Mittwoch, 22. Februar 2012

Gibt es uns wirklich? - Und wenn ja - warum?

Was wir immer noch nicht wissen...

Einem Lehrer fiel es vor 400 oder mehr Jahren vermutlich leichter als heute, den endlosen Warum?-Frage seiner Schüler zu entkommen: Wurde es ihm zu bunt, durfte er sich jederzeit in eine absolute Aussage flüchten, z.B. "Nur Gott weiß, warum wir existieren." Und natürlich "Die Wege des Herrn sind unergründlich."

Heute gestattet uns ein relativer Pluralismus, alternative Erklärungsmodelle für den Kern und Ursprung dessen zu entwickeln, was wir 'Wirklichkeit' nennen. Ein neues Killerargument hat das frühere teilweise ersetzt: wer Gott außen vor lassen und die Warum?-Fragen dennoch abwürgen möchte, spricht statt dessen evtl. von der Singularität im Moment des Urknalls:


 "Und was war davor?"
 "Gibt es nicht...is' nich' definiert...!"

Wie Descartes und andere längst erkannt haben, bedingt die Tatsache, dass wir uns solche Fragen stellen und über unseren eigenen Ursprung nachdenken, eigentlich nur eines - ein (Selbst-)Bewusstsein:

Ob wir und die Materie um uns herum in etwa so beschaffen sind, wie es den Anschein der Wahrnehmung hat, ist zumindest fraglich. Wie in dem Matrix-Beitrag dargelegt, haben wir objektiv keine Möglichkeit der exakten Bestimmung, ob wir uns selbst nur erträumen oder nicht. Wir wissen nur: Ebenso wie der 'reale' Beobachter existiert auch der 'Träumer' - und er kann nicht bewusst auswählen, was er träumt und innerhalb welcher Rahmenbedigungen.
Die u.a. Filmdokumentation fasst mehrere Perspektiven zusammen und versucht, diese zu integrieren und zu interpretieren. 
Was ich dabei nach wie vor nicht verstehe: wie sollte das Wissen über Verlauf und Wesen des Urknalls eine Antwort auf die im Titel gestellte Frage liefern - wo, wie und was unsere Realität denn nun ist?
Auch wenn ich den Ursprung von Universum, Materie und Leben kenne, weiß ich immer noch nicht, ob ich diesen Ursprung 'träume'! Ein Multiversum mag ebenso real und 'materiell' sein wie ein einziges, zyklisches oder azyklisches Universum. Man kann es sich so einfach machen wie scheinbar "Paul Watzlawick:  
"Sogenannte Wirklichkeit ist das Ergebnis von Kommunikation."  
Doch erfährt man, wenn man diesen Weg verfolgt, mehr über die Wahrnehmung und ihre Tradition, d.h. Weitergabe durch die Generationen - als über die Beschaffenheit dessen, was wir da eigentlich wahrnehmen und woraus wir unser Bild konstruieren.



Realität von beobachteten Quantensystemen

Anstatt in Ferne und Vergangenheit zu schweifen, mag die mikroskopische Untersuchung, z.B. in der Quantenphysik einen gewissen Erkenntnisfortschritt ermöglichen - wie die Feststellung, dass der Beobachter zwangsläufig mit dem Gegenstand seiner Beobachtung interagiert.


Die Physik betrachtet im allgemeinen einen Beobachter als unterscheidbar von einem beobachtbaren Phänomen: Eine mathematische Beschreibung es zu Boden fallenden Steins muss bei Anwesenheit eines Beobachters nicht modifiziert werden; er Stein fällt gleich schnell und 'heftig' - ob jemand zuschaut oder nicht. Diese Voraussetzung lässt allgemeine Annahmen und Formeln (ein "Modell") und im Idealfall auch Vorhersagen zu, welche durch direkte Beobachtung oder in einem Experiment verifizierbar sind.

Wenn aber die Grenze zwischen Beobachter und dem beobachteten Objekt/System/Experiment nicht klar festgelegt ist, ist die Ableitung allgemeingültiger Vorhersagen infrage gestellt...der Untersuchungsgegenstand ist nicht länger ungestört.
Doch eben dieses Problem tritt in der Quantenphysik auf: Die Unterscheidbarkeit zwischen Beobachter und dem beobachteten Objekt bzw. System ist offenbar in der Skala (sub-)atomarer Teilchen und einfacher Moleküle nicht mehr gegeben: Dieser Einfluß ist sogar gewöhnlich so groß, daß er das Messergebnis zerstören kann.
Solange ein Elementarteilchen oder ein subatomares System nicht beobachtet wird, bildet die es Summe möglicher Wahrscheinlichkeiten zwischen Teilchen- und Wellenform - ein sog. Quantensystem. Wie ein Quantensystem 'wirklich' beschaffen ist, werden wir wohl nie erfahren, es kann schließlich nicht 'ungestört' beobachtet werden. Sobald eine Beobachtung (=Messung) erfolgt, zeigt sich die Wellen- oder Teilchennatur der subatomaren Teilchen. Übrigens lässt sich die Erscheinungsform durch die gewählte Beobachtungsmethode festlegen!

Zwar kann ein Quantensystem mathematisch exakt beschrieben weren, doch stellen diese sog. Wellenfunktionen stets eine Überlagerung aller möglichen Messergebnisse dar.


Die Wellenfunktion beschreibt in der Quantenmechanik den Zustand eines Elementarteilchens oder Systems subatomarer Skalierung von Elementarteilchen im 'Ortsraum'; sie impliziert eine Beschreibung aller Informationen einer Entität oder eines ganzen Systems (→ Kopenhagener Deutung, eine Interpretation der Quantenmechanik n. N. Bohr u. W. Heisenberg, → Schrödingergleichung)

Wird das Quantensystem "gestört" (durch Messung/Beobachtung), so "kollabiert" die Wellenfunktion: einer der vorherigen parallel beschreibbaren Überlagerungszustände manifestiert sich und konkretisiert die Lösung der mathematischen Gleichung. Diese aus vielen Wahrscheinlichkeiten hervortretende, manifestierte Zustand entspricht dann dem, was wir als "Wirklichkeit" bezeichnen. "Wahrscheinlichkeitswellen brechen zu einem Ereignis zusammen..."
Wie lässt sich dies verstehen?

Was wir normalerweise "Realität" nennen, ist das Resultat kollabierter Wellenfunktionen, also die Konkretisierung einer aus einer Vielzahl unterschiedlich großer Wahrscheinlichkeiten. Das 'gesamte Potenzial der Realität' auf der Quantenebene entspricht aber der Gesamtheit aller Wahrscheinlichkeiten.

Doch wie verhält es sich, 'wenn niemand hinsieht', d.h. ohne Einfluss eines Beobachters. Welche "Realität" entspricht den noch überlagerten Wellenfunktionen, bevor sich eine von ihnen manifestiert hat?
Für die Interpretation des Verhaltens von Qunatensysteme bestehen - vereinfacht dargestellt - zwei Standpunkte:
  • Es gibt "in Wirklichkeit" eine definierbare Position und Geschwindigkeit von Elementarteilchen. Heisenberg's Unschärferelation würde in diesem Fall lediglich besagen, dass wir nicht beides gleichzeitig messen können.
  • Die Realität des Elementarteilchens (Position und Geschwindigkeit) wird erst durch die Messung/Beobachtung des Elektrons geschaffen.
Beide Alternativen sind wenig befriedigend, auch deshalb soll diese Überlegung soll hier nicht zu weit getrieben werden - sie ist ebenso abstrakt wie die eigentümlich anmutende Frage, ob der Mond noch da ist, wenn niemand ihn anblickt... die konkrete Bedeutung solch einer 'Quantenrealität' für unsere Alltagswirklichkeit ist schwer erkennbar...:
"Während die menschliche Intuition - und ihre Erscheinungsform in der klassischen Physik - eine Wirklichkeit entwirft, in der die Dinge stets eindeutig entweder so oder so sind, beschreibt die Quantenmechanik eine Wirklichkeit, in der die Dinge manchmal von einem Dunstschleier umgeben sind, in dem sie teils so und teils so sind." Brian Greene
Der Zeitpfeil - die Asymetrie zeitlicher Abläufe
Wie aber sieht es mit der erfahrbaren Realität aus, also der Summe dessen, was nicht nur der Quantenexperte, sondern jeder von uns als real und alltäglich erlebt? Ein wesentlicher Aspekt unserer so alltäglichen Wirklichkeit ist der 'Zeitpfeil ' - die Asymetrie zeitlicher Abläufe.
Der Zeitpfeil steht für die Vorstellung einer eindeutigen und gerichteten Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Jeweils verschiedene Bedeutungen verbinden sich mit dieser Vorstellung in den Wissenschaften, aber auch im Alltag: Objekte und Prozesse schreiten sich mit/in der Zeit in eine bestimmte Richtung fort, die unumkehrbar ist. Offensichtliche Beispiele hierfür sind die Alterung von Lebewesen bis hin zu ihrem physischen Tod, das Denaturieren von Eiweißen ab einer Temperatur von ca. 42 Grad oder einfach das Abbrennen und Schmelzen einer Kerze.

Diese Asymmetrien dominieren unser ganzes Leben und prägen m.E. die Perspektive, aus der wir unser Dasein betrachten:
"Die Unterscheidung zwischen vorwärts und rückwärts in der Zeit ist ein bestimmendes Element der Erfahrungswirklichkeit."
Bestünde eine Symmetrie des Zeitpfeils in Vergangenheit und Zukunft, hätten wir es mit einer diametral anderen Lebenswirklichkeit zu tun: Wir hätten genauso umfangreiche Erinnerungen an die Zukunft wie an die Vergangenheit; der Lebensverlauf von der Geburt über Altersstufen bis zum Ableben wäre nicht vorhanden bzw. nicht selbstverständlich usw.

Diesem Phänomen kommt im Hinblick auf die Frage 'Reale oder geträumte Wirklichkeit?' einige Bedeutung zu. Für mich persönlich ist gerade dieser Zeitpfeil ein wesentlicher Knackpunkt im Verständnis von Realität: In vielen Weltanschauungen und spirituellen Lehren wird dargelegt, die Zeit sei eine Illusion und 'in Wahrheit' fände alles jemals Geschehene im Jetzt (=in diesem, einzigen, ewigen Augenblick) statt. Ich möchte nicht so anmaßend sein, dies zu bezweifeln, aber ich verstehe den Grund dieses (scheinbaren?) Widerspruchs noch nicht: Weshalb findet sich der Zeitpfeil als zentrale Eigenschaft unserer Wahrnehmung nicht in den Naturgesetzen wieder?

Aus Sicht der Naturwissenschaft besteht kein Gesetz als Ursache für diese Asymmetrie der Zeit! Wenngleich der Zeitpfeil für uns die fundamentalste Eigenschaft der Zeit überhaupt ist, wird jede Zeitrichtung - 'vorwärts wie rückwärts' - von den Naturgesetzen völlig gleich behandelt.
"Das ist der Ursprung eines großen Rätsels. In den fundamentalen Gleichungen der Physik gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, dass sie eine Zeitrichtung anders als die anderen behandeln, und das befindet sich in völligem Gegensatz zu allem, was wir erleben."
Brian Greene - Der Stoff, aus dem der Kosmos ist
Greene stellt fest: Um die überzeugendste Lösung für diese Abweichung zwischen Physik und Erfahrung zu finden, sei man dazu gezwungen, sich dem Anfang des Universums zuzuwenden (der Kreis schließt sich ... allmählich...):

Die einzigartigen physikalische Bedingungen zu Beginn des Universums (eine extrem geordnete Umwelt während oder kurz nach dem Urknall) habe der Zeit eine Richtung aufgezwungen - ähnlich einer Uhr, die man aufzieht und dadurch ihre Feder in einen extrem geordneten Ausgangszustand bringt und somit erzwingt, dass sie vorwärts ticken wird...

Gelöst ist das eigentliche Rätsel (das Fehlen eines Naturgesetzes für den unumkehrbaren Zeitpfeil) damit aber auch nicht, es wurde lediglich in die Kosmologie verlagert und durch eine Analogie veranschaulicht. Eher wurde das Rätsel noch ein Stück komplexer: Die seit den 70er Jahren gefeierten Urknallmodelle liefern keine Erklärung, warum das Universum in seinen allerersten Anfängen einen so extrem geordneten Zustand aufgewiesen haben könnte - was die Erklärung des Zeitpfeils ja ausnahmsweise voraussetzt.

Greene gibt zu, was Hawking ('Unser Universum brauchte keinen Schöpfer, um zu entstehen') verschweigt:
"Der theoretischen Physik fehlen (an der Schnittstelle zwischen Relativitäts- und Quantentheorie) die mathematischen Werkzeuge, gerade die erste Phase des Urknalls zu analysieren, die zudem Experimenten nicht zugänglich ist. 
Da Raum und Zeit sehr eng mit diesem noch unzugänglichen Ursprung des Universums verflochten sind, werden wir Raum und Zeit nur vollständig verstehen, wenn wir Gleichungen finden, welche die extremen Bedingungen (nicht Sekundenbruchteile nach, sondern zum Zeitpunkt des) Urknalls bewältigen. Vor diesem Hintergrund hat der Wettlauf zur Entwicklung einer sog. vereinheitlichten Theorie, einem allumfassenden Erklärungsmoell, längst begonnen."

Vereinheitlichte Wirklichkeit?
Wie aber steht es um das Bemühen der Physiker um eine Beschreibung der Natur, durch die unterschiedliche, auf den ersten Blick unvereinbare Erscheinungen tatsächlich von einem einzigen Satz physikalischer Gesetze bestimmt werden?

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, zeigen doch die vielversprechensten Modellansätze - Superstringtheorie und M-Theorie - dass unsere 'wirkliche Wirklichkeit' sich aus neun bzw. 10 räumlichen Dimensionen plus einer zeitlichen Dimension zusammensetzen könnte. Sollte sich dies bewahrheiten, wird eine irritierende Erkenntnis unausweichlich: bisher haben wir nur einen kläglichen Ausschnitt der Wirklichkeit wahrgenommen ...oder um mit Greenes Worten zu sprechen, die uns vertraute Wirklichkeit sei nur ein zarter Schleier, der über eine dicht und reich gewebte kosmische Struktur gebreitet ist.

An unserer sinnlichen Wahrnehmung wird sich ohnehin kaum etwas ändern, denn diese theoretischen Raumdimensionen sind unsagbar winzig.

Die Abweichung zwischen begrenzter Wahrnehmung und der Reichhaltigkeit allen Seins ist in ihrem Ausmaß zwar immer wieder erstaunlich - aber nicht neu an sich. Wir können aus dieser Tatsache in Verbindung mit neurobiologischen Untersuchungen (z.B. des Sehvorgangs) mit Sicherheit schließen, dass unser Gehirn eine persönliche Realität konstruiert. Aus dem Phänomen des Zeitpfeils erkennen wir, dass neben der Wahrnehmung auch unser gesamtes Realitätsverständnis erheblich von dem abweicht, was sich naturwissenschaftlich beschreiben lässt.


Zurück zur Ausgangsfrage...

Doch  die Kernfrage - 'geträumte oder reale, materielle Wirklichkeit?' - bleibt weiterhin unbeantwortet. Mir persönlich hilft an dieser Stelle erst mal ein unvollkommenes Konstrukt weiter:
  • Träume lassen sich in gewisser Weise mit einem Film vergleichen: Beide sind reproduzierbar und sie sind in hohem Maße modifizierbar:
    Einen Film oder einen Traum über ein zerbrochenes Ei kann ich so weit verändern, dass da Ei zuerst zerbrochen war und später wieder intakt ist. Im Film verändere ich die
    Reihenfolge der Bilder, beim Traum ist es etwas schwieriger - aber mit einiger Übung und Willensanstrengung ebenfalls möglich, dass ich mich zum Schluss über ein vollständig wiederhergestelltes Ei freue. Mit anderen Worten: in einer imaginären, ohne materiellen Bezug konstruierten Realität existiert der Zeitpfeil nicht zwangsläufig.
  • In der Erlebenssphäre, die ich für meine 'wahre Realität' halte, gilt der Zeitpfeil. Er kann nicht außer kraft gesetzt werden und die zeitliche Abfolge wesentlicher Daseinselemente bleibt irreversibel. Das Ei bleibt kaputt und ein verstorbener Körper bleibt tot (Grenzfälle außen vor gelassen).
    Wenn wir mal Schrödingers Katzenkiste ignorieren, ist es außerdem nicht vorstellbar, dass bestimmte Zustände gleichzeitig bestehen: der Körper eines mehrzelligen Lebewesens kann nicht gleichzeitig lebendig und tot sein, und das Ei kann ebenfalls nur einen eindeutigen Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt einnehmen.
Aus den vorgenannten Unterschiedlichkeiten glaube ich schließen zu können, dass meine gegenwärtige Realität nicht erträumt ist, sondern erkennbar einen realen, materiellen Aspekt hat. Zumindest existieren Fakten, die ich innerhalb meines subjektiven Realitätssystems offenbar nicht beeinflussen kann. Dennoch erscheint es mir wahrscheinlich, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt (etwa nach dem physischen Tod) in einen anderen Zustand (eine veränderte Realität) eintrete, für den sehr wohl abweichende Gesetze gelten mögen.

In einer geistigen, allein dem Bewusstsein zugänglichen Wirklichkeit muss nicht zwingend eine Zeit(folge) bestehen; m.E. sprechen Anzeichen dafür, dass die Zeit allein in der materiellen Welt notwendige Funktionen besitzt.
Zugegeben: Bewiesen ist damit selbstverständlich rein gar nichts. Die Vorstellung von einer illusionären, wenn auch höchst realistisch anmutenden Realität lässt sich letzten Endes nicht widerlegen.



Sisyphos und die Sinnsuche
So viel Komplexität zwischen Wissenslücken, deren Erfassung ebenso komplex ist - welche Chance hat ein Laie wie ich mit typisch 'gefährlichem Halbwissen' in diesem Dschungel denn überhaupt, sich auch nur ein rudimentäres Realitätsverständnis zu erarbeiten?

Albert Camus (Der Mythos von Sisyphos) meint in diesem Kontext: Als Sisyphos auf alles verzichte, was jenseits seiner unmittelbaren, persönlichen Erfahrung lag, und aufhörte nach dem tieferen Sinn von Allem zu suchen, habe er triumphiert. Doch was bedeutet dies konkret? Sich durch krampfhaftes Nicht-über-den-Tellerrand-Hinausblicken mit dem oberflächlichen Schein zu begnügen und so eine relative Pseudo-Zufriedenheit anzustreben?
Solch eine 'Sicherheit' würde sich allein auf die fragwürdige Hoffnung gründen, das Ausbleiben neuer Impulse werde auch neuerliche Verunsicherungen umgehen. Dem ziehe ich das gegenwärtige Halbwissen eindeutig vor, weil es wenigstens ein theoretisches Wachstumspotenzial hat!

Und doch schmunzele ich über meinen Wunsch, mögliche Antworten "Fragen nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ (42 ?!?) zu verstehen, während Greene dieses Ansinnen für die Spezies Mensch so charakterisiert:
"Für eine Tierart, die nach kosmischer Zeitrechnung gerade erst den aufrechten Gang gelernt hat, ist die Aufgabe wahrhaft gewaltig."
Werden wir jemals über das Stadium der interpretierenden Projektion von Wirklichkeit aufgrund subjetiver Wahrnehmungsfragmente hinaustreten und erkennen können, 'was wirklich ist'? Es verwundert es nicht, dass auch der eingangs erwähnte Paul Watzlawick im wesentlichen bei der Diagnose verharrt, wie merkwürdig das Verhältnis von uns Menschen zu 'unserer' Wirklichkeit doch sei:
Seiner Auffassung nach ist "...das wacklige Gerüst unserer Alltagsauffassungen der Wirklichkeit im eigentlichen Sinne wahnhaft, und wir sind fortwährend mit seinem Flicken und Abstützen beschäftigt - selbst auf die erhebliche Gefahr hin, Tatsachen verdrehen zu müssen, damit sie unserer Wirklichkeitsauffassung nicht widersprechen, statt umgekehrt unsere Weltschau den unleugbaren Gegebenheiten anzupassen." 
Ferner sei der Glaube, es gäbe nur eine Wirklichkeit, die gefährlichste all dieser Selbsttäuschungen; vielmehr gebe es zahllose Wirklichkeitsauffassungen, die teilweise sehr widersprüchlich zueinander seien - sie alle seien das Ergebnis von Kommunikation und nicht der Widerschein ewiger, objektiver Wahrheiten... 
Wenn das so stimmt, hätte ich gerne mal mit Kaspar Hauser gesprochen... ;-)


Dokumentation: Was wir immer noch nicht wissen




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