Turiner Grabtuch – Fake oder Glaubenszeugnis?
“Fake!” wäre bis vor kurzem meine knappe (und wohl eher dümmliche) Antwort auf diese Frage gewesen, motiviert durch die Erinnerung an einen Zeitungseintrag über eine Materialdatierung, die das Alter des Grabtuches mit ca. 700 Jahren angab.
Das Turiner Grabtuch ist ein Leinentuch, gut 4 Meter lang und 1,10 Meter breit, das ein beidseitiges Ganzkörper-Abbild (bzw. ein ‘fotografisches Negativ’) eines Menschen zeigt. Es wird in einer Seitenkapelle des Turiner Doms aufbewahrt.
Die intensive Debatte über den Ursprung des Tuches zwischen Theologen, Historikern, Forensikern und anderen Forschern hält bis heute an. Vielen Gläubigen betrachten das Turiner Tuch als das Grabtuch, in dem Jesus von Nazareth nach der Kreuzigung begraben wurde.
Der Begriff der ‘Fälschung’ ist eher irreführend, denn bis heute ist weder die Technologie der Bildherstellung noch der Urheber des Abbildes mit Sicherheit erwiesen.
Das Thema "Turiner Grabtuch" erhält eine völlig andere Betrachtungsweise, wenn angenommen wird, dass niemand auferstanden ist, sondern ein Körper zerstört wurde. Ich erinnere an Thoms Vers 71 und gebe dazu folgenden Kommentar.
AntwortenLöschen(71) Jesus sprach: Ich werde [dies?] Haus [zerstören]. und niemand wird es [wieder] aufbauen können.
Von welchem Haus spricht Jesus? Die Juden waren sich seinerzeit angeblich nicht einig, ob er vom Tempel oder seinem Körper sprach. Laut Mark.14.58 gaben die Juden zu diesem Thema ein falsches Zeugnis: „Wir haben gehört, dass er sagte: Ich will den Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Händen gemacht sei.“ War es falsches Zeugnis oder Missverständnis? Hier im Thomas-Evangelium wird zwar von der Zerstörung, aber weder von 3 Tagen noch irgendeiner Erneuerung gesprochen.
Dieser Spruch reizt, wieder einmal grundsätzlich über die ganze Auferstehungsgeschichte nachzudenken. Warum musste Jesus auferstehen? Dazu noch aus dem Fleische, das nach seinen Worten, zu nichts nütze ist. Wie soll der Gott der Lebenden, den schon David seinen Herrn nannte, nur einen Wimpernschlag lang tot gewesen sein? Der am Kreuze spricht: „Noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ Für was benötigt der Herr allen Seins, nach seiner Tat am Kreuze, noch seinen Körper? Er benötigte ihn noch nicht einmal - wie der Mensch - als Durchgangsstation um zu Werden (Vers 42). Gott ist vollkommen von Ewigkeit und muss nichts werden. Er hat wie kein anderer mit seiner Liebe zu den Menschen bewiesen, dass er trotz seiner Macht über die ganze Schöpfung, auf äußerliche Herrschaft verzichten kann. Von was soll er auferstehen, wenn er von Ewigkeit der Lebende ist. Selbst wir unscheinbaren Erdenmenschen erwarten, wenn wir von dieser Erde scheiden, von ihm Leben in seinem Reich – nicht Tod. „Wer an mich glaubt, wird leben.“ Es ist daher logischer, wenn der Lebende von Ewigkeit von seinem Körper sagt: ich werde dieses „Haus“ zerstören. Als Grund reicht aus, dass mit seinem Leib nicht Unfug getrieben werden sollte. Weshalb nach 3 Tagen auferstehen und vorher gemäß katholischem Glaubensbekenntnis noch rasch zur Hölle absteigen? Welcher Hölle? Er ist doch auf dieser Erde zu Tode gekommen. Wohin soll er noch weiter absteigen? Hier erlebte er die Erfüllung seines Abstiegs, den er mit dem Satz besiegelt: „Es ist vollbracht“.
Jesus erklärt schon vor seinem Leiden, weshalb die Folterknechte in töten konnten. Im Johannes-Evangelium steht, Joh.10,17-18: „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich’s wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Ich habe die Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Solch Gebot habe ich empfangen von meinem Vater“. Trotz seines Sterbens am Kreuz darf jeder Gläubige unbeschwert singen: „Jesus lebt und darum auch ich.“ (Text: Christian Fürchtegott Gellert) Dass er nur den Hauch einer Sekunde tot war, dass kann glauben wer will. Es wird Zeit, dass die Hüter der katholischen Lehre die Konstruktion ihres Lehrgebäudes noch einmal gründlich überdenken. Sie haben auf Sand gebaut!
Plausibler wäre: Er wurde gekreuzigt, sein Leib in Tücher gehüllt und von ihm zerstört. Er zeigte sich in einer Gestalt, die nicht von der Frau geboren wurde (Vers 15). Wie die Seele wahrgenommen werden soll, ist noch ein Geheimnis. Vielleicht liefert Vers 84 eine Spur.
Interessant sind in diesem Zusammenhang die interdisziplinären wissenschaftlichen Untersuchungen des Turiner Grabtuches (1987). In dem Buch von Werner Bulst und Heinrich Pfeiffer meinen Physiker, am ehesten wäre zu erklären, dass unter enormer Hitze in Bruchteilen von Sekunden ein Bildnis in das Leintuch eingebrannt wurde. Die Wissenschaftler können die rätselhafte Entstehung dieses Abbildes bis heute noch nicht erklären, so dass die Menschheit mit diesem Tuch noch einige Zeit beschäftigt sein dürfte. Einwandfrei geklärt wurde dagegen, dass es sich auf jeden Fall um kein gemaltes Bildnis handeln kann.
Vielen Dank für diese überaus interessanten Denkanstöße.
AntwortenLöschenIn Bezug auf das katholische Denk- und Lehrmodell stimme ich zu.
Ich nehme an, die beiden Versangaben im vorletzten Abschnitt beziehen sich auf das EvThom:
15. "Jesus spricht: 'Wenn ihr einen seht, der nicht von einer Frau geboren wurde, werft euch nieder auf euer Angesicht und huldigt ihm. Jener ist euer Vater'."
84. "Jesus spricht: »Wenn ihr euer Abbild seht, freut ihr euch. Wenn ihr aber eure Bilder sehen werdet, die vor euch entstanden – weder können sie sterben noch erscheinen –, wie viel werdet ihr ertragen?"
Den Vers 84 des Thomas-Evangeliums habe ich für mich stets auf eine Widerverkörperung bezogen, die im Umfeld der Gnosis durchaus ein Element deren Theologie war.
Ich mag mich da irren, doch der Gedanke an die bereits durchlaufenen Leben und das darin gezeigte Verhalten könnte sich sehr wohl als erschreckend, wenn nicht unerträglich erweisen.
Darum sei es eine Gnade Gottes, sagen Befürworter einer christlichen Reinkarnation (für mich keinesfalls ein Widerspruch!), dass wir uns an frühere Leben nicht erinnern können.
Seele ist meiner Ansicht nach untrennbar verbunden mit Identität, d.h. mit geistigen Merkmalen, die über mehrere Inkarnationsperioden hinweg erhalten bleiben.
Bezogen auf das Grabtuch von Turin gehe ich auch von einer plötzlichen Freisetzung großer Energie aus; an eine Bemalung des Leinens ist nach den jüngsten Forschungsergebnissen jedenfalls nicht mehr zu denken.
Viele Grüße
George