Sonntag, 27. Januar 2013

Evolution der Gesellschaft und der 'menschlichen Natur'

Vorerst stelle ich hier nur einige Links zu einer Textsammlung ein, die ich gerade erst entdeckt habe. Die Autoren von Gesellschaftsevolution.de stehen offenbar der Giordano-Bruno-Stiftung nahe, die eine Position des „Evolutionären Humanismus“ vertritt. Dort wird eine zentrale These umfangreich aufgearbeitet:
Das genetisch festgelegte Grundverhalten habe zu Fehlinterpretationen und Fiktionen damaliger Hominiden geführt, als sich Bewusstsein gerade mal entwickelt hatte. Diesen Vorfahren des heutigen Menschen habe jedes Naturverständnis gefehlt, was Fehlannahmen auslöste, die stufenweise zum "größten Irrtum der Menschheit" anwuchsen - den Glauben an Übernatürliches und zu Religionen.
Ergebnis dieser Überlegungen sind einige überraschende(?) Aussagen zur Entstehung von Glaube und Religionen. Noch bin ich neugierig: Wirklich ein neuer Erklärungsansatz? Oder Feuerbachs bekannte Projektionsthese in neuem Gewand?

Hinzu kommen weitere Ausarbeitungen (zu denen Broschüren als PDF-Dokument zur Verfügung stehen) und Bücher:

  • "Menschen sind: klug, primitiv, egoistisch, gierig, intelligent, unbewusst, gleichgültig, rücksichtslos, hilfsbereit, archaisch, natürlich, dumm."

Einige Schlussfolgerungen aus Verhaltens- und Persönlichkeitsforschung scheinen zwar nicht neu zu sein, was ihre Bedeutung keineswegs schmälert:
"Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, weit wichtiger als bis heute im Bildungswesen verstanden, über eine Elternbildung die Früherziehung von Kindern zu verbessern.
 Jugendliche sollen das in der Schule lernen und verstehen, bevor sie selbst zu Eltern werden, am besten ab etwa 16 Jahren."

Die Übung mit dem Anderen

Die Lebensweisheiten, die Paulo Coelho in seinem Buch ‘Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte’ durch Symbole, Erzählungen und Gleichnisse unaufdringlich vermittelt, reichen so tief, dass mir der rote Faden der ‘eigentlichen Handlung’ oft genug abhanden kommt.

Wie bereichernd es doch sein kann, sich auf das Ungewisse einzulassen und Risiken eingehen, anstatt immer auf Sicherheit zu spielen: “Wir können das Wunder des Lebens nur richtig verstehen, wenn wir zulassen, daß das Unerwartete geschieht“.

Wenn der Schrifftsteller Recht hat, erhalten wir jeden Tag einen Augenblick geschenkt, in dem es möglich ist, alles das zu ändern, was uns unglücklich macht. "Tag für Tag übergehen wir diesen Augenblick geflissentlich, als wäre das Heute wie gestern und das Morgen auch nicht anders. Aber derjenige, der seinen Tag bewußt lebt, nimmt den magischen Augenblick wahr.

Profaner ausgedrückt, haben wir jeden Tag die Gelegenheit, unser gesamtes Dasein neu zu gestalten und auf das auszurichten, was wir als wesentlich erachten. Dass materieller Wohlstand und Reichtum nicht alles sind, ‘weiß’ jeder. Doch lassen sich viele Aspekte der ‘Kunst zu leben’ heute kaum mehr erfassen, weil wir solche Ratschläge zu oft gehört haben – in immer gleichen Worten. 

Erzählungen wie ‘Die Übung mit dem Anderen’ dringen da schon eher zu uns durch:
Ein Mann trifft einen alten Freund, der erfolglos versucht hatte, es im Leben zu etwas zu bringen. ‘Ich werde ihm ein bißchen Geld geben’, denkt er. Doch er erfährt noch in derselben Nacht, daß sein alter Freund reich war und beschlossen hatte, alle Schulden zurück zu bezahlen, die er in den Jahren gemacht hatte.
Die beiden gehen in eine Bar, die sie früher immer gemeinsam besucht hatten, und er gibt eine Runde aus. Als er gefragt wird, wie er solchen Erfolg haben konnte, antwortet er, daß er bis vor einigen Tagen der Andere gewesen sei. 
“Wer ist der Andere?” fragen sie ihn.
“Der Andere ist der, den sie mich zu sein gelehrt haben, der ich aber nicht bin. Der Andere glaubt, daß der Mensch sein ganzes Leben lang nur daran denken muß, wie er so viel Geld zusammenbekommt, daß er nicht Hungers stirbt, wenn er alt ist. 
Er denkt so viel und macht so viele Pläne, daß er erst, als seine Tage auf Erden schon gezählt sind, entdeckt, daß er lebt. Doch da ist es schon zu spät.” 
“Das bist du, nicht wahr?” 
“Ich bin wie jeder andere, wenn ich auf mein Herz höre. Ein Mensch, der staunend die Mysterien des Lebens betrachtet, ist offen für die Wunder; das, was er tut, löst Freude und Begeisterung in ihm aus. Nur der Andere läßt ihn aus Angst, enttäuscht zu werden, nicht handeln.” 
“Aber es gibt doch das Leiden“, sagen die Leute in der Bar. 
“Es gibt Niederlagen. Niemand ist gegen sie gefeit. Deshalb ist es besser, im Kampf um seine Träume ein paar Schlachten zu verlieren, als besiegt zu werden, ohne zu wissen, wofür man kämpft.” 
“Ist das alles?” fragen die Leute in der Bar. 
“Ja. Als ich das entdeckt habe, bin ich aufgewacht und habe beschlossen, der zu sein, der ich in Wahrheit immer sein wollte. Der Andere blieb dort in meinem Zimmer und sah mich an, doch ich habe ihn nie wieder hereingelassen, obwohl er immer wieder versucht hat, mich zu erschrecken, mich auf das Risiko aufmerksam zu machen, das ich einging, wenn ich nicht mehr an die Zukunft dachte. 
In dem Augenblick, als ich den Anderen aus meinem Leben vertrieben habe, hat die Kraft Gottes begonnen, ihre Wunder zu tun.”
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aus: P. Coelho – Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte

Samstag, 12. Januar 2013

Sinnsuche in einer komplexen Welt

Mir persönlich reicht die sinnlich wahrnehmbare Welt nicht aus, um einen allgemeinen Sinn des menschlichen Daseins innerhalb dieser Welt zu erkennen. Wenn ein solcher Sinn existiert, müsste dieser sich schließlich im Leben eines jeden Menschen finden lassen – und nicht nur für jene, die eine Familie gründen oder ihre persönlichen Ziele und Vorhaben verwirklichen. Doch wo liegt der Sinn im Dasein eines Neugeborenen, das nach wenigen Atemzügen verstirbt?

Hier scheitern Rationalismus und Positivismus als geeignete Erfahrungs- und Bewältigungssysteme. Ein Sinn, verstanden als Zielgebung, die gleichermaßen für alle bewussten Individuen in Betracht kommen kann, lässt sich meines Erachtens nur finden, wenn zu den raumzeitlichen Dimensionen weitere Ebenen ergänzt werden, in die unser irdisches Leben gewissermaßen eingebettet ist. Ob man einen Schöpfergott unterstellt und/oder ein Höheres (multidimensionales) Selbst – allen diesen Glaubenssystemen und Modellen ist gemeinsam, dass sie die Realität durch unbewiesene Ergänzungen wie das Jenseits oder sonstige Dimensionen bereichern und sich dadurch auf vergleichsweise unsicheren Boden begeben.

Rupert Lay (geb. 1929) - Philosoph, Theologe, Unternehmensberater und Psychotherapeut – untersucht hingegen die Fragestellung, ob wir auch ohne Rückgriff auf Religion, Esoterik und sonstige Glaubenssysteme einen Sinn des menschlichen Daseins und damit auch ‘einen Sinn für uns selbst’ finden können.

Die Antwort laute Nein – es sei denn, folgende Aussage treffe zu:

Wir Menschen haben einen Sinn, etwas zu erschaffen, das über uns hinauswächst.”

Als Vertreter des Konstruktivismus geht Lay davon aus, dass nichttriviale Dogmen keinen Wahrheitsgehalt beanspruchen können - was ihn zur weitgehenden Ablehnung der herkömmlichen katholische Theologie führte, insbesondere des Trinitarismus (Ein Gott - Drei Personen) und der Erbsünde. Lay distanziert sich von der theologischen Sprache, der er intellektuelle Unredlichkeit vorwirft, und beansprucht das Recht, mit wissenschaftlichen Methoden an Fragestellungen heranzugehen, die von Theologen lediglich als Gegebenheiten dargestellt würden.

Bei dem Gegenstand der Theologen handele es sich um ein „Gotteskonstrukt“ – doch könne auch er selbst keinen unanfechtbaren Wahrheitsgehalt seiner Thesen und Aussagen beanspruchen. Lays spirituelle Vorstellung hat pantheistische Züge; anstelle von Gott spricht er vom „Göttlichen“ (das Göttliche erweise sich in der Liebe). Bei aller Kritik an Inhalten der kirchlichen Theologie und ihrer Dogmatik bestätigt er die Beobachtung, dass unsere ‘Informationsgesellschaft’ im Laufe der letzten 20 Jahre zwar an Komplexität gewonnen, aber zugleich an Orientierung verloren habe. Diese Orientierung war stets ‘von außen verordnet’ worden; mit dem Ausbleiben dieser Impulse sei eine Art ethisches Vakuum eingetreten

‘Warum fällt es uns persönlich so schwer, uns selbst eine Orientierung zu geben - in einer orientierungslos gewordenen Welt?’ Dies ist eine der zentralen Fragen, auf die Rupert Lay vor 15 Jahren (1997) eine Antwort zu geben suchte. Die Aktualität seiner Ausführungen und Warnungen hat seit dem nicht gelitten, ganz im Gegenteil. Ein Teilaspekt lag schon damals in der zunehmenden Komplexität und Vielfalt der jeden von uns umgebenden Welt, die wir nur selektiv wahrnehmen können. Die Menge der aufzunehmenden Signale hat stetig zugenommen, nicht aber die Fähigkeit der Menschen, die Fülle dieser Signale und Informationen zu verarbeiten - und zugleich eigene, eindeutige Signale auszusenden.

“Die Alexithymie 1) (‘Stummheit der Seele’) ist die Krankheit unserer Zeit geworden.”

"Unser Verhältnis zur Welt wird immer unübersichtlicher."

Resultierend ist unser Leben weniger eindeutig, als es für frühere Generationen war. Wir haben die Qual der Wahl (oder umgekehrt) aus verschiedensten Informationen, Optionen und auch Wahrheiten - kaum ein Thema unseres Lebens ist über Trivialitäten hinaus noch eindeutig.

Schon der Begriff Informationsgesellschaft ist potenziell ein Armutszeugnis: Für Lay impliziert sie eine "Inhumanität, die greusslich ist". Eine Gesellschaft, deren Lebensbereiche von Informations- und Kommunikationstechnologien durchdrungen und dominiert sind, verführt dazu, den Sinn des eigenen Daseins ausschließlich noch über den Gebrauch und die Optimierung solcher Technologien zu definieren.

Beobachten wir nicht genau diese Tendenz in der heutigen Zeit, wo die private Lebensbeichte in Social Netzworks für viele zu einem selbstverständlichen ToDo geworden ist? Ein Zerfall von Werten, dem womöglich ein Sinn-Zerfall folgt?

Da Lay diesen Vortrag vor etwa 15 Jahren hielt, hatte dieser beinahe prophetischen Charakter. Definiert man Werte als Vorstellungen über Eigenschaften (Qualitäten), die Dingen, Ideen, Beziehungen u. a. zugewiesen, so ist inzwischen zumindest ein weitreichender Wandel der Wertvorstellungen in unserer Gesellschaft eingetreten, der sich meiner eigenen Empfindung nach als Verflachung zeigt.
Allerdings unterscheiden sich die erlebten Werterfahrungen von Generation zu Generation erheblich. Rupert Lay erklärt einen Menschen für dumm, der nicht über die Qualitäten seines Gewissens Bescheid weiß und seine Gewissheiten (und Dogmen) für Wissen hält. Anstatt alles kritiklos und unreflektiert zu übernehmen, was uns von Medien und Eliten vorgesetzt wird, erachtet Lay ein als
Biophilie bezeichnetes Ethos für erstrebenswert. Diese Gesinnung zielt darauf ab, unser Leben in allen seinen Dimensionen (physisch, psychisch, sozial, musisch, sittlich...) zu erhalten und zu entfalten.

Auch wenn ich diese ethische Orientierung noch nicht in sämtlichen Bereiche erfasse, leuchtet spontan ein, dass ein allein auf Mainstream-Inhalte begrenzter Fokus zwangsläufig das Verkümmern in mehr als einer von diesen Dimensionen bewirkt.

Lay betont, dass jede Sinnfrage nur individuell zu beantworten sei. So etwas wie einen kollektiven Sinn gebe es nicht (wohl aber ein kollektives Ethos).

Vielleicht liegt darin der bedeutsamste Hinweis in Lays Vortrag: Jeder Mensch hat das Privileg und zugleich die Verantwortung, aus der Fülle von Impulsen und Optionen eine persönliche Auswahl zu treffen und aus dieser die für ihn maßgebliche Zielorientierung und Sinngebung zu entwickeln.

Auf den ersten Blick erscheint dies als Selbstläufer, denn wir alle gehen in dieser Weise selektiv vor…zwangsläufig. Und doch bleibt es uns überlassen, ob wir uns mit der Befriedigung ‘profaner’ Bedürfnisse begnügen oder ob wir darüber hinausgehend Zeit und Mühe aufwenden, um diese Sinngebung für uns selbst vollziehen.

Anmerkungen

1) Alexithymie oder Gefühlsblindheit ist eigentlich ein Begriff aus der der psychosomatischen Krankheitslehre. Er benennt die Unfähigkeit von Patienten mit somatisierten Beschwerden, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und sie in Worten zu beschreiben. Betroffene werden als phantasiearm und funktional beschrieben; sie halten ihre Beschwerden für rein körperlich, schweigen zu seelischen Fragen und blicken insoweit über den physischen (‘materiellen’) Tellerrand nicht hinaus. Lay verwendet diesen Begriff als Analogon auf die Defizite der heutigen Gesellschaft.

Die Nemesis-Hypothese

Hat unsere Sonnen einen unentdeckten Stern als Begleiter?


Die eingebettete Dokumentation über die vermeintlich “böse Schwester der Sonne” soll im Grunde eine nüchterne Aufgabe erfüllen: Eine wissenschaftliche Hypothese bringt die Periodizität von Massensterben auf der Erde in Verbindung mit Meteoriteneinschlägen. Ursache dieser Einschläge könnte danach ein Begleiter der Sonne sein, welcher diese in 26 Millionen Jahren einmal umkreisen und bei seiner Annäherung Objekte der Oortschen Wolke ins innere Sonnensystem lenke.
Leider verzichtet die Doku nicht auf das Vokabular und Gebaren der Sensationspresse, deshalb ist man versucht, sie gleich zu Beginn abzuschalten. Zu frisch ist noch das düstere und diffuse Gestammel vom Weltuntergang.
Allerdings geht es hier nicht um ein katastrophales Ereignis in naher Zukunft (auch wenn dies im u.a. Dokufilm natürlich mit anklingt) - sondern um wissenschaftliche Forschung zur fragliche Existenz eines Begleiters der Sonne.


Ausgangspunkt:
David M. Raup und J. John Sepkoski hatten 1984 die früheren Artensterben untersuchten und dabei entdeckten, dass die zeitliche Abstände zwischen Massensterben regelmäßig zwischen 26 und 33 Millionen Jahren liegen. Theoretischen Rechnungen gehen meist von einer Periode von etwa 27 Millionen Jahren aus.
In etwa demselben zeitlichen Abstand traten vermehrt Kometeneinschläge auf, sodass ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen als naheliegend betrachtet wurde. 


Eine Erklärung für die periodisch gehäuften Kometeneinschläge liefert ein eventueller Begleiter der Sonne, welcher in regelmäßigen Abständen die Oortsche Wolke durchquert und mit seinem Schwerefeld die dort befindlichen Kometen aus ihrer Bahn wirft. Diese Kometen bewegen sich dann in die inneren Bereiche des Sonnensystems, wo es auf Grund der vergrößerten Kometenzahl statistisch auch häufiger zu Einschlägen auf Planeten kommt. Dieser hypothetische Sonnenbegleiter wurde Nemesis genannt.


Die äußeren Objekte unseres Sonnensystems, darunter auch der Zwergplanet Sedna, bewegen sich auf Bahnen, die von dem berechneten (eigentlich ‘vorgeschriebenen’) Weg dieser Objekte z.T. deutlich abweichen. Vieles deutet darauf hin, dass die Ablenkung durch ein lichtschwaches, massereiches Objekt innerhalb unseres Sonnensystems verursacht wird. So weist der erst 2003 entdeckte transneptunische (sich außerhalb der Umlaufbahn von Neptun um die Sonne bewegende) Zwergplanet “Sedna” eine extrem elliptische Umlaufbahn um die Sonne auf.



Sedna

Mit einem geschätzten Durchmesser von 1.700 Kilometern beträgt Sednas derzeitige Entfernung zur Sonne etwa 13 Milliarden Kilometer (rund 90 AU) und umrundet die Sonne einmal in 10.500 bis 12.000 Jahren. Der Astronom Mike Brown, Sednas Entdecker, stellte fest, dass es den Zwergplaneten eigentlich nicht geben dürfte.
“Er kommt nie auch nur nahe genug an die Sonne heran, um von ihr beeinflusst zu werden, entfernt sich aber auch niemals weit genug von ihr, um in den Einflussbereich anderer Sternen zu geraten.”
Sednas ungewöhnliche Umlaufbahn und Position so weit draußen im All ließen sich wohl nur durch ein unbekanntes, mehr oder weniger ‘unsichtbares’ Objekt in unserem Sonnensystem erklären. Die unklare Ablenkung wird von Astronomen der NASA auch bei Kometen des inneren Sonnensystems bestätigt, die nahezu alle ihren Ursprung in der selben Region innerhalb der Oortschen Wolke haben. Der Schwerkrafteinfluss eines solaren Begleiters, könnte diesen Teil der Wolke stören und Kometen so ins innere Planetensystem lenken. Auch diese kaum erklärbaren Abweichungen scheinen die Hypothese zu stützen, nach der unsere Sonne einen Begleiter (“Nemesis”) hat, der sie als Stern oder Brauner Zwerg in einer Entfernung von etwa 1 – 3 Lichtjahren umlaufen soll.
Der Wikipedia-Artikel über Nemesis bezeichnet Nemesis als “hypothetischen Begleiter unserer Sonne, der als Stern oder Brauner Zwerg die Sonne in einer Entfernung von etwa einem Lichtjahr bis drei Lichtjahren umlaufen soll. Seine Existenz wird aufgrund einer Periodizität von Kometeneinschlägen und Artensterben auf der Erde vermutet”.
Postuliert wurde Nemesis unter anderem von Richard Muller. Angeregt wurde Muller  dazu von Walter Alvarez, der das Aussterben der Dinosaurier infolge eines Kometeneinschlags vermutete – denn auch die Meteoritenkrater auf der Erde weisen eventuell eine übereinstimmende Altersstufung auf. Nemesis war in der griechischen Mythologie die Göttin des gerechten Zorns und der Vergeltung.

Kleiner Stern oder Brauner Zwerg?
Seit dem Aufkommen der Nemesis-Hypothese hat man versucht, ein solches Objekt mit Hilfe der bekannten physikalischen Gesetze und existierender Beobachtungen zu kategorisieren – ohne eindeutiges Ergebnis: Nemesis wird mitunter als Brauner Zwerg oder als roter Zwergstern beschrieben und soll drei bis fünf Jupitermassen besitzen. Als roter oder brauner Zwerg wäre er wäre kleiner und auch deutlich kälter als unsere Sonne.
Falls Nemesis existiert, ist sie sehr wahrscheinlich leuchtschwach, besitzt nur eine geringe Radialgeschwindigkeit und könnte allenfalls entdeckt werden durch moderne Projekte zur kontinuierlichen Beobachtung des Sternenhimmels - wie Pan-STARRS (Panoramic Survey Telescope and Rapid Response System).
Vier 1,8-Meter-Teleskope, die auf Hawaii errichtet werden sollen, werden in der Lage sein, Objekte mit einer scheinbaren Helligkeit bis zur 24. Größenklasse zu beobachten. Ein Abgleich mit früheren Beobachtungen soll die Entdeckung neuer Himmelskörper ermöglichen – darunter womöglich auch Nemesis.
Parallel zu Pan-STARRS ist
LSST geplant, ein ähnliches Vorhaben mit einem in Chile stationierten 8,4-Meter-Teleskop.

Handelt es sich bei Nemesis um einen Braunen Zwerg, so sollte ihre Existenz mit dem “Wide-field Infrared Survey Explorer” (WISE) bald geklärt werden. WISE soll im Auftrag der NASA nach nur im Infrarotspektrum sichtbaren Himmelsobjekten absuchen – auch nach Braunen Zwergen, von denen mehrere Tausend im Umkreis von 25 Lichtjahren um unser Sonnensystem vermuten. Ein Objekt mit der mindestens mehrfachen Masse des Jupiters in einem Umfeld von rund 25.000 AU sollte also nicht zu übersehen sein. Da erdnahe Objekte vor allem durch mehrere Positionsveränderungen bestimmt werden, kann die Frage nach Nemesis’ Existenz vermutlich erst in den kommenden Jahren endgültig beantwortet werden.-
Die Nemesis-Hypothese ist eine der Fragestellungen, die wir bei aller verständlichen Ablehnung von unausgegorenen Katastrophen-Szenarien nicht pauschal in der Kategorie ‘unbegründetes Gefasel’ ablegen sollten. Auch die Abhandlung ‘Hypothetische Planeten’ von Paul Schlyter legt nahe, dass Nemesis also nicht unbedingt als haltlose Spekulation angesehen werden muss:
“Nehmen wir einmal an, die Sonne wäre nicht allein, sondern hätte einen Zwillingsstern. Nehmen wir des weiteren an, dieser Zwillingsstern bewegt sich auf einem elliptischen Orbit, mit einem Abstand zur Sonne zwischen 90.000 AE (1,4 Lichtjahre) und 20.000 AE, mit einer Periode von 30 Millionen Jahren.
Und nehmen wir schließlich an, dieser Stern sei dunkel und letztendlich sehr fein, und daher haben wir ihn bislang nicht entdeckt. Dies würde bedeuten, daß alle 30 Millionen Jahre dieser hypothetische Zwillingsstern der Sonne die Oortsche wolke durchqueren würde [...].

Während einer solchen Passage würden die Proto-Kometen durcheinander gewirbelt werden. Einige zehntausende Jahre später würden wir hier auf der Erde einen dramatischen Anstieg der Anzahl von Kometen feststellen, die das innere Sonnensystem durchqueren. Wenn natürlich die Anzahl der Kometen ansteigt, tut dies naturgemäß auch die Wahrscheinlichkeit, daß die Erde mit dem Kern eines dieser Kometen kollidiert.”
Weil inzwischen Untersuchungen der geologischen Erdgeschichte ein zyklisches Massensterben alle 30 Millionen Jahre auf der Erde nahelegen, könnte auch ein ein Bezug zum Dinosauriersterben vor etwa 65 Millionen Jahren bestehen. Nach der o.a. Hypothese wäre also in etwa 25 Millionen Jahren mit dem nächsten Massensterben zu rechnen.

Wie konnte Nemesis bisher übersehen werden?
Es ist denkbar, dass man diesen vermuteten Begleitstern der Sonne noch nicht als solchen erkannt hat. Sterne zu entdecken ist weitaus einfacher, als deren Entfernung zur Erde zu bestimmen. Falls Nemesis wirklich existiert, dann wurde sie/er vermutlich längst von Astronomen registriert. Als Begleiter der Sonne wird Nemesis erst dann eingeordnet werden können, wenn die genaue Entfernung feststeht. 
Wie Schlyter (s.o.) erklärt, wird die Untersuchung der Nemesis-Hypothese dadurch erschwert, dass es keine sonstige Hinweise auf einen Zwillingsstern der Sonne gibt:
Es ist möglich, daß er sogar in einem der Kataloge dunkler Sterne auftaucht, ohne daß jemand etwas besonderes bemerkt hätte, namentlich die scheinbar gewaltige Bewegung, die er vor dem Hintergrund der viel entfernteren Sterne vollziehen würde (d.h. seine Parallaxe). Sollte er gefunden werden, dürften die wenigsten daran zweifeln, daß er Hauptursache des regelmäßigen Massensterbens auf der Erde ist.“
Auch auf die mythologische Seite geht Schlyter ein:
“Wenn ein Anthropologe früherer Generationen eine derartige Geschichte von seinen „Informanten“ zugetragen bekommen hätte, würde sich die vorherrschende Schulmeinung zweifelsohne Begriffen wie ,primitiv’ oder ,vorzeitlich’ bedienen. Dazu die folgende Geschichte:
         ‘Es gibt eine weitere Sonne am Himmel, ein Dämonenstern, den wir nicht sehen können. Vor langer Zeit, noch vor der Zeit unserer Vorväter, griff dieser Dämonenstern die Sonne an. Kometen fielen, und ein fürchterlicher Winter überfiel die Erde. Fast alles Leben wurde zerstört. Die Dämonensonne hat schon viele Male angegriffen. Sie wird es wieder tun.’
Daher dachten manche Wissenschaftler, diese Nemesistheorie ist ein Witz, […] hört sich nach Täuschung oder einer Fabel an. Es verdient einen zusätzliche Portion Skeptizismus, weil wir ständig in Gefahr sind, uns selbst zu betrügen.
Aber auch, wenn diese Theorie spekulativ ist, sie ist seriös und respektabel, weil der wesentliche Gegenstand überprüfbar ist: man findet den Stern und untersucht seine Eigenschaften. Dennoch, nachdem die Untersuchung des gesamten Himmels in Infrarot durch IRAS keine „Nemesis“ entdecken konnte, ist eine Existenz von „Nemesis“ nicht sehr wahrscheinlich. “
Bezeichnungen wie ‘Todesstern’ oder ‘böse Schwester’ sind in jedem Fall irreführend: Sollte ein solcher Begleiter der Sonne das Aussterben der Dinosaurier verursacht haben, dürfte er damit zugleich den Anstoß für die Evolution der Säugetiere und letztlich des Menschen gegeben haben…
Für die zyklischen Einschlagsereignisse existieren freilich auch weitere Erklärungsversuche, die keines Doppelsternes bedürfen: Astronomen um Professor William Napier am Cardiff Institute erstellten eine Simulation der Bewegung unseres Sonnensystems. Danach soll sich das Sonnensystem etwa alle 35 Millionen Jahre durch die Ebene der Milchstraße bewegen, dabei staub- und kometenreiche Regionen passieren und so das Risiko von Einschlägen auf der Erde deutlich vergrößern.

Freitag, 4. Januar 2013

"Zeitgemäße Morgenandacht"

"Noch vor dem Frühstück, dem Traum kaum entronnen,
überfliege ich mit gesenkten Schwingen,
das Wesentliche im Morgenblatt.
Mindestens eine Flugzeugentführung,
diverse Versuch mit todsicheren Strahlen.
Aufruhr, Erpressung und Inflation.
Was steht uns wohl noch in den Sternen geschrieben?
Ganz zu schweigen von der so gescheiten Statistik.

Die apokalyptischen Reiter auf ihrem Klepper:
In 10 Jahren Welthungersnot.
Zu viele Leute und zu wenig Menschen.
Luft – und Seelenverschmutzung.
Die Pest in Asien, verfrachtet im Flugzeug mit munterer Musikbegleitung
   Flott auf dem Weg zu dir.
Dürre und Flut und Mangel an Süß – und Sauerstoff.
Die Fische krepieren am Wasser. Die Menschen am Fisch..
Wehe mir! Ich kann das Weltgeschehen nicht ändern.
Ich werde de Zeitung abbestellen."
Dieses Gedicht von Mascha Kaleko wurde in den frühen 70er Jahren verfasst, ist aber zeitlos in seiner Bedeutung. Nur - das Abbestellen der Zeitung, das Weghören und Ignorieren von unaufhörlichen Schreckensmeldungen ändert rein gar nichts am tatsächlichen Geschehen. Fast noch unerträglicher als Tod, Krieg und Krankheit ist der Irrsinn, von dem menschliches Handeln so oft zeugt...

Das Resultat ist oft Mut- und Ziellosigkeit. Verdrängung ist ein natürliches Phänomen, sodass wir positive Nachrichten vorziehen, oder wenigstens dem überzeugend vorgetragenen Glaubensbekenntnis der Politik (Kapital, materieller Wohlstand, Rüstungsexporte als Teil der Staatsräson, europäische Gleichmacherei von der Währung bis zum Krümmungsgrad von Bananen) in Grenzen vertrauen. 

Hauptsache wir können uns mit halb geschlossenen Augen und Ohren einreden lassen, die Politik hätte 'alles im Griff'.


‘Im Griff haben’ mag auf das meiste vom tagespolitischen Geschehen noch zutreffen, doch wo ist das langfristige Konzept, ein dauerhaft tragfähiges Leitbild für die Menschen?

Dass Politik und Staat getrennt sind, ist richtig und gut so. Doch was kann Politik noch bewirken, wenn sie jede ethische Grundlage einem kurzatmigen Opportunismus oder einer verdrehten Staatsräson opfert und sie wechselhaftes Taktieren einer konsequenten Strategie vorzieht? Andererseits, ständig auf die Politik zu schimpfen hat mit Projektion von Verantwortung zu tun - es ist leichter etwas von anderen zu erwarten als das eigene Tun und Lassen im Licht eines strengen Maßstabs zu betrachten.

Das globale Geschehen können die Wenigsten von uns entscheidend beeinflussen, doch es bleibt jedem genug Gelegenheit, ihr eigenes Leben und Umfeld zu gestalten. Wenn universelles Wissen über das was richtig und gut ist existiert, so sollte dieses Wissen sich 'überall' finden lassen, unabhängig von Tradition, Religion usw. 

Insoweit ist der Ursprung eines persönlichen oder gesellschaftlichen Leitbildes meiner Auffassung nach zweitrangig.

Auch ein atheistischer Humanismus orientiert sich an der Würde jedes einzelnen Menschen und Werten wie Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit als wichtigen Prinzipien menschlichen Zusammenlebens. 
Er sucht zudem zu beantworten, was das Wesen des Menschen ausmacht. Humanistische Grundüberzeugungen: Neben der Würde des Menschen müssen seine Persönlichkeit und sein Leben respektiert werden. 
Er soll seine Fähigkeit, sich zu bilden und weiterzuentwickeln, ebenso entfalten können wie seine schöpferischen Kräfte. "Die menschliche Gesellschaft soll in einer fortschreitenden Höherentwicklung die Würde und Freiheit des einzelnen Menschen gewährleisten.
Ich sage damit nicht, dass wir Religion bzw. Spiritualität nicht brauchen, sondern: Auch in einer Zeit, wo diese vergleichsweise wenig Beachtung finden, ist es sehr wohl möglich (und dringend notwendig), ethische Grundwerte beizubehalten.

Udo Piasetzky beklagte in seinem Beitrag Sind wir ein Volk ohne Moral und Ethik? die augenscheinliche ethische Krise unserer politischen Kaste. Ohne die Vorbildfunktion derer zu übersehen, die im Blick der Öffentlichkeit stehen, meine ich, dass sich die Mehrzahl der in Deutschland lebenden Menschen mit ehrlicher Selbstkritik die aufgeworfene Frage stellen sollten:
"Wann kehren Aufrichtigkeit, Legalität und Wahrheit zurück?...Das Gefühl dafür, was „noch“ gut und was „schon“ böse ist, schwindet erschreckend dahin und scheint für das Gemeinwohl kaum eine Rolle zu spielen. Die Wirtschaft oder „die Märkte“ dominieren unsere Politiker und diese besudeln sich hauptsächlich mit Eigennutz."
Ein Verzicht auf jegliches ethische Normengerüst führt dagegen mittelfristig zum Orientierungs- und Solidaritätsverlust und gefährdet unsere relevanten Lebensgrundlagen. Ohne zu pessimistisch klingen zu wollen, habe ich den Eindruck, dass eben dieser Effekt sich in Teilen unserer Gesellschaft bereits zeigt.

Resultierend mutieren wir keinesfalls zu einem Volk von Verbrechern, sondern sind auf dem Weg, eine heterogenen Ansammlung von Individuen zu werden, die entweder auf die rücksichtslose Sicherung des hiesigen Wohlstands fokussiert sind - oder in den Tag hineinlebend die Erwartungen der Konsumindustrie erfüllen. Beide Existenzformen lassen sich im Extremfall als 'fremdgesteuert' bezeichnen. 

Ich wünsche uns allen ein gutes Jahr 2013 und körperliche, seelische sowie mentale Gesundheit bzw. Intaktheit.