Freitag, 13. April 2012

"Woher kommt die Welt?”

ZDF-Dokumentation zur Entstehung des Kosmos

 

Nachfolgende Doku ist nicht ganz neu, ich hatte sie bereits in einen früheren Blog eingebunden. Als Überblick zum gegenwärtigen Wissensstand sowie eventuell als Appetithappen für weitere, eigene Recherchen halte ich sie für wirklich geeignet.

Kosmologie, Astro- und Teilchenphysik erforschen die Beschaffenheit, die Größe und vor allem auch den Ursprung des Universums - was in mittlerweile zahllosen Büchern und TV-Dokumentationen geschildert wird. Die nachfolgende Doku vermittelt einen recht guten Überblick über den gegenwärtigen Stand der kosmologischen Forschung:

  • Forscher des Max-Planck-Instituts für Astrophysik haben die bisher größte Simulation zur Entstehung eines Milchstraßen-ähnlichen Halos aus dunkler Materie (Aquarius-Projekt) durchgeführt. Damit gelang es ihnen erstmals, detaillierte theoretische Vorhersagen über Anteil und Verteilung der dunklen Materie in der Umgebung der Erde zu treffen.
  • Durch Berechnungen und Simulationen lässt sich auch ein spekulativer Blick über unser Universum hinaus richten - existiert ein Multiversum? Für viele Menschen sind Parallelwelten mit anderen Naturgesetzen und -konstanten nur schwer vorstellbar. Die Viele-Welten-Interpretation ist eine Interpretation der Quantenmechanik.
  • Ist der Urknall eine Fehlannahme? Der Film befasst sich auch mit der Möglichkeit eines zyklischen Universum: das bekannte Universum wäre danach eine inverse Kopie seines Vorgängers, wie bislang allein theoretische Berechnungen andeuten. Die Konsequenzen dieser Theorie, wenn sie denn verifizierbar ist, wären erheblich: das bisherige Geschichtsverständnis eines linearen Verlaufs würde abgelöst werden durch ein ebenfalls zyklisches Modell. Das aber ließe sich schwer mit den Kernaussagen der großen monotheistischen Religionen von der Erschaffung der Welt aus dem Nichts vereinbaren...

     

     

    Materie  = Leben?

    In einem Punkt stimme ich der Darstellung in dieser Filmdokumentation nicht ohne Vorbehalte zu: Die Erforschung der Entstehung von Materie werde zugleich die Frage beantworten, warum es ‘uns’ gibt und wie wir entstanden sind.

    Rein physikalisch bzw. physisch ist diese unterstellte Reihenfolge natürlich zutreffend: Voraussetzung für das Werden körperlicher Lebewesen ist zunächst die Entstehung des (vielleicht müsste es richtiger heißen ‘eines’) Universums und der Bausteile von Materie darin.

    Doch stellt sich mir auch die Frage, ob die Entstehung von Leben ausnahmslos erst durch das Vorhandensein von Materie ermöglicht wurde. Wenn wir davon ausgehen, dass unser Bewusstsein nicht in unserem Gehirn ‘wohnt’, sondern Geist ist.
    Je nach Definition ist die Existenz von Geist aber nicht an die Materie gebunden.

    Selbst innerhalb der materiellen Welt ist es zumindest als fraglich zu bezeichnen, ob chemische Stoffe Leben erzeugen können. Das es anders herum funktioniert, wissen wir: Leben erzeugt chemische Stoffe (= Verbindungen; es handelt sich um komplexe chemische Kreisläufe, die wir nur im Umfeld von Lebewesen beobachten können).
    Ich meine, dass jedes Lebewesen jenseits von materieller Struktur und genetischer Information noch eine andere Komponente besitzt, die von einigen als “mystische Kraft” bezeichnet wird.

    Max Planck - bekanntermaßen weder Theologe noch Philosoph, sondern ein überaus erfolgreicher Naturwissenschaftler – ging in diesem Zusammenhang noch einen Schritt weiter:

    “Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält.

    Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt - es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum mobile zu erfinden - so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen.
    Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche - denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht - sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.

    Da es aber Geist an sich ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen zugehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen.”

    Trifft dies zu, dann ist die in meiner Vorstellung bestehende Trennlinie zwischen Geist und Materie kaum aufrecht zu erhalten. Und doch haben die Naturwissenschaftler ihr Forschungsgebiet sowie ihre Methoden klar abgegrenzt: Ihnen geht es um allein die materielle Natur, soweit sie sich beobachten, messen oder wenigstens berechnen lässt. Eine Forschungsdisziplin namens ‘Metaphysik’ existiert insoweit heute nicht mehr bzw. wird in etablierten Wissenschaftskreisen nicht mehr betrieben.

    Vor diese Problematik sah sich auch Max Planck gestellt:

    Damit kommt der Physiker, der sich mit der Materie zu befassen hat, vom Reiche des Stoffes in das Reich des Geistes. Und damit ist unsere Aufgabe zu Ende, und wir müssen unser Forschen weitergeben in die Hände der Philosophie."

    Insoweit sollte man der o.a. Doku zugestehen, dass es sich um eine natur-wissenschaftliche Zusammenfassung handelt, wenn auch mit philosophischen Einschlägen (siehe dazu die Kritik von Prof. Lesch im Film).

    Etwas andere Akzente setzt die Philologin Sarah Krempl: In ihrem Artikel “Die Physik und das Ende der Materie – Der Sieg des Geistes” legt sie in wenigen Zeilen dar, wie “Quantenphysik und Relativitätstheorie dazu beigetragen haben, dass die alten Modelle in der Physik überwunden wurden und die Wirklichkeit neu definiert wird.”
    Krempl bezieht sich u.a. auf Hans-P. Dürr und P. Teilhard de Chardin.

    Dabei geht es primär um die Feststellung, dass sich als Folge von Quantenmechanik und Relativitätstheorie ein völlig neues Modell im Entstehen befindet, welches die Einwirkung des Geistes nicht mehr außer Acht lassen könne…

     

    Siehe auch:

  • Visualisierung zur Viele-Welten-Theorie und ihren Ausgangsüberlegungen in Physik und Philosophie auf vrweb.de
  • “Zurück vor den Urknall” – Gedanken zum gleichnamigen Buch von Martin Bojowald 
  • Grundbegriffe der Realität, des Lebens und des Universums – auf GOLD-DNA.de
  • A New Concept of the Universe – kostenloser PDF-Download des gleichnamigen Buchs von Walter Russel
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