Dienstag, 14. August 2012

Der ‘Beweis’ biblischer Wahrheiten–ein religiöser Zirkelschluss?


Wann immer ich Artikel mit Tags wie ‘Gottesbeweis’ oder ‘Warum die Bibel 100% wahr ist’ entdecke, lese ich diesen meist mit recht großem Interesse. Besonders dann, wenn archäologische Ausgrabungen (vgl. Archäologie Palästinas) oder die Analyse alter Schriften (vgl. Qmran, Nag Hammadi) biblische Aussagen stützen sollen.
Es kommt aber vereinzelt vor, dass ich nach dem ersten Drittel entnervt aufgebe – wenn die vorgefundene Argumentation einen typischen Zirkelschluss aufweist und sinngemäß nur erklärt: 'Die Bibel ist das Wort Gottes - sie ist wahr, weil in der Bibel steht, dass sie wahr ist.'
Bibeltreue Christen vertreten offensiv ihren Anspruch, dass die vollständige Bibel ausnahmslos von Gott inspiriert sei. Als Beweis hierfür zitieren sie gerne Bibelpassagen (z.B. Worte Jesu), die eben dies ausdrücken sollen. Unterstützend werden tausende Prophetien angeführt, die sich vorgeblich erfüllt haben.


Ein Zirkelschluss oder Zirkelbeweis ist ein “Beweisfehler, bei dem die beweisenden Behauptungen das erst noch zu Beweisende schon enthalten.”

Diese Art der Argumentation beruht darauf, dass man etwas als wahr annimmt (= eine noch beweisbedürftige Prämisse aufstellt) und diese noch unbewiesene Aussage selbst als Voraussetzung einsetzt, um damit weitere Aussagen als offensichtlich wahr darzustellen.
In eine geschickten Argumentationsketten kann dieser Selbstbezug auch über mehrere Stufen erfolgen, sodass der Zirkelschluss nicht (sofort) offensichtlich wird und mitunter schwer zu entdecken ist.


Wird der fehlerhafter Charakter einer solchen Beweisführung dann offen gelegt, schädigt er nicht zuletzt die Glaubwürdigkeit dessen, was bewiesen werden sollte – eigentlich ist dies ebenso unschlüssig wie der Zirkelschluss an sich. Mit anderen Worten: Eine unzulässige Beweisführung kann ebensowenig belegen, dass die Bibel unwahr sei.


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