Sonntag, 12. Februar 2012

Stichwort: Apokalypse

Auch im Jahr 2012 hat der Begriff Apokalypse (Offenbarung) nicht viel mit dem 'Ende von allem' zu tun, wenngleich der allgemeine Sprachgebrauch, u.a. Metaphern wie "apokalyptische Zustände", die Assoziation von 'Apokalypse' mit katastrophalen Ereignissen bis hin zum Weltuntergang fördert. 
Solche Vorstellungen kennen wir schon aus antiken Schöpfungsmythen wie z. B. dem sumerischen Gilgamesch-Epos. Gläubige bzw. religiöse Kreise nennen hier zuerst die biblische Offenbarung des Johannes - ich bewundere diejenigen, die hinter all den Metaphern über Plagen, Unglücke, vergehende Königreiche und Engeln mit Feuerschwertern den zweifelsohne vorhandenen tieferen Sinn erkennt. 


Tatsächlich bezeichnet Apokalypse (griech. „Offenbarung“, d.h. Erschließen oder Enthüllen von etwas bisher Verborgenem) eine literarischen Themenschwerpunkt, der sich Begriffen wie 'Erneuerung, Zeitenwende, Beginn eines neuen Zyklus (Weltzeitalters) oder Enthüllung göttlichen Wissens' umschreiben lässt. Mittels prophetischer Visionen enthüllt eine Apokalypse, einen in der Zukunft liegenden Endzustand, dem zugleich ein neuer Anfang innewohnt. Merkmale einer „Apokalypse“ finden sich oft in religiösen Werken, aber auch in säkularer Literatur, etwa im „Science Fiction -Genre. Mitunter als Reaktion auf konkrete historische Ereignisse (Sintflut?) schildern sie weitreichende Veränderungen und deuten sie geistlich, etwa im Sinne einer finalen Äonenwende und eines göttlichen Gerichtes. Historische Nationen, Personen und Ereignisse werden als Symbole und Bildmotive dargestellt.

So richtet sich die Offenbarung des Johannes (Offb 1,1) als letztes, durchgehend prophetisches Buch des Neuen Testaments in Briefform an sieben im Römischen Reich verfolgte christliche Gemeinden und weitere Kreise. Sie will den göttlichen Heils- und Erlösungsplan zu enthüllen und so die Gemeindemitglieder zu ermutigen, den römischen Kaiserkult abzulehnen und auf die Wiederkunft Christi als Endrichter zu hoffen. Rückgriffe auf die Prophetie des A.T. in bezug auf einen Erlöser untermauern den den Trost- und Hoffnungscharakter: In 16 Visionen wird das endzeitliche Geschehen auf der Erde kommentiert und der Schrecken der diesseitigen Bedrängnis wird die Herrlichkeit Gottes bzw. seines Reiches gegenübergestellt.
Ein Höhepunkt des Werkes liegt sicherlich in der Vollziehung vom Gericht Gottes über eine ungehorsame und sich gegen ihn auflehnende Menschheit, die sich dem dunklen Reich des Bösen zugewandt habe.
Die symbolhafte Bedeutung wesentlicher Elemente bzw. Akteure ('7 Siegel', 'Das Tier', Der Drache', das 'Erschallen von sieben Posaunen' - (nur) für Christen eine gute Nachricht, da sie das Reich Gottes auf Erden und die Rückkehr Jesu ankündigen soll, u.v.a.) wird nicht explizit eingeführt oder erläutert, sodass sich rückblickend ein recht breiter Interpretationsspielraum eröffnet.


Dieser Freiraum wurde und wird seit 2000 Jahren immer wieder genutzt, um in realen Ereignissen (vor allem drohende Katastrophen jeglichen Ursprungs) den Beginn der von Johannes avisierten 'apokalyptischen Endzeit' erkennen zu wollen. So gesehen ist es wenig überraschend, dass auch im Umfeld der Weltuntergangs-Spekulationen für das Jahr 2012 reger Gebrauch von der Johannes-Offenbarung, ihren Symbolen und Bildern gemacht wird. 
Ebenso werden einzelne Unglücksfälle wie der Atomunfall in Japan in diesen Kontext gerückt, wobei "Fukushima- Apokalypse" eine mehr als deplazierte Wortschöpfung ist. Mit einem 'Gericht Gottes' hat die Kernschmelze in mehreren Atomreaktoren erkennbar wenig zu tun (allein weil die Wirkung nicht primär ihre Urheber trifft, was bei den meisten menschengemachten Unglücken der Fall ist). Dem Anspruch religiöser Apokalypsen wie der von Johannes aber auch den betroffenen Opfern wird man so nicht gerecht, lediglich wird einer Katastrophe nach der anderen herausragende Bedeutung angedichtet.-

Gerade das deutschsprachige Wort 'Offenbarung' impliziert für mich den enthüllenden Charakter solcher Werke: Etwas zuvor Verdecktes, Unverständliches wird zugänglich und als Beginn einer entscheidenden Veränderung wahrnehmbar. Eher als die Apokalypse des Johannes verwirklichen die sog. Neu-Offenbarungen diesen intentionalen Aspekt: 
Bei ihnen handelt es sich um spirituelle Quelltexte neueren Datums, welche die ursprünglichen Glaubensschriften von Christentum, Islam und Judentum ergänzen. Für jede Menge Konfliktpotenzial sorgt allerdings der Umstand, dass die Inhalte mancher Neu-Offenbarung inhaltlich von den ursprünglichen Lehraussagen und dem überlieferten Glauben fundamental abweichen. Einordnung: Von einer Neuoffenbarung spricht man, wenn das betreffende Werk schriftliche fixiert und innerhalb der letzten 500 Jahre entstanden ist und mit der Behauptung einhergeht, dass seine Botschaft direkt göttlichen Ursprungs sei und keinesfalls vom Empfänger/Übermittler verändert wurde. 

Folglich sind die Reaktionen auf eine Neu-Offenbarung äußerst vielschichtig: Von ihren Befürwortern als gottgewollte Ergänzung (oder auch gottgewollten Widerspruch) zur bestehenden, traditionellen Lehre aufgefasst, erfahren sie durch orthodoxe, traditionelle Vertreter der Glaubensgemeinschaft oft kategorische Ablehnung. 
Resultierend entstehen nicht selten neue Bewegungen - wie zum Beispiel sei die Lorber-Bewegung, die seit 1924 aus dem Christentum hervorging und sich an den Kundgaben des Jakob Lorber orientiert. Solche Gemeinschaften positionieren und entwickeln sich oft unabhängig von der Ursprungs-Religion und werden dann von deren Anhängerschaft heftig bekämpft. 


So betrachten die großen christlichen Kirchen die göttliche Offenbarung mit der Entstehung des biblischen Schriften kurz nach der Auferstehung Jesu als abgeschlossen. Sie definieren die Menschwerdung Gottes als 'nicht mehr zu überbieten' und maßen sich insoweit an, den Willen Gottes genau zu kennen und zu vertreten. 
Vielleicht liegt ihr eigentlicher Sinn und Zweck vielmehr darin, den Menschen eine Hilfestellung zu geben, den wirklichen Sinn ihres irdischen Daseins zu erkennen. Dann wäre der Zeitpunkt ihres Erscheinens gut gewählt. Eine Besonderheit bilden hier die synkretistische Neuoffenbarungen, sie integrieren ("vermischen") Elemente östlicher Religionen sowie esoterischer Weisheitslehren und klassische Überzeugungen christlichen, islamischen oder jüdischen Ursprungs. Wenn allerdings eine christlich ausgelegte Glaubensauffassung sich mit den Prinzipien von Reinkarnation und Karma verbindet, betrachte ich dies als grundsätzlich positiv zu bewertende Weiterentwicklung, und nicht als Synkretismus.--
Über Jahrhunderte war die Apokalypse eine religiöse Idee. Längst ist sie eine technische Option.

Film: Die Bibel -Apokalypse

2 Kommentare:

  1. Wollte nur mal HALLO sagen. Hier hast Du Dich also versteckt ;-)
    Sieht gut aus. Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und keinen Spam-Ärger mehr. Bis demnächst.

    Gruß IP

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  2. Schön, von dir zu hören :)

    Versteckt habe ich mich nicht so wirklich, aber ich musste wirklich etwas tun, um nicht den Spass zu verlieren.

    Bis bald & liebe Grüße,
    George

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