Mittwoch, 4. Dezember 2013

Richard Dawkins - Die Schöpfungslüge und Der Gotteswahn

Lohnt sich die Auseinandersetzung mit einem knapp 60-minütigen Interview, welches sich um die Argumentation von Richard Dawkins zugunsten eines gott-losen Universums und der Evolutionslehre dreht?
Meines Erachtens ist es durchaus lehrreich zu beobachten, wie die Gegner zweier fundamentalistischer Lager aufeinander prallen. Beide Seiten erwecken den Eindruck, als werde die Frage nach Gott nahezu ausschließlich dadurch beantwortet, ob die seit Darwin beschriebene Evolution der Arten durch zufallsbedingte Mutation und anschließende Selektion durch bestehende Umweltbedingungen als Mechanismus zutrifft oder nicht. 

Diese Sichtweise 'Entweder-Gott-oder-Evolution' ist nicht sehr einleuchtend, denn eine solche Ausschließlichkeit ist nicht sachlich zu begründen - außer, man klammert sich an eine buchstabengenaue Interpretation der Bibel. Dann freilich landet man u.U. bei dem Junge-Erde-Kreationismus oder bei der Aussage, die Bibel sei von vorne bis hinten erfunden bzw. falsch überliefert.


Dawkin wendet sich primär gegen eine evangelikale, "extremistische" Minderheit. Ihm ist sicherlich insoweit beizupflichten, als es nicht Aufgabe der Theologie sein sollte, sich hinter jeder Vernunft widersprechenden, 'unantastbaren' Glaubensaussagen und  Dogmen zu verstecken. Doch wenn er religiösen Fanatismus als wesentliche Motivation für Terrorismus darstellt, liegt er meiner Ansicht nach falsch: Es ist ziemlich offensichtlich, dass Religion von mehreren Seiten zur Rechtfertigung politischer, patriotischer und sonstiger Ideologien missbraucht wird...


Die Naturwissenschaft tritt keineswegs die ersatzweise Nachfolge der Religion an; vielmehr ist es wesentlich, sowohl religöse als auch wissenschaftliche Dogmen zu hinterfragen - etwa die Vorstellung, dass die Wissenschaft schon die grundlegende Natur der Realität kenne und nur noch Details ergänzen bzw. präzisieren brauche. Dies ist ein Irrglaube, denn gerade die Kernfragen unserer Existenz (Entstehung von Leben und Materie) sind bis heute unbeantwortet.

Man macht es sich vor diesem Hintergrund zu einfach und verdrängt einen Teil der Wirklichkeit, wenn man den Glauben an eine höhere Wesenheit als eine kollektive "Zwangsneurose" abtut. Gleiches gilt natürlich für die unbewiesene und unbeweisbare Behauptung, das Schöpfungsgeschehen habe sich exakt so zugetragen wie in der Bibel oder im Koran geschildert.
"Durch die Konzentration auf das Materielle, was heute so viel Kraft und Zeit in Anspruch nimmt, verschließt sich uns immer mehr die geistige Dimension, die allein uns Orientierung geben kann." Prof. Hans-Peter Dürr
Für mich persönlich ist die Motivation 'missionarisch' auftretender Atheisten nicht leicht nachzuvollziehen. Sinngemäß besteht das Ziel der Loslösung von jeglicher Gottesvorstellung, Vertrauen zum eigenen Leben zu finden - sich damit dem Diesseits zu öffnen. Doch wie soll mehr Vertrauen entwickelt werden, indem man das Woher und das Wohin des eigenen Selbst für irrelevant erklärt - gefangen zwischen zufälliger Selbstorganisation und dem Tod als endgültigem Schlusspunkt?


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