so beschrieben:

    "Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit."
    Rothmans Beitrag wird erst interessant durch seine Beispiele aus der an Universitäten gelehrten Physik; sie zeigen, wie viele beobachtbare Phänomene bis heute nicht exakt beschrieben wurden. 


    So enthalte beispielsweise das Standardmodell der Teilchenphysik nicht weniger als 19 frei justierbare Parameter, Kritiker sprechen von willkürlich festgelegten Annahmen. Das ist "eine ganze Menge" - dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine ganz neue, andersartige Theorie alle bekannten Beobachtungen und Messergebnisse 'schöner' erklären würde. (Ob der Kostenaufwand für Teilchenbeschleuniger und andere Experimente, welche das mehrheitlich anerkannte Modell belegen sollen, insoweit gerechtfertigt sind, darf daher zumindest hinterfragt werden.

    Wenn man aber nicht sicher sein kann, ob die gefundene Formel eine korrekte, verallgemeinerbare Beschreibung eines Naturphänomens liefert, sollte dieser Umstand nicht verschwiegen werden - selbst wenn der gottähnliche Status 'Physikprofessor' dadurch eine Relativierung erfährt. Die Forderung nach mehr Ehrlichkeit im Umgang mit Studieren hat insoweit durchaus ihre Berechtigung.

    Mein Eindruck ist bzw. war allerdings, dass Physiker mit ihrem Selbstverständnis keine Ausnahme bilden - es kommt in vielen Fachrichtungen auf die jeweils Lehrenden an, wie sie Erstsemestlern begegnen. An der Kölner Uni war es (vor vielen Jahren) so, dass man vor dem Vordiplom von vielen Professoren und ihren sich elitär gebenden Assistenten in der Regel überhaupt nicht wahrgenommen wurde - und wenn doch, kam man sich bald wie ein lästiges Insekt vor. Zu lehren war für viele Vortragenden offenbar eine milde Form der Zeitverschwendung, die sie von wichtigerem abhielt. Keine Ahnung, ob dieser Eindruck auch heute noch zutrifft.


    Sonntag, 2. Dezember 2012

    Sind wir, was wir denken?

    Über die erneut aufgegriffene Fragestellung –‘Leben wir in einer virtuellen Realität?’ habe ich im Zusammenhang mit der Filmtrilogie ‘Matrix’ bereits einige Überlegungen zusammengestellt, und zwar hier. Im Grunde genommen geht es dabei um das Wesen der von uns wahrgenommenen Wirklichkeit.

    Die Idee einer virtuellen Realität bringen uns auch Filme wie The 13th Floor aus dem Jahr 1999 näher, der auf dem Roman Simulacron_3 des US-amerikanischen Autors Daniel F. Galouye basiert:

    Der Programmierer Hannon Fuller hat eine lebensechte Simulation von Los Angeles im Jahr 1937 erzeugt, welche im 13. Stock einer Computerfirma auf Servern läuft. Darin kann man sich einklinken und bei vollem Bewusstsein mit dieser virtuellen Welt und ihren computergenerierten Spielfiguren interagieren.

    Nachdem Fuller bei einer Barkeeper-Spielfigur namens Ashton eine Nachricht für seinen Freund und Assistenten Douglas Hall hinterlassen hat, wird er ermordet. Der Verdacht fällt auf Hall, der sich selbst in die Simulation begibt, um den Fall aufzuklären. Dort stößt er auf Ashton, der die Nachricht gelesen und das geografische Ende der Simulation gesehen hat und dadurch die Natur seiner Existenz in Frage stellt. Er klagt Douglas der Gedankenmanipulation an (“Why are you fucking with our minds?“) und bedroht ihn. Douglas Hall kann jedoch in seine Gegenwart flüchten.

    Durch den zunehmenden Einfluss des Spiels beginnt allerdings auch Douglas immer stärker an seiner eigenen Existenz zu zweifeln. Schließlich entdeckt er, dass er selbst auch in einer Simulation lebt. Unterstützung bekommt er von der mysteriösen Schönheit Jane Fuller, Hannons Tochter, welche seine Lebensängste bestätigt: auch die vermeintlich ‘echte’ Welt ist eine Simulation. (Vgl. Wikipedia)

    Douglas erkennt:

    “Nichts von alldem hier ist real. Wenn jemand den Stecker auszieht, dann verschwinde ich. Und nichts, was ich jemals sage…nichts, was ich jemals tue, wird von Bedeutung sein.”

    Trübe Aussichten…im ungünstigsten Fall wären wir also nur programmierte Scheinwesen innerhalb eines riesigen Computerprogramms. Die Simulation müsste immerhin so perfekt sein, dass die virtuellen Bewohner zwar Bewusstsein besitzen, aber nicht bemerken, dass sie nur innerhalb einer virtuellen Umgebung existieren und ein Teil von ihr sind. Es wird ihnen (bzw. uns?) daher kaum je gelingen, den Beweis oder Gegenbeweis hierzu anzutreten.

    In einem Kurzessay (pdf, 2 S.) , enthalten im SdW–Sonderheft 2012_03 (Parallelwelten) werden bekannte und einige für mich neue Überlegungen zum Für und Wider solcher Spekulationen skizziert. Würde unsere Welt eine Art Matrix, also Computerprogramm darstellen, dann müsste es auch Fehler geben – vermutlich etwas komplexerer Natur als ein Deja Vu mit schwarzen Katzen.

    Notwendige Merkmale der Programme ‘Universum 4.0’, das vielleicht durch ein Add-On ‘Menschheit 0.5’ ergänzt wurde, werden in dem Essay so beschrieben:

    Manche Untereinheiten des Programms werden durch den Programmablauf erst geschrieben. Einige von ihnen entwickeln vielleicht sogar Bewusstsein, genauer: Sie produzieren Output, den ihresgleichen ebenso wie der externe Beobachter ohne weiteres als Äußerung von Bewusstsein akzeptieren.

    Dies leuchtet ein, denn im Interesse einer gewissen Flexibilität muss es möglich sein, den Programmcode partiell anzupassen und zu erweitern. Ach ja, die intelligenten Wesen, welche die Programmierung übernommen haben, nennt der Autor der Einfachheit halber ”Götter”.

    Er vertritt die Auffassung, jene Götter müssten über ungeheuer viel Zeit und Energie
    verfügen – weil sie imstande seien, einen Urknall und anschließend einen bislang knapp 14 Milliarden Jahre anhaltenden Prozess in aufrecht zu erhalten, in dessen Verlauf Hunderte Milliarden ganzer Galaxien entstehen, von denen jede wiederum eine Unzahl von Sternen beherbergt.
    Das Zeitempfinden dieser Götter wird sich von unserem unterscheiden: “Milliarden Jahre sind für sie wie ein Tag”. Denn für sie wird das programmierte Universum in einem überschaubaren Zeit ablaufen; sonst macht das Vorhaben wenig Sinn.

    Muss der Urknall, vorausgesetzt es hat überhaupt eine solche Singularität gegeben, wirklich stattgefunden haben? Ist es nicht auch denkbar, dass uns, den relativ eigenständigen Figuren der Simulation, nicht bloß durch geeignete Konstellationen ein so umfangreicher Prozess vorgegaukelt wird?

    Wie dem auch sei, die Simulation könnte ein ‘Experiment von Göttern’ sein, mit dem sie unterschiedliche Verläufe durch die geringfügige Veränderung bestimmter Anfangsbedingungen (z.B. die Naturkonstanten) untersuchen. Vielleicht wollen sie ermitteln, unter welchen Bedingungen welche Zivilisation mit verschiedenen physiologischen und technischen Möglichkeiten sich entwickelt.
    Für uns ließe sich dadurch einleuchtend beantworten, weshalb grundlegende
    Naturkonstanten wie Lichtgeschwindigkeit, Elementarladung, absoluter Temperatur-Nullpunkt u.v.a.) genau die Werte haben, die unsere Existenz begünstigen, wenn nicht erst ermöglichen. Zudem tragen Naturkonstanten erheblich dazu bei, Ordnung in unser Verständnis des Universums zu bringen.

    Kleinste Abweichungen würden wohl eine völlig andere Welt ergeben, sagen Fachleute und sprechen vom anthropischen Prinzip, das in mehreren Varianten bzw. Abstufungen formuliert wurde: 

    • Allgemeines AP: “was wir zu beobachten erwarten können, muss eingeschränkt sein durch die Bedingungen, welche für unsere Gegenwart als Beobachter notwendig sind.”
    • Schwaches APwir müssen vorbereitet sein, die Tatsache in Betracht zu ziehen, dass unser Ort im Universum in dem Sinne notwendig privilegiert ist, dass er mit unserer Existenz als Beobachter vereinbar ist.”
    • Starkes AP “das Universum (und deswegen die fundamentalen Parameter, von welchen es abhängt) muss derart sein, dass es die Entstehung von Beobachtern in ihm in manchen Phasen erlaubt.”

    Das schwache AP sei zwar unwiderlegbar, heißt es in dem o.a. Essay weiter, aber unbefriedigend, denn es liefere keine einleuchtende Antwort auf die Frage, warum es uns überhaupt gibt. Ist es denkbar, dass wir nur deshalb existieren, weil die Götter ‘ein interessantes Programm zu sehen wünschen?

    “Die Welt ist ein gigantischer Big-Brother-Container, und die Götter beobachten feixend unser Treiben durch eine Zeitlupe.”

    Übrigens hätten die Götter sich früher selbst in Menschengestalt in die virtuelle Welt einklinken müssen, um deren Output zu beobachten. Nachdem aber verschiedene unter ihnen, namentlich Zeus, durch ihr unprofessionelles Verhalten den Zweck des Experiments gefährdeten, sei dieser interaktive Zugang abgeschafft worden…

    Auch jene Entwickler folgten vermutlich dem ökonomischen Prinzip und betrieben nur so viel Aufwand wie nötig. Von daher dürfen wir davon ausgehen, dass unsere Welt eine Vereinfachung der echten ist. Die theory of everything, nach der unsere Physiker intensiv forschen, sei schon Bestandteil der ersten Entwurfsskizze für das Programm unserer Welt. Sie basiere auf einfachen Grundprinzipien, weil niemand die Welt komplizierter gestalten wollte als erforderlich.

    Das Kausalitätsprinzip (Ursache und Wirkung) ist dann vermutlich eine Programmschleife, die einen für die Beobachter höchst langweiligen Stillstand wirksam ausschließt.

    Tatsächlich kann man die Simulationsthese, so spekulativ sie auch sein mag, dazu verwenden, bislang unverstandene Phänomene zu erklären: Begrenzungen, wie z.B. der Lichtgeschwindigkeit oder der Lebensdauer von Individuen dienen der Vereinfachung. Möglich, dass die echte Realität der ‘Götter’ deutlich komplexer ist; doch eine programmierte Welt kann nicht beliebig komplex ausfallen.

    Auch die gesamte Quantenmechanik erweist sich vielleicht als ein Programmiertrick. Hinter der Heisenbergschen Unbestimmtheitsrelation lasse sich verbergen, dass die Götter unsere Welt nur mit beschränkter Genauigkeit repräsentieren – eine zwingende Notwendigkeit:

    Eine unvereinfachte Darstellung der Welt – irgendeiner Welt – könnte aus prinzipiellen Gründen nicht kleiner sein und auch nicht schneller ablaufen als die Welt selbst.

    So aber halte der Weltcomputer für Ort und Impuls jedes Elementarteilchens zusammen nur eine beschränkte Anzahl von Speicherplätzen (Dezimalstellen) bereit.

    Muss die eine Größe sehr genau dargestellt werden, bleibt für die andere entsprechend weniger Speicherplatz übrig. Fehlende Dezimalstellen werden bei Bedarf mit dem Zufallszahlengenerator aufgefüllt. Gott würfelt nicht? Er lässt würfeln!

    Wie jedes große Programm der Code für den den Lauf unserer Welt nicht fehlerfrei. Zudem ist der Speicherplatz zwar gewaltig, aber nicht unbegrenzt. Auch die Eigendynamik, die von manchen Spielfiguren entwickelt wird, kann zu unerwünschten Verläufen führen. Folglich werden ab und an Korrekturen des Programms unausweichlich.

    Denkbar wäre auch, wir oder andere, uns unbekannte Figuren im künstlichen Kosmos technische Fortschritte machen, die an den Rand der simulierten Welt führen. Ein Reset (von uns wohl als ‘Sintflut’ bezeichnet) dagegen ist unerwünscht, deshalb kommt es darauf an, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und zu bereinigen, bevor es zu dramatischen Auswirkungen kommt:

    “Gibt es die kleinen Variationen des kosmischen Mikrowellenhintergrundes erst, seit die Götter sie Hals über Kopf einprogrammiert haben, weil wir so intensiv danach suchten, dass wir andernfalls auf eine Unstimmigkeit in der Programmierung der Welt gesucht hätten?”

    Um die Spekulation etwas weiter zu treiben: Existieren womöglich Korrekturprogramme nach dem Zuschnitt eines Agent Smith, die weniger das Umfeld, als die Verhaltensdynamik der Spielfiguren beeinflussen?

     

    Geht die Simulation über den Tod hinaus?

    Hat man realisiert, dass man Teil einer Simulation ist, besteht der nächste logische Schritt vermutlich darin, möglichst viel über die Motive der Simulationsbeherrscher in Erfahrung zu bringen. Ich habe zwar keine Idee, wie das funktionieren könnte, solange die ‘Götter’ nicht erkennbar mit den Simulationseinheiten interagieren. Grundsätzlich ist jedoch es denkbar, die Regeln und Ziele der Weltsimulation anhand ihrer Merkmale und Mechanismen zu erkennen.
    Gerade wenn man darauf spekuliert, dass die Simulation nach dem Tod weiter geht, sähe man sich mit diesem Wissen der Versuchung ausgesetzt, die eigene Zukunft im entsprechend der Betreiber-Interessen zu gestalten.

    Als Belohnung für ein zielorientiert-angepasstes Simulationsdasein würde der Aufstieg in den Simulationslevel ‘Paradies’ erwartet – vorausgesetzt, die moralische Intention (bzw. das Unterhaltungsinteresse) der ‘Götter’ wurde korrekt interpretiert. Würde man diese neue Form von Opportunismus konsequent betreiben, käme das Resultat einer Selbstaufgabe gleich – bzw. auf ein Dasein als Furby mit ein paar intellektuellen Skills.

    Ähnlichkeiten mit dem religiösen Gebaren einzelner Sekten und Splittergruppen ist sicher zufällig. Jedenfalls kann ich mir intaktere und vielversprechendere Lebensentwürfe vorstellen.

    Träfen solche Spekulationen über die zeitliche Unbegrenztheit der Weltsimulation  zu, würden die Unterscheidungsmerkmale zwischen der biologischen und einer berechneten Realität verschwimmen. Ob sie es mit Gott oder Simulationsherrschern zu tun haben, könnte für das Wirklichkeitskonzept der Erschaffenen ebenfalls unterschiedslos werden. Auch dass es sich um die Nachbildung einer Wirklichkeit handelt, hat keine Relevanz, wenn nur die eine wahrnehmbare Realität existiert.

     

    Was ist dran an der Simulationsthese?

    Ignorabimus – Wir werden es nicht wissen, heißt es dazu abschließend in dem o.a. Essay. Für meinen Teil lehne ich diese These als schädlich ab, weil sie dazu verführt, unsere Eigenverantwortung weniger ernst zu nehmen oder ganz zu verdrängen. Ist es zudem vorstellbar, alle menschlichen Gedanken, Empfindungen sowie sämtliche soziale Interaktionen zu simulieren? , wie wir sie empfinden.

    Zumindest erlaube ich mir die Vermutung, dass ich selbst (d.h. mein Bewusstsein und hoffentlich auch meine Erinnerungen) ‘echt’ ist, dem Prinzip “Cogito ergo sum” folgend. Inwieweit aber die vermutete Außenwelt um mich herum einer Einbildung oder Projektion entspringt, ist schwer einschätzbar.

    Wie bereits dargelegt, hätte eine Computer-Simulation des Universums zwangsläufig ihre Grenzen. Eben diese Begrenztheit müsste anhand der ablaufenden physikalischen Prozessen auffindbar sein. Viel wahrscheinlicher ist m.E., dass wir selbst infolge unserer nachweislich begrenzten Wahrnehmung eine Projektion erstellen, welche die Wahrneh-mungselemente zu einer in sich kohärenten Realität integriert.
    Dass diese Projektion begrenzt ist, liegt nahe – insoweit wäre es auch nicht allzu verwunderlich, wenn die Wissenschaft scheinbare Grenzen unserer Realität finden würde. Mit typisch menschlicher Arroganz würde darin ein Beleg für die Simulationsthese gesehen – anstatt einsichtsvoll die eigene Begrenztheit zu konstatieren.

    Wenn aber unser Bewusstsein unsere Realität erst erschafft, könnte sich der etwas weiter oben beschriebene Opportunismus – mit dem Ziel, dem vermuteten Simulationsherrscher in der Außenwelt zu gefallen – als schlichtweg fatal erweisen.

     

    “Angst vor der allmächtigen Gehirn-Kopie”

    …ist der Titel eines SPIEGEL-Betrags vom 2.4.2012. Darin wird über das umstritten Vorhaben berichtet, intelligente Computer nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns zu entwickeln. Würde dies jemals gelingen, wären die Folgen für die Menschheit unabsehbar. Diese Computer würden letztlich einem einzigen Zweck dienen, nämlich das menschliche Gehirn in allen Aspekten nachzubilden bzw. zu simulieren. Zumindest zwei davon wollen diese gigantische Aufgabe schon in wenigen Jahren bewältigt haben.

    Sozusagen als Vorstufe davon beabsichtigt Cognitive Computing Group des Computerkonzerns IBM, in Kooperation mit amerikanischen Universitäten ein System zu entwickeln, das ähnliche kognitive Fähigkeiten besitzt wie das menschliche Gehirn.

    Für ca. eine Milliarde Dollar soll es möglich sein, “Modell des menschlichen Gehirns bauen, so gut wir es eben verstehen”.

    Solche Vorhaben sind erschreckend, wenn man sich die Konsequenzen für den Erfolgsfall ausmalt. Die Mensch- bzw. Gehirn-Simulation hätte uns Menschen einiges voraus (Zugriff auf Daten, Speicher-Kapazität usw. und würde sicherlich behaupten, ein bewusstes Individuum zu sein.

    “Demzufolge müsste man sich Gedanken darüber machen, ob ein solches Kunstgehirn Rechte hat. Es würde sich als Mensch fühlen, Schmerz empfinden können, Ziele haben, ein Leben führen wollen.”

    Die eigentliche Absicht, die hinter diesem Vorhaben steht, kann ich nur als unvertretbar bezeichnen – besonders in Bezug auf das Human Brain Project des südafrikanische Neurowissenschaftlers Henry Markram: Dieser will bei seiner Simulation allen Ernstes Geisteskrankheiten erzeugen oder die Entstehung von Alzheimer nachstellen.

    Ist es vom ethischen Standpunkt aus akzeptabel, ein ‘Maschinengehirn’ vorsätzlich erkranken zu lassen – ohne dessen Zustimmung. Je nach Rechtslage (die vermutlich erst durch neue Gesetze definiert werden müsste) hätte eine solche Simulation unveräußerliche Rechte!

    Als Folge solcher Experimente könnte es eines Tages möglich sein, Teile des Gehirns durch Chips zu ersetzen, bis das Bewusstsein schließlich komplett in einen Computer übergeht.

    “Auf diese Weise könnte jemand tatsächlich seinen biologischen Tod überleben. Dies wirft weitere Fragen auf: Würden die Erben eines virtuell Unsterblichen leer ausgehen, oder wäre ein solcher Maschinengeist rechtlich gesehen kein Mensch und könnte deshalb keinerlei Rechte geltend machen?

    Die Formulierung ‘Gnade der späten Geburt’ erlangt so eine völlig neue Bedeutung.-

     

    Gedicht “Schöpfergötter (Simulation)”

    Das nachdenkliche Gedicht “Schöpfergötter (Simulation)” habe ich auf dielyriker.de gefunden:

    Für einen Schöpfer ist's ein Spiel,
    mit dem, was er da simuliert.
    Er macht es gern und mit Gefühl,
    mit Regeln, die er auch einführt.

    Auch wenn es nur Simulation,
    so lebt doch jede Spielfigur
    und die Figur erkennt dann schon,
    Erkenntnis, das ist Leben pur.

    Die Figur, die zum Schöpfer blickt,
    glaubt ihren Gott in ihm zu sehen.

    Den Gott, der sie stets lenkt geschickt,
    in dessen Reich wolln sie eingehen.

    In einem Spiel, das nicht verloren,
    fühln sich Figuren Göttern gleich.
    Durch sie wird auch ein Spiel geboren,
    in dem sie Gott im Himmelreich

    Ein Gott wird so durch Gott erzeugt.
    doch er bleibt nur Figur des Spieles.
    In dem er sich vor Göttern beugt,
    erklärt er sich dann gläubig vieles.

    Es schließt sich so der Kreis der Spiele,
    durch Schöpfermacht im Weltenlauf.
    Von Schöpfergötter gibt es viele,
    drum hört das Kreisen niemals auf
    .