Samstag, 28. April 2012

Erforschung der Monde im Sonnensystem – Anzeichen für ’exotisches’ Leben?

Unser 'eigener' Mond noch längst nicht vollständig erforscht (→ 'Die dunkle Seite des Mondes'), doch von den Trabanten anderer Planeten verspricht man sich noch brisantere Resultate.
Seit in den 80er Jahren erste Sonden in die Nähe von Jupiter und Saturn geschickt wurden, mehrten sich Spekulationen, einige dieser Monde seien womöglich Kandidaten für das Vorhandensein von außerirdischen Lebensformen.
2010 meldete der SPIEGEL: Forscher finden Hinweise für außerirdisches Lebenauf dem Saturnmond Titan, der als erdähnlichster Himmelskörper des Sonnensystems gilt. 
Titan ist mit einem Durchmesser von 5150 Kilometern der größte Mond des Planeten Saturn, weshalb er nach dem Göttergeschlecht der Titanen benannt wurde. Er ist ein Eismond, nach Ganymed der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und der einzige mit einer dichten Gashülle.

Jedenfalls soll er der Erde ähneln, als sie noch jung war (vor etwa 4 Mrd. Jahren). Offensichtlich werden solche Titelzeilen bewusst unklar formuliert (Aufmerksamkeit zählt..); immerhin bietet Titan günstige Voraussetzungen zur Entstehung einer eigenständigen Biosphäre (aus extremophilen Einzellern – von E.T. oder den Ludolfs ist nicht die Rede.).
Messungen der Sonde "Cassini" auf Titan hatten nach 2004 überraschend geringe Konzentrationen von von Acetylen und Wasserstoff in dessen Atmosphäre ergebendes Mondes  ist. Dies sei ungewöhnlich, denn beide werden Gase durch die Sonneneinstrahlung in großer Menge in der Mondatmosphäre produziert. Theoretische Überlegungen (“Hints of Life…”) gehen in die Richtung, dass Acetylen durch den Stoffwechsel von noch unentdeckten Lebensformen als Energiequelle verbraucht werde.
Auch das Verschwinden von Wasserstoff werten Forscher als ein zusätzliches Indiz für die Existenz exotischer Lebensformen auf Titan.


Allgemein wird das Vorhandensein von Wasser als Voraussetzung für die Entstehung von Leben betrachtet - auf der Oberfläche des Mondes Titan gibt es zwar Wasser, aber nur in Form von Eis (die Durchschnittstemperatur liegt bei -180 Grad Celsius). In tieferen Schichten könnte es wärmer werden, sollten die bislang ausgemachten Anzeichen für Kryovulkanismus zutreffen.-
Sind Alternativen für Wasser als Grundlage von Leben vorstellbar? Flüssiges Ammoniak zeigt ähnliche Eigenschaften wie Wasser und könnte in kalten Regionen ein flüssiges Lösungsmittel für Biomoleküle sein…Gedankenspiele wie dieses zeigen vor allem, wie wenig wir über die Eigenschaften ‘habitabler’ Zonen wirklich wissen.

Europa ist mit einem Durchmesser von 3121 km der kleinste der vier großen Monde des Planeten Jupiter und der sechstgrößte im Sonnensystem. Obwohl die Temperatur auf der Oberfläche von Europa maximal −150 °C erreicht, vermutet man, dass sich unter einer Kruste aus Wassereis ein bis zu 100 km tiefer Ozean aus Wasser befinden könnte. Das mögliche Vorhandensein von flüssigem Wasser ließ Spekulationen darüber aufkommen, ob (auch) in Europas Ozeanen Formen von Leben existieren können. Immerhin existiert dort eine äußerst dünne Atmosphäre aus Sauerstoff.
Sie kommt durch das Sonnenlicht zustande, dass das Eis auftauen und verdampfen lässt. Das verdampfende Wasser wird dabei in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Der Wasserstoff ist zu leicht, um von der Schwerkraft des Mondes gehalten zu werden und entweicht in das Weltall. Dennoch kamen NASA-Wissenschaftler, welche die gestrichene Nasa-Mission Jupiter Icy Moons Orbiter planten, nach Auswertungen früherer Missionen im Frühjahr 2004 zu dem Schluss, dass der Mond Europa weitaus lebensfeindlicher sein könnte, als bislang angenommen wurde. So wurden auf der Oberfläche Wasserstoffperoxid und von konzentrierter Schwefelsäure bedeckte Flächen nachgewiesen.        


Jupitermond Europa
Titan ist also derzeit der aussichtsreichste Kandidat für Leben außerhalb der Erde. Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis wir vielleicht Gewissheit erhalten. So ist es nach 2010 bis auf weiteres wieder still geworden um Titan – auch wenn das Magazin P.M. bemüht ist, das Bild vom WeltallWeltall als eine gigantische Gebärmutter” zu zeichnen. Bei aller Begeisterung, die Aneinanderreihung lebhaftester Spekulationen (“Riesige Mammutbäume. Pilzorganismen mit einem Alter von vielen tausend Jahren…”) halte ich für wenig hilfreich.
Bis heute wurde zwar die Entstehung lebensnotwendiger1) Moleküle und Bausteine erforscht und die Evolutionsbiologie kennt auch die Mechanismen der Weiterentwicklung von Lebensformen. Doch die tatsächliche Entstehung von Leben wurde bis heute weder beobachtet noch in einer schlüssigen, wissenschaftlichen Theorie glaubhaft dargelegt. Von daher wissen wir nicht mit Bestimmtheit, ob günstige Bedingungen an sich ausreichen, damit bei ausreichend verfügbarer Zeit ‘automatisch’ Lebewesen entstehen. Denkbar (aber auch nicht bewiesen) ist auch, dass dies allein auf dem Wege der Panspermie geschieht.-
Immerhin -  die Erforschung geht weiter, in der Exosphäre des Saturnmondes Dione wurde Sauerstoff nachgewiesen. Und im Laufe der Erkundung von Titan wird der Trabant offensichtlich der Erde immer ähnlicher- er beherbergt womöglich ‘Methanbakterien‘:
"Forscher fanden ein Gebiet auf dem Titan, das der Etosha-Pfanne in Namibia entspricht. Es erstreckt sich um den Ontario Lacus, den größten See auf der Südhalbkugel des Trabanten. Er ist etwas kleiner als sein irdischer Namensvetter, der nordamerikanische Ontario-See. Und statt mit Wasser ist er mit flüssigen Kohlenwasserstoffen gefüllt
[...]

Die Landschaft und die klimatischen Bedingungen der Region, schlussfolgern die Forscher, seien vergleichbar mit denen von Halbwüsten auf der Erde, insbesondere den Salztonebenen im südlichen Afrika." (FOCUS online, 26.4.2012)
Und doch muss die Entdeckung von Leben auf den Monden nicht allen Interessengruppen gleichermaßen in den Kram passen. Schließ bestehen durchaus konkreten Überlegungen zur Besiedlung geeigneter Monden in unserem Sonnensystem. Gegen eine solche Kolonisation ist grundsätzlich nichts einzuwenden
Wenn auch politische Kreise ein wachsendes Interesse an solchen Besiedlungsprojekten zeigen, stellt sich wirklich die Frage, ob heute heute davon ausgegangen wird, dass unsere hiesigen Probleme sich als unlösbar erweisen werden? Die Ausbeutung von Ressourcen ist ein weiterer Aspekt? Das wären sicher falsche Gründe, um das eigentlich Richtige zu tun... – glaubt man Stephen Hawking, bleibt Folgegenerationen womöglich gar nichts anderes übrig, als von der Erde zu flüchten.
Zuvor muss sicher gestellt sein, dass am Zielort nicht schon einfachste Lebewesen auf ihre eigene Evolution warten - welche der Mensch zugrunde richten würde… ganz ähnlich wie es auf der Erde unzählige Male der Fall war.


Dokumentation: Unerforschte Monde


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1) Dabei wird stets von Lebensformen ausgegangen, wie sie auf der Erde bekannt sind

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