Samstag, 3. März 2012

Hexenkind - Folter im Namen Jesu

Es soll keineswegs so getan werden, als beschränke sich religiöser Extremismus und Fanatismus vorwiegend auf das Handeln der Muslime in Deutschland bzw. Europa.

Weit mehr als die teilweise extremen Parolen der Salafisten um den zum Islam konvertierten Ex-Boxer Pierre Vogel erschrecken mich Phänomene, von denen ich naiverweise angenommen hatte, sie gehörten endgültig der Vergangenheit an:

Die ‘Teufelsaustreibung im Namen Jesu’ an Kindern ist solch ein Phänomen, das in jüngster Zeit auch Europa erreicht. Wenn in diesem Zusammenhang von “Heimsuchung und Erlösung” die Rede ist, vermag ich nur die Heimsuchung zu entdecken.

Die Opfer sind oft Kinder von Mitgliedern freier evangelikaler Kirchen, die aus armen afrikanischen Ländern stammen und heute in Europa leben: In England wurden mehrere Fälle schwerer Misshandlung bekannt, zuletzt starb ein Kind nach einer wochenlangen Tortur. Die Täter sind meist Verwandte, auch die eigenen Eltern, die mit dem Segen evangelikaler Erweckungsgruppen handeln.
Die britische Polizei vermutet, dass bereits Kinder in den Kongo verschleppt werden, um dort exorziert zu werden. Der Londoner Religionssoziologe Richard Hoskins und Afrika-Experte wird von Gerichten und der Polizei beauftragt, plötzlich verschwundene Kinder zu suchen, in den Kongo. Dort sucht er unter anderem nach Londris, einem zehnjährigen Jungen, der in England als Sohn kongolesischer Eltern geboren wurde.

Die nachfolgende Dokumentation ‘Hexenkind’ begleitet Richard Hoskins auf einer seiner Reisen in den Kongo. Es wird deutlich, dass dort evangelikaler Glaube vermischt wird mit dem früheren Animismus der afrikanischen Einwohner zu einer Sündenbocktheologie, in welcher "Kindoki" (der ‘Teufel’) sehr lebendig ist.

  • Combat Spirituel oder Fondation Olangi-Wosho (F.O.W.)  ist eine religiöse Gruppe der Pfingstbewegung mit Schwerpunkt in der Republik Kongo sowie Ablegern in Europa. Sie geriet wiederholt wegen teils gewaltsamer Exorzismusriten an „Hexen-Kindern“ in die öffentliche Kritik. Ihr wohl bekanntester Anhänger ist Joseph Kabila, Präsident des Kongo.

Reichen strenges, mehrtägiges Fasten und Waschungen für einen ‘erfolgreichen’ Exorzismus von Kindern nicht aus, kommen härtere Maßnahmen zur Anwendung – bisweilen mit tödlichem Ausgang.

Der Film zeigt zugleich den Alltag einer durch Bürgerkrieg, Korruption und Armut aus den Fugen geratenen Gesellschaft. In ihrer Verzweiflung fliehen die Menschen in die Religion, um dort eine vage Hoffnung zu finden doch sie werden auf erschreckende Weise vor allem mit dem Teufel konfrontiert. 

Offenbar handelt es sich hierbei nicht um eines der üblichen Schauermärchen der Boulevard-Presse; denn auch der SPIEGEL berichtet im Januar 2012 über einen dieser Fälle: Der 15-jährige Kristy sei von seiner Schwester und deren Freund Ende 2010 brutal ermordet worden, weil sie ihn für einen Hexer hielten. Nun müssen sie sich vor dem Zentralen Strafgerichtshof verantworten.

Abschließender Kommentar im Film: “Der Westen hat Afrika das Christentum gebracht – und jetzt kehrt es in seiner dunkelsten Form zurück, nach Europa.”

 

Für Kinder ist dieser Film nicht geeignet!

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