Samstag, 5. Mai 2012

Holografisches Universum?

Wunder geschehen nicht im Gegensatz zur Natur,
sondern im Gegensatz zu dem, was wir von der Natur wissen.

Augustinus

Lässt sich der faszinierende, allgemein gehaltene Holismus des Kernphysikers Hans P. Dürr konkretisieren? Wie könnte ein Ansatz aussehen, der anders von gängigen naturwissenschaftlichen und theologisch-philosophischen Anschauungen getragen wird?

Eine wachsende Anzahl von Wissenschaftlern ist der Ansicht, dass wir in einem holografischen Universum leben – und sie bieten eine erstaunlich plausible Begründung an. Dies würde zugleich auch bedeuten, dass alles was wir als Realität wahrnehmen, ebenfalls ein Hologramm (bzw. ein Ausschnitt daraus) ist.


Bislang ist diese Idee noch nicht zu einem berechenbaren Modell oder einer exakten naturwissenschaftlichen Theorie gereift - doch wie Brian Greene in der u.a. Dokumentation zeigt, kann die Erforschung von Schwarzen Löchern die These vom holografischen Universum untermauern.


Einstweilen aber wird die Unvereinbarkeit n
aturwissen-schaftenschaftlicher Theorien mit den theologischen Modellen von Vertretern beider Seiten nach Kräften gefördert:
Wie die institutionalisierte Theologie bewahrt sich auch die etablierte Wissenschaftsgemeinde ihre auf Dogmatismus basierenden Vorurteile – selbst gegenüber neuen Denkansätzen aus den eigenen Reihen. Die Geister scheiden sich vor allem an der Existenz des scheinbar ‘Übernatürlichen’ und glauben jeweils, die 'absolute' Wahrheit zu vertreten. (Das Übernatürliche ist m.E. nur nach dem gegenwärtigen Wissensstand unerklärlich.)

Unterschiedliche Perspektiven und selektive Wahrnehmung führen zur Ausprägung diametral verschiedener Erkenntnisse und Weltbilder. Solche Wirklichkeitsmodelle bilden je einen Teilausschnitt einer übergeordneten Realität ab, die wir Menschen als Ganzes noch nicht erfassen können. 


Der Zugang zur absoluten Wahrheit ist damit unseren unzureichenden Wahrnehmungsebenen verwehrt. Die Suche nach einem 'ganzheitlichen' Weltbild macht es deshalb erforderlich, den eigenen Wahrnehmungsfokus nicht noch absichtlich zu verengen, sondern auf dogmatische Beschränkungen zu verzichten: Ein Holist wie H.P. Dürr hat es kaum nötig, unliebsame Wahrheiten zu unterdrücken.

  • Als Standardlektüre dient mir in diesem Kontext Michael Talbot’s Buch „Das holographische Universum - Die Welt in neuer Dimension" (PDF-Download, 497 Seiten, Abruf: 07/2015). Es eröffnet ein neues Verständnis der menschlichen Psyche in und zeigt eventuell einen Weg auf, um naturwissenschaftliche Beobachtung und übersinnliche Phänomene zu integrieren. Nachfolgend sind Fakten und Überlegungen daraus in einem sehr knappen Überblick zusammengestellt ...jedem Interessierten sei empfohlen, das Buch selbst zu lesen.Als Einstieg eignet sich nachfolgender Ausschnitt aus einer Dokumentation:

  • Paradigma statt Theorie:  Das holographische Konzept wird derzeit aus einem Mosaik verschiedenster Ansichten und Befunden entwickelt, es hat noch nicht den Charakter wissenschaftlicher Modelle und Theorien.
  • Eine Voraussetzung der Holographie ist ein Phänomen namens Interferenz -das Überlagerungsmuster, welches entsteht, wenn zwei oder mehr Wellen, zum Beispiel Wasserwellen, einander durchdringen.
"Es ist nicht so, dass es dort draußen, auf einer bestimmten Wirklichkeitsebene, keine materiellen Objekte gäbe. Es ist vielmehr so, dass Sie, wenn Sie einen Durchbruch wagen und das Universum unter einem holographischen Aspekt betrachten, zu einer anderen Sicht, einer anderen Wirklichkeit gelangen."

Ausgangspunkte für eine neue Sicht der Realität

Neurobiologie/Gehirnforschung
Wie und wo werden Erinnerungen im Gehirn gespeichert? Die vermutete Lokalisierung von Gedächtnisspuren wurde als "Engramme" bezeichnet – lange wusste niemand um deren Beschaffenheit: Handelte es sich dabei um ein Neuron oder vielleicht um ein spezielles Molekül?
Man man fand keinerlei Anhaltspunkte für die materielle Existenz von Engrammen: beispielsweise vermochte man das Erinnerungsvermögen von Ratten man nicht auszulöschen - gleich, welchen Gehirnabschnitt man entfernte
1).
In Yale befasste sich auch der Neurobiologe Karl H. Pribram mit der Idee, dass Erinnerungen über das ganze Gehirn verteilt sind: keiner seiner Patienten litt nach dem chirurgischen Eingriff an einem selektiven Gedächtnisverlust.
“Wenn ich die Belege für die Lokalisation der Gedächtnisspuren überdenke,dass daraus die Schlussfolgerung gezogen werden muss, dass es so etwas wie Lernen eigentlich überhaupt nicht geben kann. Gleichwohl, trotz aller Gegenbeweise, kommt es gelegentlich vor.” K. Lashley
Quantenphysik
Wird Materie in immer kleinere Teile zerlegt, erreicht man schließlich einen Punkt, an dem diese Teile - Elektronen, Protonen usw. - nicht mehr die Eigenschaft von Gegenständen haben. Obwohl sich etwa ein Elektron manchmal so verhalten kann, als wäre es ein kompaktes kleines Partikel, hat die Physik erkannt, dass es tatsächlich keine Dimension aufweist - und sich entweder als Teilchen oder als Welle manifestieren kann. (s. Doppelspalt-Experiment)
Quanten sind subatomare Erscheinungen, zu denen auch Licht und Radiowellen zählen. Sie lassen sich nicht nur als "Welle oder Teilchen" klassifizieren, sondern stellen Erscheinungsformen dar, die auf unerfindliche Weise stets beides sind. Physiker sehen in ihnen den Grundstoff, aus dem das gesamte Universum besteht.
Quanten werden sich allerdings nur dann als Teilchen manifestieren, wenn wir sie beobachten - zu allen anderen Zeiten verhalten sie sich als Wellen.
Zur Veranschaulichung stelle man sich eine Bowlingkugel vor, die eine gerade Linie auf der Bahn beschreibt, so lange man ihr zuschaut. Jedoch hinterlässt sie ein Wellenmuster, sobald man blinzelt. Ungünstig für Physiker, deren Arbeit ja im wesentlichen auf Beobachtungen gründet.
Menschen können die Struktur der Quantenrealität nicht erfassen - alles was wir anfassen (oder auch nur ansehen), verwandelt sich in Materie. Daraus wurde gefolgert, dass Teilcheneigenschaften nicht existieren, bevor sie beobachtet werden.
Zudem kamen Quantenphysiker zu dem Schluss, dass Quanten 'auf geheimnisvolle Weise' miteinander verwoben ("verschränkt") sind:
So schrieb Niels Bohr: Wenn subatomare Teilchen nicht als existierten, ehe sie beobachtet wurden, könne man sie “nicht mehr als selbständige Dinge begreifen”. Folglich habe Einstein sein Argument auf einen Irrtum gegründet, als er Zwillingsteilchen (gemeint sind zwei Photonen, die bei einem atomaren Zerfallsprozess eines instabilen Atoms hervorgehen) als getrennte Einheiten auffasste. Sie seien vielmehr Teil eines unteilbaren Systems, und es sei sinnlos, sie sich anders vorzustellen.
(Die Auffassung, wonach subatomare Systeme unteilbar sind, wirkte sich nachhaltig auf das Verständnis der Realität aus. Die Aussage "Alles ist Eins" wird auch von Dr. R. Froböse in dessen Vortrag "Quantenphysik der Unsterblichkeit" erörtert.)

Plasma ist ein Gas, das eine hohe Dichte von Elektronen und positiven Ionen aufweist, also von Atomen mit einer positiven Ladung. Wie der US-amerikanische Quantenphysiker David Bohm zeigte, hören die in einem Plasma befindlichen Elektronen auf, sich wie "Individuen" zu verhalten: statt dessen begannen sie sich so zu gebärden, “als ob sie Teil eines größeren und in sich verwobenen Ganzen wären”. 
Obgleich ihre individuellen Bewegungen zufällig wirkten, konnten riesige Elektronenmengen Wirkungen hervorbringen, die verblüffend gut aufeinander abgestimmt waren.
"Wie ein amöben-ähnliches Lebewesen regenerierte sich das Plasma unaufhörlich, und es schloss alle Verunreinigungen in eine Hülle ein, und zwar auf die gleiche Weise, wie ein biologischer Organismus Fremdkörper in eine Zyste einkapselt."
Diese organischen Eigenschaften vermittelten Bohm den Eindruck, das Elektronenmeer sei lebendig... Auch in seiner späteren Untersuchung von Elektronen in Metallen zeigten die scheinbar willkürlichen Bewegungen einzelner Elektronen eine organisierte Gesamtwirkung. ‘In einem Ozean von Elektronen verhielt sich jedes einzelne so, als wüsste es, was die ungezählten Billionen anderen gerade taten’.
Diese Kollektivbewegungen von Elektronen bezeichnete Bohm als Plasmonen.


Niels Bohr und andere angesehene Physiker wollten die Quantenphysik als 'abgeschlossenes Kapitel' beiseite legen: Wegen des störenden Einflusses von Beobachtungen 
könne man nicht tiefer in deren Phänomene eindringen, weshalb die Quantentheorie keinen Zugang zu den Grundstrukturen der Welt eröffnen werde. 

David Bohm dagegen fand sich nicht mit dem Statement ab, jenseits der subatomaren Landschaft existere halt keine tiefere Realitätsebene: Hinter der von Bohr postulierten 'undurchdringlichen Mauer' musste es eine tiefere Ebene noch unterhalb der Quanten geben, die noch auf ihre Entdeckung wartete.


Um ein tieferes Wirklichkeitsverständnis zu gewinnen, ging Bohm zunächst davon aus, dass Teilchen wie z.B. Elektronen auch in Abwesenheit eines Beobachters existieren. Gestützt auf diese Prämisse vermochte er durch die bloße Annahme eines neuartigen Feldes auf dieser Ebene unterhalb der Quanten die Befunde der Quantenphysik umfassender zu verstehen und zu erklären. Er stellte die These auf, dieses Quantenpotential (siehe De-Broglie-Bohm-Theorie) durchdringe wie die Schwerkraft den gesamten Weltraum.
(Klingt ein wenig wie der 'Äther', von dem sich Albert Einstein wenige Jahrzehnte zuvor gerade verabschiedet hatte).

Anders als Schwerkraft- und Magnetfelder nehme der Einfluss des Quantenpotentials nicht mit der Entfernung ab - es sei überall gleichermaßen wirksam. Der 1952 veröffentlichte Ansatz Bohms führte in der Fachwelt zu vorwiegend negativen Reaktion - man war von der Unmöglichkeit solcher Alternativen überzeugt.
Offensichtlich war Bohm seiner Zeit zu weit voraus: die Akzeptanz der Eigenschaften des Quantenpotenzials hätte in der Physik eine radikale Abwendung vom bisherigen Denken erfordert:

  • Ein solcher Aspekt ist die Bedeutung der Ganzheit (ein anderes Wort für System, also eine Gesamtheit von Elementen, wie eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit zusammen wirken und sich in dieser Hinsicht gegenüber der sie umgebenden Umwelt abgrenzen).
    Die klassische Naturwissenschaft hatte den Zustand eines Systems stets lediglich als das Ergebnis der Wechselwirkung seiner Teile aufgefasst.
    Das Quantenpotential impliziere hingegen, dass das Verhalten der Teile tatsächlich vom Ganzen organisiert wird.
  • Solche Quantenaktivität (z.B. der Elektronen in einem Plasma) wird auch mit dem Zusammenwirken der Organe und Körperteile eines Lebewesens verglichen. Zudem hört die Örtlichkeit auf der Ebene des Quantenpotentials auf, zu existieren - 'jeder Punkt im Raum ist allen anderen Punkten im Raum gleich'. Übertragen auf das Universum sind alle Dinge als Bestandteile eines zusammenhängenden Netzes in einen Raum eingebettet.
... Es gibt keine Materie an sich! Jede Materie entsteht und existiert nur vermöge einer Kraft, welche die Teilchen eines Atoms in Schwingung versetzt und dieses äußerst fragile Sonnensystem des Atoms zusammenhält. ... Wir müssen hinter dieser Kraft die Existenz eines bewussten und intelligenten Geistes annehmen. Dieser Geist ist die Matrix aller Materie!“ (Max Planck)

Hologramme als implizite Strukturmuster

Bohm erkannte außerdem, dass Hologramme 2) als Modell für den Ordnungsbegriff für Materie dienen konnten. Zuvor hatte er die Begrifflichkeiten der enthüllten oder expliziten Ordnung (die anhand einer offenkundigen Struktur erkennbar wird) und der impliziten oder verhüllten Ordnung (nicht auf Anhieb erkennbar, aber gleichwohl vorhanden) entwickelt.

Die Interferenzmuster, wie sie ein holographischer Film aufzeichnet, erscheinen dem bloßen Auge ungeordnet. Doch impliziert es eine Ordnung, die verborgen oder verhüllt ist - ganz wie die wie die Ordnung in einem Plasma in dem scheinbar willkürlichen Verhalten der einzelnen Elektronen verhüllt ist. 'Dahinter blicken' kann man, indem man nicht die einzelnen Teile beobachtet - sondern das Ganze, gewissermaßen von einer höheren Ebene.

So entwickelte Bohm die (für die Naturwissenschaft revolutionäre, in der Mystik aber durchaus geläufige) Vorstellung, das Universum sei zu vergleichen mit einem ständig im Fluss befindlichen, riesig großen Hologramm.

1980 fasste er seine Überlegungen in einem Buch mit dem Titel Wholeness and the Implicated Order zusammen, das zugleich den Überbau seiner einzelnen Denkansätze formuliert. Wesentliche Thesen darin:
  • Die für uns so konkret im Alltag erfahrbare Realität sei in Wahrheit eine Illusion, vergleichbar einem holographischen Bild. Ihr zugrunde liege eine tiefere Ordnung des Seins - eine unermessliche und ursprüngliche Wirklichkeitsebene, die alle Objekte und Erscheinungen unserer physischen Welt auf ganz ähnliche Weise hervorbringe, wie ein holographischer Film ein Hologramm erzeugt.
  • Diese tiefere Wirklichkeitsebene wird als implizite, uns verborgene Ordnung aufgefasst, während die von uns wahrgenommene Realität ('unsere Seinsebene') die explizite (sichtbar enthüllte) Ordnung darstellt.
  • Alle Erscheinungsformen im Universum sind in dieser Perspektive das Ergebnis ungezählter Verhüllungen und Enthüllungen innerhalb dieser Ordnungen
  • Ein beobachtetes Elementarteilchen enthüllt für die Dauer der Messung einen Teil dieser Ordnung, anders gesagt, wird ein Aspekt des Elektronenensembles an diesem bestimmten Ort enthüllt: Wenn sich ein Elektron zu bewegen scheint, so entsteht dieser Eindruck aus einer zusammenhängenden Folge solcher Enthüllungen und Verhüllungen...
Wenn sich ein Quant entweder als ein Teilchen oder als eine Welle manifestiert, sind diese beiden Aspekte stets verhüllt - erst die Art und Weise, wie ein Beobachter mit ihm interagiert, entscheidet darüber, welcher Aspekt sich enthüllt und damit sichtbar bzw. messbar wird.
Die Aussage, wonach jedes Teilstück eines holographischen Films sämtliche Informationen über das 'Ganze' enthält, bedeutet, dass die Informationen verteilt und nicht an einen Ort gebunden sind.

Falls also das Universum nach dem holographischen Prinzip aufgebaut ist, ist davon auszugehen, dass es ebenfalls nicht-örtliche Eigenschaften besitzt. Auch wäre es dann nicht sinnvoll, das Universum als aus einzeln wahrnehmbaren Teilen zusammengesetzt zu begreifen. Jeder Ausschnitt oder wahrnehmbare Teilaspekt des Universums würde dessen Gesamtheit repräsentieren…

Und doch nehmen wir das Universum als aus klar unterscheidbaren, 'örtlichen' Teilen zu bestehend wahr. Was wir sinnlich erfassen, ist nach dieser Vorstellung die beobachtete, 'enthüllte' Form des Universums, dessen 'wahre', ganzheitliche Realität verborgen bleibt.

Die Aufspaltung der Realität in Einzelteile und deren Benennung sind stets subjektiv – auch eine Gruppe mit ähnlicher Wahrnehmung einigt sich auf willkürliche Konventionen. In Wahrheit sei alles alles im Universum Teil eines Kontinuums (=einer unteilbaren Ganzheit, verkürzt gesagt). Differenzierung und Einzigartigkeit werden dadurch nicht ausgeschlossen.

Diese Einheit stelle ich mir etwa so vor wie einen Organismus, z.B. unseren Körper, der  aus Billionen einzelner Zellen zu bestehen scheint. Körperzellen sind unterscheidbar und ausdifferenziert – können aber einzeln nicht überleben, sondern bilden eine erkennbare Einheit. Könnten unsere Zellen sehen und denken, wären sie dennoch kaum außerstande, sich als diese Einheit aufzufassen.


Unterschiedlichkeit ist also durchaus von Bedeutung, auch wenn die Unterteilung verschiedener Aspekte ('Dinge', 'Zellen', Elementarteilchen usw.) eine Abstraktion ist: Durch unsere Form der Beobachtung stellen wir die Dinge erst 'für uns' scharf ein, die bis dahin nur in einem sehr verschwommenen Zustand existierten. Wichtig ist bei jeder Art von Gliederung, die dynamische Vernetzung aller Ein(zel)heiten zu beachten und zu berücksichtigen.


Die auch bei Hans P. Dürr anzutreffende Aussage 'Alles ist mit Allem verbunden' oder 'Alles ist Eins' gewinnt dadurch an Relevanz:
Kopfschmerz wird nicht sinnvoll durch eine (symptomatisch wirksame) Aspirin-Tablette behandelt, sondern durch eine Betrachtung des Menschen als Ganzes, in Bezug auf den Körper und die Psyche. 'Ganzheitliche Medizin' verfolgt genau diesen Ansatz. 
Bei sozialen Symptomen (z.B. Drogen-missbrauch oder Übergewicht) verhält es sich ähnlich - die Behandlung des Teilaspektes führt selten zu nachhaltigem Erfolg. Kopfschmerz wird nicht sinnvoll durch eine (symptomatisch wirksame) Aspirin-Tablette behandelt, sondern durch eine Betrachtung des Menschen als Ganzes, in Bezug auf den Körper und die Psyche. 'Ganzheitliche Medizin' verfolgt genau diesen Ansatz. Bei sozialen Symptomen (z.B. Drogenmissbrauch oder Übergewicht) verhält es sich ähnlich - die Behandlung des Teilaspektes führt selten zu nachhaltigem Erfolg.


Bewusstsein und Materie

Die Interaktion von Bewusstsein und Materie kann nicht plausibel aufgefasst werden, wenn man meint, ein separates Etwas (das Bewusstsein) interagiere mit subatomaren Teilchen. Aus Sicht der 'Holobewegung' sind beide eins:
Der Beobachter bildet mit dem Beobachtungsobjekt eine Einheit, beide sind eng miteinander vernetzt. So gesehen sei Bewusstsein eine subtilere Form von Materie3) - die Basis für alle Beziehungen zwischen beiden liege nicht auf unserer eigenen Wirklichkeitsebene, sondern tief in der impliziten Ordnung. Nach Bohm ist Bewusstsein in unterschiedlichen Graden der Verhüllung und Enthüllung in der gesamten Materie gegenwärtig; das sei womöglich der Grund dafür, dass Plasmen einige Merkmale von Lebewesen haben:

“Die Fähigkeit der Form, aktiv zu sein, ist das charakteristischste Kennzeichen des Geistes, und bereits im Elektron haben wir etwas, das geistähnlich ist.”
Auch eine Trennung in lebendige und leblose Dinge sei ohne Bedeutung, denn belebte und unbelebte Materie sind untrennbar ineinander verwoben - sogar Leben sei "in der Totalität des Universums verhüllt".
Leben und Intelligenz wohnen der gesamten Materie, der Energie, Raum & Zeit und dem "Gewebe des gesamten Universums" inne.
So wie jedes Teilstück eines Hologramms das Bild des Ganzen enthält, sei in jedem Teilstück des Universums das Ganze eingefaltet. Danach müsste in einer Erdnuss die gesamte Milchstraße zu finden sein, und mit ihr auch der Rest des Universums...und ebenso wären die gesamte Vergangenheit wie deren Bedeutung für die Zukunft gleichfalls in jedem kleinen Bereich von Raum und Zeit verhüllt...
"Jede Zelle unseres Körpers birgt den gesamten Kosmos in sich."
Die 'sichtbaren', aus DNA-Molekülen zusammengesetzten Gene wären danach zur expliziten Ordnung zu zählen, während 'der gesamte Kosmos' in der impliziten Ordnung verborgen liege. Mich würde interessieren, was Informatik-Wissenschaftler dazu sagt: Geht mit der unvorstellbar hohen Informationsdichte nicht die Informationstiefe verloren? In einem Hologramm ist dies so: zwar liefert ein kleiner Ausschnitt daraus ein Bild vom Ganzen, aber halt nicht in der selben Tiefe und Präzision.
Wie Boom zum 'Vakuum' im Sinne einer Leere steht, liegt nun schon fast nahe ...das Nichts und die Materieteile existieren nicht unabhängig voneinander, sondern sie sind beide vernetzte Teile des Gewebes. Raum ist nicht leer. Er ist voll (von Energie), ein Plenum anstelle eines Vakuum, und die Grundlage aller Existenz, einschließlich unserer eigenen.
"Das Universum ist eine Kräuselwelle auf der Oberfläche eines kosmischen Energiemeeres, ein vergleichsweise kleines Erregungsmuster inmitten eines unvorstellbar weiten Ozeans. Dieses Erregungsmuster ist relativ autonom und bewirkt periodische, stabile und unterscheidbare Projektionen in eine dreidimensionale explizite Ordnung von Manifestationen."
Wer in diesem Zusammenhang an die "Matrix" als Ausgangspunkt der dreidimensionalen Projektionen denkt, liegt damit gar nicht mal so falsch. Das Naturell solcher Projektionen impliziere zugleich, dass dass es keine objektive Realität gibt, dass unser Universum im Grunde eine Art Fantasie darstelle.
Bleibt nur noch die Frage: Wessen Fantasie? Wer hat dieses Universum in seinem autonomen, aber letztlich auch subjektiven Bewusstsein manifestiert? Ein jeder von uns?



Experimentelle Hinweise

1982 entdeckten ein Forscherteam unter der Führung des Physikers Alain Aspect an der Universität Paris, dass unter bestimmten Voraussetzungen subatomare Teilchen, wie zum Beispiel Elektronen, fähig sind, 'sofort' (auf der Stelle) miteinander zu kommunizieren und zwar unabhängig von der räumlichen Distanz, die sie trennt. Es spielt keine Rolle, ob sie 10 Fuß oder 10 Billionen Fuß voneinander entfernt sind.
Folglich mussten die beiden Teilchen 'nicht-örtlich' miteinander verbunden sein - alles andere hätte einen Verstoß gegen Einsteins Gesetz bedeutet, nach dem keine Kommunikation schnelle als Lichtgeschwindigkeit möglich ist. Weil nun aber alle (?) Teilchen ständig miteinander interagieren, können die ortsungebundenen Eigenschaften von Quantensystemen somit ein allgemeines Merkmal der Natur beschrieben werden (vgl. Paul Davies). Das Holografische Modell wird dadurch zwar nicht final bewiesen, aber sehr wahrscheinlich...4)

Fazit bis hierhin: Erste Umrisse eines neuen Weltbildes zeichnen sich ab – noch unbewiesen, aber plausibel:

  • Unser Gehirn konstruiert auf mathematischem Wege eine scheinbar objektive Realität durch die Interpretation von Frequenzen, die letztlich Projektionen aus einer anderen Dimension sind.
  • Diese andere, höhere Dimension kann aufgefasst werden als verborgene Seinsordnung, die sich jenseits von Raum und Zeit erstreckt.
  • Dabei beherbergt unser Gehirn ein Hologramm, das sich in einem holographischen Universum verhüllt. Daraus kann man die zulässige Schlussfolgerung ziehen, dass die objektive Welt nicht existiert, jedenfalls nicht in der Form, die wir für gegeben halten. 'Außerhalb' befindet sich ein unermesslicher Ozean von Wellen und Frequenzen, aus denen unser Gehirn die 'konkrete' Wirklichkeit (ein Bild von der Außenwelt) konstruiert.-
Träume und bewusstseins-erweiternde Drogen
Nach Talbot lassen Träume sich als “Besuche in Parallelwelten” auffassen. Der Mensch sei imstande, "Bilder aus dem kollektiven Unbewussten" herauf zu beschwören. Sie seien einfach nur kleinere Hologramme innerhalb des größeren und umfassenderen kosmischen Hologramms.

Stanislav Grof, Leiter der psychiatrischen Forschungsabteilung am Maryland Psychiatric Research Center sei nach mehr als dreißigjährigem Studium außergewöhnlicher Bewusstseinszustände zu dem Ergebnis gelangt, dass die holographische Vernetzung der Erforschung unserer Psyche schier unerschöpfliche Möglichkeiten eröffnet. Insgesamt überwachte Grof mehr als 3000 LSD-Sitzungen und analysierte zudem Protokolle von über 2000 Sitzungen seiner Kollegen.
Reaktionen nach wiederholte Einnahme von LSD hätten eine eindeutige Kontinuität von Erlebnisinhalten kranker und 'normaler' Testpersonen gezeigt.

"Die (Erlebnisinhalte) waren nicht unverbunden und beliebig, sondern sie schienen eine sukzessive Enthüllung immer tieferer Schichten des Unbewussten zu spiegeln."
Noch erstaunlicher: viele Patienten gelangten bald über ihre unmittelbaren Probleme, hinaus und schilderten beispielsweise Erfahrung, die sich auf den Aufenthalt im Mutterleib bezogen. Das in solchen Schilderungen enthaltene embryologische Wissen habe weit über dem diesbezüglichen Wissensniveau der Patienten gelegen:
"Die Kranken beschrieben präzise bestimmte Merkmale der mütterlichen Herztöne … und sogar Details der verschiedenen zellularen und biochemischen Vorgänge...bis hin zu wichtigen Gedanken und Empfindungen ihrer Mutter während der Schwangerschaft!"
Einige dieser Aussagen habe Grof durch Befragung der jeweiligen Mütter und anderer Betroffenen verifiziert. Bisweilen habe Bewusstsein einzelner Patienten über die Grenzen des eigenen Ichs hinaus sogar erkundet, was für ein Gefühl es war, ein anderes Lebewesen oder gar ein unbelebter Gegenstand zu sein.
Manche Patienten konnten sich auch in das Bewusstsein ihrer Verwandten und Vorfahren (die vor Jahrhunderten gelebt hatten) versetzen – deutet sich hier eine tragfähige Beglaubigung der bislang doch sehr umstrittenen Nahtoderfahrungen an?

Sogar subjektive 'Zeitreisen' durch die Empfindungen längst ausgestorbener Lebewesen seien unter der Wirkung von LSD möglich gewesen.


Wie weit solche Erinnerungen wirklich zurückreichen können, ist fraglich. Nachweisbar ist jedoch, dass Personen während solche traumartigen Erlebnisse einen Kenntnisstand erlangten, welcher über ihre Vorbildung und ihr einschlägigen Wissen weit hinaus ging (und dass die geäußerten Kenntnisse und Erfahrungen einer späteren Überprüfung standhielten. Die Begeisterung der beteiligten Wissenschaftler spreche für sich:

"Das Einfühlungsvermögen …der LSD-Kandidaten kannte offenbar keine Grenzen. Sie schienen die Fähigkeit zu besitzen, sich in jedes Tier, ja, in jede Pflanze der Evolutionsgeschichte hineinzuversetzen. [...] Mehr noch, sie vermochten Raum und Zeit zu transzendieren."
Nun ja, auch in einem holografischen Universum wird es Phantasievorstellungen geben …nach diversen LSD-Trips wurden Begegnungen mit nicht-menschlichen Intelligenzen, körperlosen Geist- und Energiewesen, Abgesandten 'höherer Bewusstseinsebenen' und anderen supra-humanen Gestalten geschildert…
So entstand nach und nach der Eindruck, als würde LSD dem menschlichen Bewusstsein den Zugang zu endlosen Bereichen des Unbewussten eröffnen, in denen alles mit allem anderen verbunden war. Grof prägte den Begriff transpersonaler Phänomene für Erfahrungen, in denen das Bewusstsein die uns bekannten Grenzen der Persönlichkeit überschreitet – als neue Fachdisziplin der Psychologie entstand die sogenannte 'Transpersonale Psychologie'. (vgl. auch: "Generalisierte Quantentheorie - Eine theoretische Basis zum Verständnis transpersonaler Phänomene", Auszug)

Grof gelangte zu letztlich dem Schluss, die Ergebnisse der LSD-Forschung erfordere eine Revision bestehender Paradigmen in Psychologie Medizin und möglicherweise eine Neubewertung wissenschaftlicher Standpunkte allgemein. Unser heutiges Verständnis des Universums, des Wesens der Realität und insbesondere des Menschen hielt er für oberflächlich, unzutreffend und unvollständig.

Kann das holographische Modell diese Lücke schließen helfen, solange unsere herkömmliche, auf Alltagswahrnehmung gegründete Wirklichkeitsauffassung mit transpersonalen Erscheinungen nicht zu Rande kommt?

Zumindest lassen sich Zusammenhänge zwischen transpersonalen Phänomenen und einem holografisch strukturiertem Alles-was-ist postulieren (unser Universum wäre darin lediglich eine Teilmenge):

  • Die wesentlichen Merkmale transpersonaler Erfahrungen - das Gefühl, dass alle Grenzen illusorisch sind und die Verwobenheit aller Dinge - müssten sich in einem holographischen Universum wiederfinden.
  • ...ebenso der Umstand, dass transpersonale Erfahrungen nicht an gängige Beschränkungen durch Raum und Zeit gebunden sind.
  • Die Tatsache, dass Visionen, Phantasien etc. eine riesige Menge an Informationen über die Persönlichkeit eines Individuums enthalten, könnte mit nahezu unbegrenzten Kapazität von Information erklärt werden, die ein weiteres Merkmal von Hologrammen ist.
  • Glaubt man Grof, so wird eine verborgene holographische Ordnung beinahe jedes Mal offensichtlich, wenn ein Mensch einen außergewöhnlichen Bewusstseinszustand erlebt. Entsprechend Bohms' Vorstellung von den enthüllten und verhüllten Ordnungen' erlauben solche erweiterten Bewusstseinszustände , in verborgene Wirklichkeitsbereiche vorzudringen, die gleichsam in die Alltagsrealität eingebunden und zugleich ihr übergeordnet sind.
Beruhigend: auch ohne Drogen lassen sich solche holotropischen Zustände ("Situation, in der man Zugang erlangen kann zu dem holographischen Labyrinth, das alle Erscheinungsformen des Seins miteinander verbindet") herbeiführen. In der holotropischen Therapie wird die angestrebte Veränderung des Bewusstseinszustands durch kontrollierte Atmung, beschwörende Musik und Massage  herbeigeführt. 


Implikationen: Psychotherapie/Psycholoanalyse
Der Psychiater Edgar A. Levenson sieht im Hologramm ein geeignetes Modell für das Verständnis der plötzlichen Veränderungen ('Transformationen'), die Patienten vielfach während einer Psychotherapie erfahren. Derartige Veränderungen finden unabhängig davon statt, welche Techniken eingesetzt werden. Daraus leitet Levenson ab, alle psychoanalytischen Behandlungsmethoden seien ein bloßes Zeremoniell und die Veränderung werde durch etwas völlig anderes herbeigeführt. Levenson glaubt, dass dieses Etwas die Resonanz ist:
"Es ist, als ob sich in der Therapie … Repräsentation der Erfahrungen des Patienten entwickelt, die alle Aspekte seines Lebens, seiner Vorgeschichte und seiner Beziehung zum Therapeuten umfasst. An einem bestimmten Punkt kommt es zu einer Art "Überbelastung", und alles rückt an seinen Platz." Also vergleichbar dem Neustart eines Computers?
(Kurzer Einschub zum methodischen Hintergrund, da diese Ausführungen für mich vor dem Hintergrund der distanzierten Psychoanalyse-Praxis nach Freud/C.G.Jung nicht nachvollziehbar war: Intersubjektivität formuliert eine erlebensnah orientierte Form psychoanalytischer Theorie und Behandlungspraxis, die sich wesentlich von der klassischen Konzeption Freuds unterscheidet. Erleben entsteht im wechselseitigen Austausch von Subjektivitäten (zwischen Patient und Analytiker). Die Beobachtungsposition liegt dabei stets innerhalb des gemeinsamen Kontextes, d. h. der Analytiker versucht den Patienten aus dessen Perspektive heraus zu verstehen (Empathie) und bezieht seinen eigenen biographischen Hintergrund in die Reflexion seiner Haltung dem Patienten gegenüber mit ein (Introspektion). 
Levenson hält diese Repräsentationen von Erfahrungen für Hologramme, tief vergraben in der Psyche des Patienten, und meint, dass die emotionale Resonanz zwischen dem Therapeuten und dem Patienten sie zutage fördert. Das holografische Modell lege ein radikal neues Paradigma mit neuartige Möglichkeiten vor, um klinische Phänomene zu erfassen und zu verknüpfen.
Der Psychiater David Shainberg schlägt vor, Bohms These "Gedanken gleichen Wirbeln in einem Fluss" wörtlich zu nehmen: Wirbel in Natur und Kosmos sind häufig erstaunlich stabil - analog verhärten sich unsere "Wirbel des Denkens" (unsere Einstellungen und Überzeugungen) sich manchmal so sehr, dass sie gegen jede Veränderung resistent werden. Diesen Umstand kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen: Negative Denkmuster und Introjekte 'von früher' sind sowas von hartnäckig - zumal sie sich auch auf einer nicht bewussten Ebene festsetzen.

Diese 'Zementierung des Denkens' dominiere unser Verhalten und beeinträchtige die Fähigkeit zur Aneignung neuer Ideen und Informationen. Damit schade sie der menschlichen Weiterentwicklung.

Auch negative Verhaltensaspekte lassen sich durch so erklären: 
"Selbstsucht entsteht, wo Menschen in ihrem Ich isoliert sind und nicht das Gefühl der Verbundenheit mit anderen menschlichen Wesen kennen."
Zugleich verspüren Betroffene eine innere Leere, die sie mit allem, was sie (materiell und sozial) an sich raffen können, auszufüllen trachten.
Eine durchaus treffende Diagnose des Konsum- und Profitstrebens unserer Zeit (insofern beides pathologische Züge annimmt und mit einem gesunden Selbsterhaltungstrieb nicht mehr zu erklären ist) – soziale/mentale Isolation und unersättliche Gier versetzen manche Leute in abgestumpfte Gleichgültigkeit gegenüber der Außenwelt ...einschließlich der Folgen, die ihre eigenen Aktivitäten haben.
“Wenn wir zulassen, dass sich dieselben Wirbel immer mehr verfestigen, errichten wir eine Barriere zwischen uns und den positiven und neuartigen Interaktionen, die uns mit dieser unerschöpflichen Quelle allen Seins zuteil werden könnten.”
Die Unbefangenheit und lebhafte Aufgeschlossenheit eines Kindes offenbare das Potenzial eines noch unbehinderten Bewusstseins. Dagegen wird das Urteilsvermögen durch zunehmend verhärteten Überzeugungen gemindert, wo Urteile unbeeinflusst von neuer Information starr bestehen bleiben. Anstatt sich auf einen ergebnisoffenen Austausch einzulassen, werden bloß noch nur die gleichen, eigenen Ansichten herunter gebetet.-


Ein Fehler im Gewebe der Realität?

Dem bekannten Schweizer Psychiater Carl Gustav ("C. G.") Jung verdanken wir unter anderem die Klärung des Begriffs der 'Synchronizität', ein ungewöhnlich Zusammenfallen von Ereignissen, welches man schwerlich allein dem Zufall zuschreiben kann. Talbot meint, jeder von uns habe dergleichen schon erlebt, ein kurzer Ausschnitt aus dem Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button" mag der Veranschaulichung dienen:



"Es geht um die Gleichzeitigkeit zweier nicht kausal verbundener Geschehnisse, die sich meistens wie folgt äußern: Ein aus dem Innern kommender Impuls, etwa ein Spontangedanke während eines anregenden Gesprächs oder eine intensive Beschäftigung mit einem Problem oder der Ansatz einer noch unausgereiften Idee wird plötzlich zeitgleich be- oder verstärkt durch eine Begebenheit oder das Auftauchen eines im Zusammenhang stehenden Symbols im unmittelbaren Umkreis. Es ist, als ob quasi aus der Zeit-Dimension ein Echo, eine Art Bejahung, eine Bekräftigung erfolgt."
Die Bedeutung solch 'merkwürdiger Zufälle' liegt in deren Unwahrscheinlichkeit, doch es gibt jedoch eine andere Form der Synchronizität, die in einem offenkundigen Bezug zu Ereignissen steht, die sich tief in der menschlichen Psyche abspielen. Jung und der Zürcher Psychiater Carl Alfred Meier stellten fest, dass diese 'Zufallsereignisse' fast immer in Zeiten emotionaler Intensität und Veränderung auftraten: bei einem grundlegenden Wandel der Überzeugung, bei plötzlichen neuen Einsichten, bei Todesfällen, Geburten und sogar bei Berufswechseln.

Offenbar träten sie wie ein 'himmlischer Fingerzeig' gerade dann auf, wenn neue Einstellung oder Einsicht in unserem Bewusstsein Gestalt annehmen will. So könne die symbolische Botschaft eines Traums offenbar die Grenzen der Psyche einer einzelnen Person überwinden und in die physische Realität übergehen!
Jung konnte sich nicht vorstellen, wie ein seelischer Vorgang ein Ereignis oder eine Serie von Ereignissen in der realen Welt verursachen sollte - er nahm er an, dass hier ein neues Prinzip wirksam sein müsse: dieses übergreifende akausale Prinzip war der Wissenschaft bis dahin unbekannt und stellte sie vor ziemliche Herausforderungen.

Wie nicht anders zu erwarten,wurde Jungs These von den meisten Physikern nicht ernst genommen, doch Wolfgang Pauli hielt verfasste gemeinsam mit Jung das Buch "Naturerklärung und Psyche" zu diesem Thema.
Erst nachdem die Existenz von nicht-ortsgebundenen Beziehungen auf der subatomaren Ebene nachgewiesen wurde, erschien Jungs These in einem neuen Licht - und der englische Physiker Paul Davies erklärte:
"Diese nicht-örtlichen Quanteneffekte sind eine Form der Synchronizität in dem Sinne, dass sie eine Verbindung [...] zwischen Ereignissen herstellen, bei denen jede kausale Verknüpfung ausscheidet."
Und David Peat glaubt, dass die Jungschen Synchronizitäten nicht nur real sind, sondern auch eine weitere Bestätigung der impliziten Ordnung darstellen. Wir erinnern uns: Laut Bohm die ist Trennung von Bewusstsein und Materie eine Illusion. Synchronizitäten können als Indiz dafür angesehen werden, dass tatsächlich keine Trennung zwischen der physischen Welt und unserer inneren psychischen Wirklichkeit besteht. Peat hält Synchronizitätsereignisse für "Fehler" im Gewebe der Wirklichkeit, die uns einen flüchtigen Blick auf die umfassende und geschlossene Ordnung der gesamten Natur gestatten. (In der 'Matrix' treten solche 'Fehler' ebenfalls auf, z.B. in Gestalt des deja vu mit der Katze...).
Die Seltenheit solcher Erlebnisse zeige nicht nur, wie weit unser Geist sich von dieser allgemeinen Realitätsebene entfernt habe, sondern auch das ungeheure Potenzial dieser 'wahren Ordnung'.
Diese Überlegung hat erstaunlich weitreichende ("bestürzende") Konsequenzen: Unser gängiges Weltbild lebt von der Prämisse, dass die subjektive und die objektive Wirklichkeit deutlich voneinander getrennt sind. Wenn es jedoch letztlich keine Trennung zwischen der materiellen Welt und den psychischen Vorgängen in unserem Innern gibt, dann gleiche die objektive Wirklichkeit in höherem Maße einem Traum, als wir bislang zu wissen glaubten!
(Hm...ich bin bislang stets von einer Art 'Einbahnstraße' ausgegangen - in dem Sinne, dass unsere Seele und Traumwelt durch die 'objektive Wirklichkeit' beeinflusst werde, aber nicht umgekehrt: Falls Talbot und Bohm richtig liegen, ist aber die wahrgenommene 'Realität' teilweise ein Produkt des Geistes, der seinerseits mit einem kollektiven Gesamtbewusstsein interagiert! Richtig ist: in meinen Träumen durchlebe ich Sequenzen und besuche Orte, welche mit meinen bisherigen Erinnerungen absolut nichts gemeinsam haben...oft habe ich mich gefragt: 'Wo kommen diese merkwürdigen, aber eindrucksvollen Traumerlebnisse her...soll mein Geist bzw. mein Unterbewusstsein sich das alles alleine ausgedacht haben?' 
Die Vermutung, dass unsere Gedanken Wirklichkeit (er)schaffen können, ist vielleicht gar nicht so 'esoterisch'.)
In einem holographischen Universum existieren weitreichende Wechselbeziehungen zwischen allen Dingen, ohne dass Materie und Geist strikt voneinander getrennt sind. Damit entfällt eventuell einiges an Erklärungsschwierigkeiten, die in unserem herkömmlichen Wirklichkeitsbild immer dann auftreten, wenn wir einem scheinbar ‘übernatürlichen’ Phänomen begegnen. Der Gedanke, dass dieser Eindruck nur durch unsere begrenzte Wahrnehmung der Realität entsteht, ist faszinierend – wenn auch nicht neu. Neu am holografischen Prinzip ist, dass solche Phänomene erstmals erklärbar werden könnten, ohne dass Naturwissenschaftler sich angewidert abwenden müssten…

An dieser Stelle von Talbots Buch will ich es bewenden lassen. Denn in nachfolgenden Buchkapiteln befasst der Autor sich mit Wundern und Heiligen-Reliquien – ein Bereich unserer Realität, zu dem es mir persönlich an der nötigen Aufgeschlossen fehlt…
Vielleicht liegt darin eine Gefahr, wenn man sich intensiv mit 'alternativen Wirklichkeitsmodellen' auseinandersetzt(?): Im Alltagsleben sind wir darauf angewiesen, reale von irrealen Eindrücken zu unterscheiden...andernfalls ginge uns die Fähigkeit verloren, uns in der Gemeinschaft mit anderen Menschen in jener intersubjektiven Realität zu orientieren, welche gemeinsam als 'wahr' oder 'echt' wahrgenommen wird. Im Extremfall würde dann ein jeder von uns ausschließlich 'in seiner eigenen Welt' leben - was kaum wünschenswert erscheint in einem Universum, in welchem doch 'alles eins ist'...
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Ergänzungen und Anmerkungen 
  1. Woher nehmen wir uns eigentlich das Recht für solche und weitaus schlimmere Versuche an lebenden, empfindungsfähigen Geschöpfen? Solche Experimente werden zudem noch zig-fach wiederholt…und dennoch betrachtet der Mensch sich als 'moralisch überlegene Spezies' ! In Wahrheit ist es doch so: wir tun es, weil wir es können – und weil es einen materiellen Nutzen verspricht. 
  2. Ein Hologramm ist eine fotografische Aufnahme, die … ein dreidimensionales Abbild des Ursprungsgegenstandes wiedergibt. Ein holografischer Film repräsentiert nach Bohm und Talbot eine implizite Ordnung: Das in seinen Interferenzmustern kodierte Bild ist eine verborgene Totalität, die sich im Ganzen verhüllt. Dagegen stellt das durch den Film projizierte Hologramm eine explizite Ordnung dar, es ist die enthüllte und wahrnehmbare Version des Bildes. 
  3. Dieser Aussage begegnen wir interessanterweise bei Mystikern, Spiritualisten und in der Esoterik: hier werden Materie und Geist als unterschiedlich verdichtete Formen ein und desselben ‘Urstoffes’ aufgefasst. Der Grad der Verdichtung wird oft durch Begriffe wie feinstofflich und grobstofflich bezeichnet. 
  4. Besonders interessant ist die Einschätzung von Brian Josephson (1973 Nobelpreis für Physik) im Hinblick auf eine eine fragliche Synthese zwischen naturwissenschaftlichen Modellen und der Existenz einer schöpferischen, planenden Intelligenz: Josephson glaubt nämlich, mittels Bohms impliziter Ordnung könne eines Tages sogar für Gott oder die Seele ein Platz in den Naturwissenschaften darstellbar werden. 
  5. In diese Richtung weist auch die psychologische Feldtheorie von Kurt Lewin, der u.a. von der "Durchlässigkeit der Grenzen" spricht: die Abgrenzung eines Babys oder Kleinkindes zu seiner Umwelt ist vergleichsweise minimal, doch nimmt diese Durchlässigkeit mit zunehmendem Alter ab. Je nach Persönlichkeit und abhängig vom 'Druck von Außen' ist diese Grenze wie eine 'semipermeable Membran'; wie sich die 'Wirbel des Geistes' auf die Bereitschaft auswirken, abweichende Meinungen anzuhören und zu prüfen, ist offensichtlich.

4 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diese wirklich gelungene Zusammenstellung verschiedener Denkansätze, die deutlich machen, dass es keines wissenschaftlichen Beweises braucht, da die Wahrnehmbarkeit der Realität der einzige Beweis ist den es braucht ... und die Realität ist ja offensichtlich vorhanden, als Ausprägung einer bewussten Sprache, von der sämtliche Wissenschaftssprachen einzig Teile sind.

    Ein Zitat aus einem genialen Buch dazu:

    ''Sprache braucht demnach nicht nur Bedeutungsträger, sondern in erster Linie Sprachverwender in sozialen Kontexten einer realen, geschichtlich gewachsenen Lebenswelt ( Austin 1972, Apel 1976, Searle 1977 ). Es kann keine exakte Wissenschaftssprache geben, weil sich auch Wissenschaftssprachen letztlich auf diese reale Lebenswelt beziehen müssen, um gerechtfertigt werden zu können. Wissenschaftssprache ist deshalb immer nur vorläufig, weil sie keine 1:1 - Abbildung der realen Wirklichkeit leisten kann, sondern sich (,,in the long run'') im Diskurs der Wissenschaftsgemeinschaft immer neu bewähren (begründen und rechtfertigen) muss (Apel 1975), Bedeutungen von Ausdrücken ergeben sich nicht aus der syntaktischen Struktur, sondern je nach Verwendungszusammenhang, in dem Zeichenverwender Ausdrücke gebrauchen.''

    Günther Witzany - Biokommunikation und natürliche Bearbeitung genetischer Texte - S. 33

    Gruß IP

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    1. Ich bedanke mich für deinen Kommentar, Guido.
      Es ist wirklich so: Mit der Akzeptanz für die Subjektivität von Realität (bzw. des jeweils wahrgenommenen Realitätsauschnitts) werden empirische Beweise mangels Objektivierung hinfällig.

      Der Zusammenhang zwischen Realität und Sprache ist faszinierend, obwohl ich zugebe, darin bislang eine Art Kalibrierungssystem aus Metaphern gesehen zu haben. Naja, in Bezug auf die Sprachverwendung in der Wissenschaft trifft dies ja immerhin zu.

      Das Buch von Witzany werde ich mir besorgen, denn Biokommunikation ist einer meine vielen blinden Flecken..

      Viele Grüße,
      George

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  2. Ich habe mich letzte Zeit mit dieser Thematik befasst, und es scheint, das sich in diesem Denkansatz der Schlüssel zu allem Verständniss befindet. Die herkömmliche Naturwissenschaft ist für mich eine noch dazu "Trostlose" Sackgasse - alleine das Qualia-Problem stellt diese an sich schon auf den Kopf oder, zeigt vielmehr, das man die paar Naturgesetzte, welche man bisher entdeckt hat, nicht das Ende der Fahnenstange darstellen. Kurz - ist das, was bisher in den Schulbüchern steht zu 100% wahr, gibt es keine Qualia, weder "eingebildet" noch "real". Philisopie und Wissenschaft Getrennt voneinander zu Betrachten nach traditionellen Verständnissen konnte eh nie zu einem Ergebnis führen. Philosopie pur ist zu Abgefahren, Wissenschaft Tot und je nach tatsächlicher Realität/Grundlagen müste das dann zwingend zu Verfälschungen führen.

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    1. Vielen Dank für diesen Kommentar. Die bekannten Naturgesetze beschreiben lediglich den sichtbaren bzw. messbaren Teil unserer Realität und sind insoweit alles andere als vollständig; das sehe ich auch so.
      Mit der Qualia-Thematik habe ich mich bisher kaum befasst; von daher kann ich derzeit nur lebhaft nachempfinden, dass zwanghafte Objektivierung von Sachverhalten lediglich Kontroversen auslöst, aber nicht zwingend zur Wissensbildung beiträgt.

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